ratiopharm ulm logo
Telekom Baskets Bonn logo
FC Bayern München Basketball logo
MHP RIESEN Ludwigsburg logo
ALBA BERLIN logo
EWE Baskets Oldenburg logo
BG Göttingen logo
NINERS Chemnitz logo
ROSTOCK SEAWOLVES logo
Bamberg Baskets logo
Würzburg Baskets logo
MLP Academics Heidelberg logo
HAKRO Merlins Crailsheim logo
Basketball Löwen Braunschweig logo
Veolia Towers Hamburg logo
SYNTAINICS MBC logo
RASTA Vechta logo
Tigers Tübingen logo
Home/Newscenter/Wenn ein Modus Kapriolen schlägt: Die Dilemmata des Henrik Rödl mit der EM-Qualifikation

Kochs NachschlagWenn ein Modus Kapriolen schlägt: Die Dilemmata des Henrik Rödl mit der EM-Qualifikation

21. Februar 2020
In der EM-Qualifikation spielt Deutschland Freitag in Vechta gegen Frankreich und Montag in Newcastle gegen Großbritannien – dabei steht der Bundestrainer zum einen vor dem bekannten Dilemma, nicht alle besten Spieler zur Verfügung zu haben, zum anderen vor dem skurrilen Problem, dass die Ergebnisse nur für Deutschland keine Folgen haben, für die Gegner aber schon.

– Stefan Koch

In der EM-Qualifikation spielt Deutschland Freitag in Vechta gegen Frankreich und Montag in Newcastle gegen Großbritannien – dabei steht der Bundestrainer zum einen vor dem bekannten Dilemma, nicht alle besten Spieler zur Verfügung zu haben, zum anderen vor dem skurrilen Problem, dass die Ergebnisse nur für Deutschland keine Folgen haben, für die Gegner aber schon.

Mailand, Tiflis, Prag und Köln sind die Austragungsorte für die Vorrunde der Europameisterschaften 2021, die Finalrunde wird in Berlin stattfinden. Wie im Sport üblich sind die Gastgeber Italien, Georgien, Tschechische Republik und Deutschland gesetzt. Dennoch spielen diese Teams in der Qualifikation mit, außer Konkurrenz – aber eben doch nicht so ganz, denn schließlich fließen die Ergebnisse gegen die bereits qualifizierten Gastgeber in die Tabellen ein und beeinflussen somit, wer im September 2021 an den Europameisterschaften teilnimmt. Diese fragwürdige Konstellation gepaart mit dem Fehlen der Euroleague- und NBA-Spieler, an das wir uns fast schon gewöhnt haben, stellt Henrik Rödl vor eine delikate Aufgabe.

Länderspiele live und free:

In der EM-Qualifikation tritt Deutschland im ersten Nationalmannschaftsfenster zwei Mal an:

Am Freitag, den 21. Februar in Vechta gegen den WM-Dritten Frankreich, ab 19:45 Uhr live und kostenlos bei MagentaSport.

Am Montag, den 24. Februar in Newcastle gegen Großbritannien, ab 20.50 Uhr live und kostenlos bei MagentaSport.

Die Unabkömmlichen

Die NBA und die Euroleague nehmen während der laufenden Saison keine Rücksicht auf den FIBA-Kalender und stellen ihre Spieler nicht ab. Nur auf dieser Basis und unabhängig von Verletzungen summiert sich dadurch eine ansehnliche Zahl an abwesenden (Top-)Spielern. So fehlen von ALBA BERLIN die WM-Teilnehmer Niels Giffey und Johannes Thiemann, aber auch Jonas Mattisseck, Makai Mason und Tim Schneider. Dieses Trio hat sicherlich keine echten Chancen, beim Olympischen Qualifikationsturnier in Split Ende Juni dabei zu sein, wäre jedoch für den jetzt anstehenden Rahmen durchaus in Frage gekommen, wobei Mason und Schneider aber ohnehin aktuell verletzt ausfallen. Mit Maodo Lo, Paul Zipser und Danilo Barthel muss der Bundestrainer auf seine drei bewährten Münchner Stammkräfte verzichten. Dazu kommen aus Europa noch Johannes Voigtmann (ZSKA Moskau) und Tibor Pleiß (Anadolu Efes Istanbul), dessen mögliche Rückkehr zumindest wieder thematisiert wird. Mit Dennis Schröder, Maxi Kleber, Daniel Theis, Isaac Bonga, Isaiah Hartenstein und Moritz Wagner kommen noch sechs NBA-Spieler dazu. Ach ja, Franz Wagner (University of Michigan) fehlt auch. So landen wir ganz locker bei 17 Spielern, auf die Rödl in den beiden Spielen verzichten muss!

