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Home/Newscenter/Die MVP-Diskussion ist in vollem Gange: Wer ist mein wertvollster Spieler der Saison 2017/18?

Kochs NachschlagDie MVP-Diskussion ist in vollem Gange: Wer ist mein wertvollster Spieler der Saison 2017/18?

20. April 2018
Die Hauptrunde geht zu Ende, und unsere Basketballgemeinde diskutiert heiß darüber, wem welcher individuelle Award zusteht. Beginnen wir mit der wichtigsten Auszeichnung: Welche Kriterien sollten bei der Bewertung der MVP-Kandidaten angelegt werden, wer sollte wählen dürfen und welche Spieler sehe ich im Rennen?

– Stefan Koch

Die Hauptrunde geht zu Ende, und unsere Basketballgemeinde diskutiert heiß darüber, wem welcher individuelle Award zusteht. Beginnen wir mit der wichtigsten Auszeichnung: Welche Kriterien sollten bei der Bewertung der MVP-Kandidaten angelegt werden, wer sollte wählen dürfen und welche Spieler sehe ich im Rennen?

Wer sollte wählen dürfen?

Neben den Trainern haben dieser Tage ausgewählte Redaktionen wie auch wir bei Telekom Sport die Abstimmungsformulare von der Liga zugeschickt bekommen, ich allerdings werde von meinem Stimmrecht keinen Gebrauch machen. Natürlich muss ich als Journalist mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg halten, aber deswegen muss ich nicht auch die Chance erhalten, bei der Vergabe der Auszeichnungen mitzuentscheiden. Aus meiner Sicht sollte dies ausschließlich den Trainern vorbehalten sein.

Als Kommentator sehe ich das Spiel anders als ein Trainer. Natürlich versuche ich auch zu analysieren, aber es geht um Beobachtungen und Bewertungen, die dem Zuschauer und nicht mir selbst weiterhelfen sollen. Allein schon deshalb verfüge ich nicht über den richtigen Blickwinkel, um an der Abstimmung teilzunehmen.

Außerdem bin ich überzeugt, dass es durch die Teilnahme von Journalisten an der Wahl in der Vergangenheit zu einem sehr fragwürdigen Ergebnis kam. Ich erinnere mich an die Situation 2009, als der drittbeste Spieler zum MVP gewählt wurde – der drittbeste Spieler seiner Mannschaft wohlgemerkt, nicht der drittbeste Spieler der Liga! Dass sein Trainer vor jeder Interviewanfrage betonte, dass er nur zur Verfügung stände, wenn es keine Frage zur MVP-Entscheidung gäbe, war bezeichnend für die Einordnung des Abstimmungsergebnisses.

Anstelle von uns Journalisten sollten neben den Headcoaches lieber auch die Assistenz-Trainer mit abstimmen dürfen. Diese Experten sehen die meisten Spiele von uns allen und sollten von daher auch wählen dürfen.

Auch die Tatsache, dass in Form der 18 Kapitäne auch die Spieler bei der Wahl involviert sind, gefällt mir nicht sonderlich. Sympathie und Antipathie könnten eine zu große Rolle spielen. So wird ja kolportiert, dass Rick Barry (zu Zeiten als in der NBA noch die Spieler abstimmten) niemals MVP geworden sei, weil seine Kollegen ihn regelrecht gehasst hätten!

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Telekom Sport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.

Welche Bewertungskriterien?

Jetzt zu einer ganz wichtigen Frage: Welche Kriterien sollten bei der Bewertung entscheiden? Das ist nicht einfach zu beantworten. Ist der MVP der Akteur mit der statistisch höchsten Effektivität? Ist es derjenige, an dessen Tropf die ganze Mannschaft hängt, dessen Ausfall am schwierigsten zu kompensieren wäre? Muss es auf jeden Fall ein Basketballer aus einem erfolgreichen Team sein? Oder sogar der beste Spieler des besten Teams? Aber dass auf des Regenten Krone nicht „Bester Spieler“, sondern „Wertvollster Spieler“ prangt, ist in diesem Fall eine sprachliche Feinheit, welche keinesfalls Korinthenkackerei ist, sondern die Vielschichtigkeit der Frage zeigt. Hier meine vier Kandidaten:

Reggie Redding (München)

Der FC Bayern München ist Tabellenführer und war über weite Strecken der Saison äußerst souverän unterwegs. Aus einem ausgeglichenen Ensemble hat es für mich Reggie Redding am meisten verdient, in die MVP-Diskussion aufgenommen zu werden. Ich wurde bei MVP-Diskussionen häufiger gefragt, warum ich nicht Jared Cunningham oder Devin Booker in diesem elitären Kreis sehe. Meine Antwort: Cunninghams Leistungen waren mir alles in allem nicht konstant genug, und bei Booker habe ich den Eindruck, dass er seinen besten Basketball im Eurocup gespielt hat.

