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Kochs NachschlagMeister mit einer Achter-Rotation? Warum das in der heutigen Zeit nicht mehr möglich ist

09. Februar 2018
Früher gab es Meistermannschaften, die im Prinzip aus einer Achter-Rotation bestanden, heute haben viele Klubs zwölf einsetzbare Profis im Kader - Wie Bedarf, Geld und Spielerqualität zu tieferen Teams geführt haben.

– Stefan Koch

Früher gab es Meistermannschaften, die im Prinzip aus einer Achter-Rotation bestanden, heute haben viele Klubs zwölf einsetzbare Profis im Kader - Wie Bedarf, Geld und Spielerqualität zu tieferen Teams geführt haben.

Um zu zeigen, wie sehr sich die Kader in der Liga verändert haben, springe ich kurz in die neunziger Jahre des vergangenen Jahrtausends, in die Zeiten, in denen zuerst Bayer Leverkusen und dann ALBA BERLIN den Titel im Abo gewannen. Blicken wir auf die Rotation der letzten Meistermannschaft der Riesen vom Rhein aus der Saison 1995/96: Die beiden Amerikaner Chris Corchiani (Aufbau) und Tony Dawson (Power Forward), dazu sechs Nationalspieler: Michael Koch, Henning Harnisch und Denis Wucherer (alle auf dem Flügel zu Hause) sowie mit Hansi Gnad, Christian Welp und Sascha Hupmann drei Big Men. Das ist eine sehr beachtliche Qualität, aber es sind nur acht Spieler und wenn wir uns ehrlich erinnern: Die zweite Riege dahinter stand eigentlich nur auf dem Parkett, wenn die Messe gelesen war!

Zurück in die Gegenwart der Saison 2017/2018: Wir befinden uns in einem Spiel der Telekom Baskets Bonn und Headcoach Predrag Krunic hat bereits im ersten Viertel eine Formation auf dem Feld bestehend aus Konstantin Klein, Ron Curry, Malcolm Hill, Tomislav Zubcic und Martin Breunig – die zu Spielbeginn alle auf der Bank gesessen hatten. Ein Team, das kein Titel-Favorit ist wie Leverkusen damals sondern „nur“ ein Playoff-Anwärter - und trotzdem jede Position doppelt besetzt hat? Das war 1996 genauso undenkbar wie heute ein Meister mit einer Achterrotation. Die Kader in Deutschlands Eliteliga sind tiefer geworden! Warum ist das so?

Mehr Belastungen durch Europa

Alle acht Mannschaften, die jetzt Anfang Februar auf einem Playoff-Platz stehen, spielen oder spielten in dieser Saison auch europäisch. Diese Doppelbelastung – bei den Bambergern in der Euroleague sollte man von einer Dreifachbelastung sprechen – erfordert eine höhere Zahl an Akteuren, die einen Beitrag leisten können. In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, dass die Profis neben den Spielminuten auch durch die Reisestrapazen jede Menge Körner lassen. Außerdem bergen mehr Begegnungen die Gefahr von mehr Verletzungen, wobei der Faktor Müdigkeit die diesbezüglichen Risiken noch potenziert. Deshalb ist ein tieferer Kader für viele Klubs schlicht eine Notwendigkeit.

Mehr Geld im System

Bamberg und München leisten sich mittlerweile ein spielendes Personal auf der Bank, das sich viele andere Klubs der Liga als Starter wünschen würden. Aber nicht nur bei den beiden Finanzgiganten ist mehr Geld im System, sondern auch in der Liga insgesamt. Deshalb haben mittlerweile einfach mehr Klubs die Möglichkeit, eine starke Bank zu bezahlen.

Der Bedarf nach mehr Qualitätsspielern ist also vorhanden, die monetären Möglichkeiten, diese zu finanzieren, sind auch besser, aber trotzdem hätten wir keine tieferen Kader, wenn es nicht genug Deutsche gäbe, die auf Bundesliga-Niveau mithalten können.

Mehr gute deutsche Spieler

Und hier spielt die Einführung der 6-6-Quote gut zusammen mit der verbesserten Nachwuchsförderung (die JBBL und NBBL sind hier zu erwähnen sowie wie beispielsweise die Pflicht für jeden Klub der Liga drei hauptamtliche und nachweislich qualifizierte Jugendtrainer zu beschäftigen).

Das wirkt sich aus: Aktuell erzielen 45 Spieler mit deutschem Pass fünf Punkte oder mehr im Schnitt – zum Vergleich: In den Spielzeiten 2005/06 und 2006/07 waren es jeweils 17. Erstmals seit Dirk Nowitzki 1998/99 könnte ein deutscher Nationalspieler Topscorer der easyCredit BBL werden. Dazu war ein zweiter DBB-Aufsteiger bis zu seiner Verletzung bester Scorer seines Teams. Es gibt so viele gute deutsche Spieler, dass sich selbst ein Aufsteiger einen Nationalspieler angeln kann.

Und das alles übrigens, obwohl erstmals fünf unserer besten Spieler in der NBA auflaufen (sowie Isaiah Hartenstein in der G-League) und dazu weitere vier im europäischen Ausland spielen (Tibor Pleiß, Joe Voigtmann, Heiko Schaffartzik und Kostja Mushidi).

Zur Person: Stefan Koch

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Telekom Sport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.

Kochs Nachschlag

Es wird immer schwerer für einen Spieler, auf Bundesliga-Level mehr als 30 Minuten eine konstant hohe Leistung zu bringen. Der Einsatz, den Spieler in der Verteidigung bringen müssen, scheint kontinuierlich gewachsen zu sein. Und dieser Intensität muss man sich zusätzlich auch noch am offensiven Ende des Feldes erwehren können. Frische Spieler, die auf fast dem gleichen Niveau wie die Starter agieren können, sind ein Erfolgsrezept. Ohne diese Tiefe wird es schwerer.

Beim Mitteldeutschen BC, der gerne damit kokettiert, über das kleinste Budget der Liga zu verfügen, ackern mit Lamont Jones, Djordje Drenovac und Marcus Hatten gleich drei Akteure mehr als 30 Minuten pro Partie. Diese fehlende Tiefe ist in erster Linie der Grund dafür, dass der Klub noch nicht in sicheren Gefilden ist.

Bei der Hälfte der Teams absolviert kein Akteur mehr als 30 Minuten pro Match. In Bonn liegt kein Spieler über 27 Minuten, in Berlin sind 26 der Höchstwert, bei den Bayern 25, und in Bamberg werden nicht einmal die geknackt.

Das letzte Mal, dass ein Basketballer einer Meistermannschaft mehr als 30 Minuten spielte, war 2008/2009, als Rickey Paulding, Jason Gardner, und Je’Kel Foster alle durchschnittlich mindestens 33 Minuten für Oldenburg auf dem Parkett standen. Nicht einmal ein Jahrzehnt später ist dies unvorstellbar!