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Kochs NachschlagPlayoff-Vorschau, zweiter Teil: Rendezvous mit dem Angstgegner und das Ländle-Duell

13. Mai 2022
Playoff-Vorschau, zweiter Teil: Rendezvous mit dem Angstgegner und das Ländle-Duell

Kein langes Vorgeplänkel. Wer ohne Einleitung nicht klarkommt, liest noch einmal selbige im ersten Teil der Playoff-Vorschau. Hier geht es jetzt direkt ans Eingemachte.

FC Bayern München (3) – NINERS Chemnitz (6)

Die Ausgangslage: Die NINERS haben alle drei Duelle mit den Bayern in dieser Spielzeit für sich entschieden und dabei die Münchner Pokalverteidigung vereitelt. Die drei Spiele Sperre für Darion Atkins sind allerdings eine schwere Hypothek. Die Trinchieri-Schützlinge haben vor dem Serien-Start bereits 72 Pflichtspiele absolviert und sind dadurch quasi schon die ganze Saison über im Playoff-Rhythmus.

Die Serie aus Münchner Sicht: Die Bayern spielen die langsamste Pace der Liga, die Chemnitzer mögen es schneller. Es ist grundsätzlich leichter, das Spieltempo zu verlangsamen als es zu beschleunigen. Durch die Sperre von Atkins muss Mindaugas Susinskas eventuell auch auf der Vier verteidigen. Ich gehe davon aus, dass Rodrigo Pastore sich bemühen wird, diese Konstellation zu vermeiden. Aber wenn es dazu kommt, werden die Bayern ihn konsequent mit Augustine Rubit und Deshaun Thomas im Low Post attackieren. Der Litauer ist auch auf der Drei für Vladimir Lucic ein Angriffspunkt, um gegen ihn zu punkten und ihn in Foulprobleme zu bringen. Defensiv haben beide Mannschaften viele Gemeinsamkeiten, unter anderem, dass sie viel und effektiv switchen. Bayern kann diese Konzepte aber mit einem in der Spitze und Tiefe besseren Kader umsetzen und geht auch deshalb als Favorit in diese Serie. Zudem spricht die weitaus größere Playoff-Erfahrung für den Euroleague-Teilnehmer.

Die Serie aus Chemnitzer Sicht: Die Sachsen geben ihr Debüt in der Postseason. Ihr Weg zur Überraschung muss über die Defensive führen, die zu den besten der Liga zählt, aber gegen die Topteams besonders herausragend war. Gegen Berlin, Bonn und München gewannen die NINERS vier von sechs BBL-Spielen und ließen in diesen Begegnungen nur sagenhaft gute 68,7 Punkte zu. Dabei verteidigten sie die Dreipunktelinie extrem stark und provozierten viele Ballverluste. Stichwort: Turnovers! Hier liegt der große Schwachpunkt. Chemnitz leistet sich prozentual die meisten in der Liga. In einem Duell mit vermutlich niedrigem Tempo und gegen eine starke Rebound-Mannschaft wie Bayern muss der Außenseiter deutlich penibler auf das Spielgerät aufpassen. Ansonsten geht es viel um Selbstvertrauen und den Glauben, es als Underdog schaffen zu können. Genau dieses Mindset haben die NINERS. Aber sie werden starke offensive Vorstellungen ihrer Leistungsträger benötigen.

MHP RIESEN Ludwigsburg (4) – ratiopharm ulm (5)

Die Ausgangslage: Beide Mannschaften zeigten sehr beachtliche Leistungen in ihren jeweiligen europäischen Wettbewerben. Der Derbycharakter und die grundsätzlich anderen Basketball-Philosophien geben diesem Duell zusätzliche Würze. Allerdings plagen die Ulmer erhebliche personelle Sorgen. Die Big Men Cristiano Felicio und Philipp Herkenhoff fallen aus, und hinter Karim Jallow steht ein großes Fragezeichen.

Die Serie aus Ludwigsburger Sicht: Was bedeuten die Ulmer Ausfälle für die Herangehensweise der Ludwigsburger? John Patrick ist seit jeher ein Verfechter von Small Ball und trat bei Tremmell Dardens Rückkehr gegen Heidelberg zuletzt ohne Ethan Happ an. Der 2,08-Meter-Mann sah im Halbfinale der Champions League gegen Manresas Athleten nicht gut aus und wurde danach vom Coach nicht mehr berücksichtigt. Aber seit Felicios Verletzung wurde das Inside Game der Ulmer von einer Stärke zu einer Schwäche. Mit acht Ausländern im Kader können die Ludwigsburger mit anderen Ansätzen agieren, aber spätestens ab dem dritten Spiel muss klar sein, wie man den schwäbischen Rivalen offensiv attackieren möchte. Defensiv wird es natürlich wie immer über viel Druck am Ball und in den Passwegen gehen. Mit Jonah Radebaugh und Tekele Cotton gegen Semaj Christon, Cotton und Yorman Polas Bartolo gegen Sindarius Thornwell sowie Polas Bartolo und Justin Simon gegen Jaron Blossomgame steht exzellentes Personal für die diffizilen Defensivaufgaben zur Verfügung. Und den 40-jährigen Evergreen Darden gibt es ja auch noch!

Die Serie aus Ulmer Sicht: Das gerade genannte Ulmer Scorer-Triumvirat verfügt über NBA-Erfahrung. Das zeigt sich nicht nur in der spielerischen Klasse, sondern auch in ihrem Selbstbewusstsein. Menschen, die vierzig Jahre jünger sind als ich, würden wahrscheinlich von „Swag“ sprechen. Diese Spieler glauben an sich, egal wer oder was ihnen im Weg steht. Das bewiesen sie im Eurocup. Da die Ludwigsburger eine ganz ähnliche Mentalität ausstrahlen, verspricht diese Serie unter psycho-emotionalen Gesichtspunkten die interessanteste der ersten Runde zu werden. Zwar ist es prinzipiell leichter, gegen Ludwigsburg in einer Serie als in einem Do-or-Die-Spiel zu bestehen, da sich die Spieler mit der Zeit an den außergewöhnlichen Stil der Barockstädter gewöhnen, andererseits wird dieses Duell aber auch mental und physisch sehr kräftezehrend. Jaka Lakovic muss deshalb für sein Top-Trio Entlastungsminuten finden. Außerdem braucht er eine Lösung auf der Centerposition für die Crunchtime: Sean Evans ist dann mit einer Freiwurfquote von 17,4 Prozent (4/23) nicht spielbar!

Kochs Nachschlag

Die Serie München – Chemnitz wird über offensive und defensive Lösungen im Teamverband entschieden. Bei Ludwigsburg – Ulm wird die Kontrolle der Schlüsselspieler in den 1-1-Duellen eine ganz wichtige Rolle spielen. Können die Barockstädter hier ihre Aufgaben gegen Christon, Thornwell und Blossomgame erfolgreich umsetzen, sollten sie ins Halbfinale einziehen.

Zur Person:

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.