Redding war da, wenn er gebraucht wurde, kreierte mit großer Ruhe und Abgeklärtheit Situationen für sich und seine Mannschaftskameraden und fungierte damit letztendlich als Point Forward im Spiel der Bayern.

Saison-Statistiken: 10,2 PPG (53,7 FG%), 4,0 RPG, 3,2 APG, 13,9 Effektivität

Luke Sikma (Berlin)

Genau wie Redding ist auch Luke Sikma die zentrale Figur in der Offensive seiner Mannschaft. Kein Power Forward in der Liga liest das Spiel besser als der Berliner, der auch noch die Gabe hat, sein Spielverständnis mit traumhaften Pässen zu veredeln. Das Team aus der Hauptstadt spielt den aus meiner Sicht attraktivsten Basketball in Deutschland – und das ist ganz eng mit Sikma verknüpft. Dazu bringt der Teamsenior extrem viel Energie auf das Parkett und ist beim Rebound ständig präsent.

Saison-Statistiken: 12,2 PPG (55,7 FG%), 7,3 RPG, 4,5 APG, 19,4 Effektivität

Thomas Walkup (Ludwigsburg)

Wie die bereits genannten Redding und Sikma ist auch der Ludwigsburger Thomas Walkup ein echter Allrounder mit hohem Basketball-IQ. Er erinnert mich stark an Chuck Eidson, mit dem ich zu Beginn seiner europäischen Karriere in Gießen zusammenarbeiten durfte. Walkup verfügt über eine unglaubliche Dynamik, die er an beiden Enden des Feldes in John Patricks tempogeladene Spielphilosophie einbringt. Der 25-Jährige hat nach meinem Dafürhalten definitiv das Potenzial, in der Euroleague zu bestehen.

Saison-Statistiken: 12,4 PPG (49,8 FG%), 5,0 RPG, 4,5 APG, 17,8 Effektivität

John Bryant (Gießen)

Wenn ein ehemaliger MVP die Effektivitätsstatistik der Liga anführt, dann ist es nur selbstverständlich, dass auch er zum Kreis der Kandidaten zählt. Viele Experten hatten John Bryant ein solch fulminantes Comeback nicht zugetraut, aber Big John wurde im Laufe der Saison immer stärker. Der Center ist hauptverantwortlich dafür, dass Gießen immer noch von den Playoffs träumen darf. Bezogen auf die oben erwähnten Bewertungskriterien ist Bryant wohl der Spieler, dessen Ausfall von seinem Team am schwierigsten zu kompensieren wäre.

Saison-Statistiken: 17,7 PPG (51,1 FG%), 10,4 RPG, 3,4 APG, 23,4 Effektivität

Lobende Erwähnung: Phil Scrubb

Erwähnen möchte ich noch Phil Scrubb, den Topscorer der Liga, der für Frankfurt aber weit mehr ist als nur ein Punkteproduzent. Ich habe höchsten Respekt vor seinen Leistungen in dieser Saison. Der Kanadier hat sich nach seiner schweren Verletzung eindrucksvoll zurückgemeldet!

Saison-Statistiken: 19,5 PPG (46,8 FG%), 3,9 RPG, 3,9 APG, 19,2 Effektivität

Kochs Nachschlag

And my winner is: Luke Sikma! Neben seinen herausragenden sportlichen Fähigkeiten verfügt der Berliner Power Forward noch ausgeprägter als die anderen Kandidaten über das mentale Mindset eines MVPs. Der 28-Jährige fungiert außerdem auch als Mentor für die jüngeren Spieler. Darüber hinaus dokumentieren sein Kampfgeist, seine Körpersprache und seine Mimik wie sehr er den Wettkampf liebt. Von ihm geht die Aura des Leaders aus, er motiviert seine Mitspieler nicht nur, er inspiriert sie.