Die Unberufenen

Keine Angst, hier werde ich nicht auch eine zweistellige Zahl an Namen herunterbeten. Als Beispiele sollen an dieser Stelle Bastian Doreth und Karsten Tadda dienen, zwei Spieler, die immer ihre Schuhe für den DBB schnürten, wenn sie angefragt wurden. Henrik Rödl hat die Termine für die internationalen Wettbewerbe nicht festgelegt. Aber er wurde kritisiert, wenn er mit diesen Spielern in der Vergangenheit Qualifikationsrunden in Zeiträumen bestritt, in denen er auf die Garde der Unabkömmlichen nicht zurückgreifen konnte, ohne Doreth, Tadda & Co. danach für das finale Turnier zu berücksichtigen. Diese Kritik war sicherlich dezent und beinhaltete immer den unterschwelligen Vorwurf, dass die in der Qualifikation erworbenen Verdienste nicht gewürdigt worden wären. Aber was hätte der Bundestrainer denn anders machen sollen? Es ist seine Aufgabe, die jeweils besten verfügbaren Spieler zu nominieren, um Erfolge erzielen zu können. Jetzt hat er angesichts der Tatsache, dass diese Qualifikation letztendlich gar keine ist, auf jene Spieler verzichtet. Auch das ist nicht überall auf Verständnis gestoßen. Der Bundestrainer steckt in einem Dilemma, das er selbst nicht zu verantworten hat.

Die Berufenen

Rödl hat fünf Debütanten in seinen 14-Mann-Kader berufen. Die größte Überraschung in diesem Kreis ist sicherlich Jan Niklas Wimberg vom ProA-Tabellenführer NINERS Chemnitz. Mit Bennet Hundt, Louis Olinde und Leon Kratzer könnten drei Neulinge am Freitag gegen Frankreich ihr erstes Länderspiel bestreiten. Dazu kommen fünf Spieler, die addiert die Erfahrung von 22 Länderspielen aufweisen, unter ihnen Joshiko Saibou, der seinen Telekom Baskets Bonn am Samstag im Abstiegskampf gegen die JobStairs GIESSEN 46ers fehlen wird. Komplettiert wird das Aufgebot von den drei WM-Teilnehmern Ismet Akpinar, Andreas Obst und DBB-Kapitän Robin Benzing und sowie von Maik Zirbes. Der Bundestrainer hat bei den erfahrenen Spielern nur diejenigen nominiert, die auch wirklich im Rennen um einen Platz für die Olympia-Qualifikation mitlaufen, wobei dies für Zirbes angesichts der Konkurrenz auf den großen Positionen äußerst schwer werden dürfte.

Kochs Nachschlag

Mit dieser Formation könnte Rödl eigentlich testen und experimentieren, weil die deutsche Mannschaft ja bereits für die EuroBasket 2021 qualifiziert ist. Aber dieses Vorgehen birgt immer die Gefahr des Vorwurfs der Wettbewerbsverzerrung. Im Falle einer Niederlage könnte Rödl das vorgeworfen werden, wenn er gegen einen Kontrahenten beispielsweise ein vermeintlich schwächeres Team aufgestellt haben sollte oder er taktische Varianten, die noch nicht wettbewerbsreif umgesetzt werden konnten, getestet haben sollte oder die Intensität der DBB-Auswahl in einer Partie ein wenig niedriger als in einer anderen gewesen sein sollte.

Am einfachsten wäre es diesbezüglich, alle Spiele zu gewinnen. Das hieße, grundsätzlich das Ergebnis in den Vordergrund zu stellen, was für eine schon qualifizierte Mannschaft absurd wäre. Genauso könnte man natürlich auch alle Spiele verlieren, was bedeuten würde, dass man nicht an sein Maximum geht, was zu keinerlei Erkenntnisgewinn führt. Diese Konstellation ist ebenfalls ein Stück weit ein Dilemma für den Bundestrainer. Er muss eine Mischung aus Test- und Ergebnisbasketball finden, die sowohl seinem Team als auch dem Wettbewerb gerecht wird.

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.