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Home/Newscenter/Maodo Lo, Danilo Barthel und Paul Zipser im Fokus: Die Extraklasse des Münchener DBB-Trios

Kochs NachschlagMaodo Lo, Danilo Barthel und Paul Zipser im Fokus: Die Extraklasse des Münchener DBB-Trios

22. November 2019
Da die Saison bereits wieder einige Zeit läuft, schauen wir nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft nun mal wieder, wie es aktuell um unsere Nationalspieler steht. Aus gegebenem Anlass beschäftige ich mich diesmal mit dem DBB-Trio der Bayern, welches am Dienstag beim Sieg gegen Olympiakos Piräus in der Crunchtime brillierte.

– Stefan Koch

Da die Saison bereits wieder einige Zeit läuft, schauen wir nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft nun mal wieder, wie es aktuell um unsere Nationalspieler steht. Aus gegebenem Anlass beschäftige ich mich diesmal mit dem DBB-Trio der Bayern, welches am Dienstag beim Sieg gegen Olympiakos Piräus in der Crunchtime brillierte.

Die enttäuschende WM liegt hinter uns, aber für die meisten Nationalspieler gibt es kein internationales Durchschnaufen. Ganz im Gegenteil, die europäischen Vereinswettbewerbe sorgen für eine enorme Belastung, der es gerecht zu werden gilt – und das neben den Auftritten in der nationalen Liga. Dies betrifft an vorderster Front die Euroleague-Spieler, die in dieser Woche mit zwei Begegnungen besonders gefordert sind.

Und in der europäischen Königsklasse gab es bereits einige Lichtblicke aus deutscher Sicht: ALBA BERLIN erackerte vergangene Woche bei Panathinaikos Athen einen Sieg nach doppelter Verlängerung – und das mit acht deutschen Akteuren im Aufgebot. Am Dienstag besiegte Bayern München Olympiakos Piräus nach einer Energieleistung im letzten Viertel mit 85:82, wobei die drei deutschen WM-Teilnehmer Maodo Lo, Paul Zipser und Danilo Barthel mit zusammen 50 Punkten von entscheidender Bedeutung waren. Grund genug, den ersten genaueren Blick auf das Münchener DBB-Trio zu werfen – welches am Freitagabend mit dem Heimspiel gegen Panathinaikos die deutsch-griechischen Wochen fortsetzen wird:

Wichtigster Mann: Maodo Lo

Maodo Lo spielt momentan den besten Basketball seiner Karriere und ist der wichtigste Mann der Bayern! Es ist beeindruckend, wie er seit Saisonbeginn den Ausfall von T.J. Bray in der Euroleague kompensiert. Seine Dreierquote im Europapokal liegt bei 56,8 Prozent (viertbester Wert im Wettbewerb), gegen Olympiakos traf er als Topscorer vier von fünf Distanzwürfen, brillierte mit 19 Punkten und sieben Assists. In der Schlussphase übernahm der 26-Jährige, machte die entscheidenden Plays und traf die wichtigen Würfe. Lo kommt mit seiner Leichtfüßigkeit zum Korb und kann sich den Dreier aus dem Dribbling kreieren. Mir gefällt nicht nur extrem gut, wie er sich bei diesen Aktionen präsentiert, sondern auch, wie er sich danach verhält:

In einer Zeit, in der die Selbstdarstellung mit übertriebener Gestik und Mimik zum Standard gehört, in der ein echter oder vermeintlicher Swagger zur Schau gestellt werden muss, empfinde ich seine bescheidene Zurückhaltung als äußerst angenehm. Die Leistungen des Guards sind ein Thema in Europa. Dementsprechend dürfte die von den Bayern angestrebte Vertragsverlängerung nicht einfach werden.

Schweizer Taschenmesser: Paul Zipser

Angesichts der Verletzungsproblematik in der jüngeren Vergangenheit kam es nicht überraschend, dass die WM für Paul Zipser nur suboptimal verlief. Aber der Richtungspfeil zeigt jetzt wieder gen Norden. Der 25-Jährige ist kein Spezialist, sondern eher ein Schweizer Taschenmesser, bei dem langsam aber sicher alle Klingen wieder an Schärfe gewinnen. Zipser kann offensiv wie defensiv drei verschiedene Positionen spielen. Als großer Zweier kann er mit seinen 203 Zentimetern im Low Post Schaden anrichten, als Small-Ball-Vierer von außen effektiv Close-outs attackieren, so dass ihn Dejan Radonjic von seiner Stammposition Small Forward bedenkenlos nach unten oder oben schieben kann.

Am vergangenen Sonntag beim 91:79 gegen Bayreuth lieferte er mit 20 Punkten seinen Saisonbestwert ab. Ohnehin ist er in der heimischen Liga bester Scorer und effektivster Spieler der Bayern. Zwei Tage später war er auch international beim Sieg gegen Olympiakos ein wichtiger Aktivposten – und das an beiden Enden des Courts, wie der 2,11 Meter große Willie Reed erleben durfte.

Glue Guy: Danilo Barthel

Glue Guy – dieser Begriff wurde in meiner Erinnerung im deutschen Basketball erstmals in den Neunzigern für den heutigen Bundestrainer Henrik Rödl verwendet. Er definiert einen Spieler, der eine Mannschaft zusammenhält, weil er nicht für das Spektakuläre verantwortlich zeichnet, sondern als „Klebstoff“ die Teile dadurch miteinander verbindet, indem er alle (vermeintlichen) Kleinigkeiten richtig macht.

Genau dieser Typ ist Danilo Barthel in meinen Augen für die Bayern. Viele hätten ihn bei der WM gerne häufiger auf dem Parkett gesehen, aber die Konkurrenz auf den großen Positionen war enorm. Dennoch ist die Qualität des ersten in Deutschland geborenen Finals-MVP der Bundesliga weiterhin unbestritten: Barthel kann im Prinzip jeden Power Forward aufposten. Er hat den Körperschwerpunkt immer da, wo er hingehört, verfügt über grandiose Fußarbeit, geduldige Täuschungen und die Fähigkeit am Ring mit beiden Händen abzuschließen – als Beispiel sei auf die Szene gegen Real Madrid hier im Video hingewiesen.

Barthel ist ein Souverän auf dem Feld, ohne dass er permanent Aktionen setzen muss. Der 28-Jährige ist der gestandene Kapitän einer Meistermannschaft, der über die Klasse verfügt, jederzeit dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Das hat er bei der Aufholjagd gegen Piräus zum wiederholten Male bewiesen.

Kochs Nachschlag

Das DBB-Trio der Bayern trägt ganz entscheidend zur Qualität der Münchner bei. Beim Sieg gegen Piräus erzielten die drei Nationalspieler knapp 59 Prozent der Punkte. Noch wichtiger als dieser bloße Wert ist die Tatsache, dass sie in der Crunchtime nicht in der zweiten Reihe stehen, sondern Verantwortung übernehmen und dieser auch gerecht werden. Vor allem Maodo Lo brilliert in diesen Momenten mit seinen technischen Fertigkeiten und seiner Nervenstärke. Er hat das Zeug zu einem echten Clutch-Player.

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.