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Erster Runder Tisch:
easyCredit BBL eröffnet Dialog zu ihrer Nachhaltigkeitsstrategie

Im November 2022 hatte die easyCredit Basketball Bundesliga (BBL) ihre künftige BBL-Nachhaltigkeitsstrategie veröffentlicht. Von den 18 Clubs der Liga bereits eineinhalb Monate zuvor verabschiedet, blieb sie bis jetzt allerdings das noch wenig greifbare Ergebnis einer engagierten BBL-Arbeitsgruppe. Diese hatte ein Jahr lang unter wissenschaftlicher Begleitung durch Professor Dr. Torsten Weber, Inhaber des Lehrstuhls für Nachhaltigkeitsmanagement an der CBS International Business School, den strategischen Rahmen sowie die notwendigen Schritte zur Implementierung von Nachhaltigkeitszielen und -maßnahmen festgelegt. Heute (8. Dezember 2022) erfolgte in Köln der Startschuss für das weitere inhaltliche und kommunikative Rollout der Strategie. Dazu lud die BBL zum ersten „Runden Tisch Nachhaltigkeit“ ein, an dem VertreterInnen von Liga, Clubs und Wissenschaft, aber auch ein Fan und ein Spieler teilnahmen und die die unterschiedlichen Perspektiven der verschiedenen Anspruchsgruppen einbrachten. Der Clou: Die BBL öffnete, bildlich gesprochen, die Türen zu einer munteren Diskussionsrunde und berichtet offen über das Besprochene. Denn der erste Runde Tisch soll den Startschuss bilden für einen breiten, transparenten Dialog mit der gesamten Basketball-Community und der Öffentlichkeit.

Dr. Stefan Holz, easyCredit BBL
Prof. Dr. Torsten Weber, CBS
Sandra Moosbauer, MHP RIESEN Ludwigsburg
Nils Mittmann, Basketball Löwen Braunschweig

10:00 Uhr: Warm-up
Großes Hallo in den Räumlichkeiten der BBL in Köln-Mülheim. Neugierig und gut gelaunt lernen sich die 12 Teilnehmenden des Runden Tisches kennen, sofern sie nicht schon vorher einander bekannt waren. Ein Vertreter von ALBA BERLIN ist per Video zugeschaltet.

11:00 Uhr: Herausforderung und Chance
Sebastiano Provenzano, Leiter Strategisches Marketing der easyCredit BBL, begrüßt die Gäste und legt die thematische Messlatte gleich mal hoch: „Nachhaltigkeit ist ein Ideal. Dabei geht es nicht darum, Unmögliches zu versprechen, sondern Mögliches zu tun.“ Auf dem Weg dorthin solle dieser Runde Tisch nicht der einzige bleiben. Die Liga plane eine ganze Serie, um dem Versprechen nachzukommen, transparent über Fortschritte und Herausforderungen beim Thema Nachhaltigkeit zu berichten. Das Stichwort Herausforderung greift Nils Mittmann, Geschäftsführer der Basketball Löwen Braunschweig, auf: „Die Nachhaltigkeitsstrategie der Liga ist eine unglaublich große Herausforderung für alle Clubs. Und sie ist gleichzeitig Chance für uns, Impact zu erzeugen.“

11:10 Uhr: Das große WHY
In einem kurzen Impuls ruft Stefan Holz, Geschäftsführer der easyCredit BBL, noch einmal das „WHY“ in Erinnerung, warum die BBL das Thema Nachhaltigkeitsstrategie im September 2021 auf die Agenda gesetzt hatte: „Zu Beginn unseres Prozesses konnte ich noch nicht einmal die SDGs benennen.“ SDGs, hinter dieser Abkürzung verbergen sich die 17 Zielsetzungen der Vereinten Nationen. Diese sollen weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen.
Holz spricht von Druckpunkten, die dazu geführt hätten, dass sich die Liga intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt habe, interne wie externe: „Nachhaltigkeit ist DAS Themaunserer Zeit. Der Profisport steht dabei dank seiner exponierten Rolle besonders im Scheinwerferlicht und ist gefordert hier voranzugehen. Doch das Thema passt auch gut zur BBL, denn unsere Stakeholder – Fans, Spieler, Partner, Öffentlichkeit – sind weitaus mehr vom Purpose getrieben als die anderer Sportarten.“ Purpose, das ist einer dieser neuen, modernen Begriffe. Dahinter steckt die Sinnhaftigkeit unternehmerischen Handelns. Holz: „In nicht allzu ferner Zukunft werden Sponsoren nur noch Engagements eingehen können, die erwiesenermaßen nachhaltig sind.“
Der Liga sei es wichtig gewesen, sagt Holz, dass sie sich in Sachen Nachhaltigkeit nicht nur auf das Thema CO2-Reduktion versteife à la „Die nachhaltigste Liga der Welt.“ Nachhaltigkeit habe drei Dimensionen: Umwelt, Wirtschaft und Soziales. „Dabei bewegen wir uns in einem Spannungsfeld: Was ist wirkungsvoll und gleichzeitig realistisch umsetzbar und nicht zuletzt auch finanzierbar? Und welche Ambition haben wir dabei? Mit unserer von den Clubs verabschiedeten Nachhaltigkeitsstrategie verankern wir ein seriöses Vorgehen.“

11:20 Uhr: 5 aus 17
Prof. Weber, der Nachhaltigkeitsexperte und wissenschaftlicher Begleiter des BBL-Prozesses zu Nachhaltigkeitsstrategie, hat sofort die Ernsthaftigkeit gespürt, als sich die BBL bei ihm meldete. Und so sei auch das Ergebnis ausgefallen: „Authentisch. BBL-like. Die Strategie wurde gemeinsam aus den Clubs heraus entwickelt. Sie ist nicht übergestülpt.“ Vielmehr sei sie ganzheitlich: „Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur Klima, sondern auch Armut, Arbeitsplätze, Gesundheit.“ Und deshalb werde sich die Liga zunächst auf 5 der 17 SDGs konzentrieren, in ihren Augen sind es die wichtigsten.

Insbesondere an „SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen“ habe es kein Vorbeikommen gegeben, immerhin seien diese Begriffe fest in der DNA einer Sportorganisation verankert. Um die fünf SDGs aber konkreter zu machen, wurden je SDG drei Subziele abgeleitet, also 15 insgesamt. Sie beschreiben die konkreten Handlungsfelder auf Clubseite, z.B. den Kinder- und Jugendschutz oder die Verringerung der CO2-Emissionen in den Geschäftsstellen von Clubs und Liga. Besondere Bedeutung fällt dabei dem Subziel „Integration nachhaltiger Weiterbildung“ zu. Dahinter verbirgt sich nämlich das Ziel, in jedem Club eine(n) CSR-ManagerIn zu installieren. Dazu soll über die IHK Nürnberg ein Qualifizierungslehrgang für Clubmitarbeitende angeboten werden.

12:00 Uhr: Haltung oder sportlicher Erfolg?
Yvonne Romes, Fan der Telekom Baskets Bonn, ist gespannt, wie die Clubs angesichts ihrer eingeschränkten Budgets den möglichen Spagat schaffen wollen, sich nachhaltig zu positionieren, ohne dabei den sportlichen Erfolg zu gefährden: „Der Club muss am Ende entscheiden, ob er das Geld für einen Spieler ausgibt, für den Nachhaltigkeitsmanager oder ein CSR-Projekt. Alles wird kaum gehen.“ Für Prof. Weber ist die Antwort klar: „Die Sponsoren verfolgen auch ihrerseits Nachhaltigkeitsziele und erwarten, dass die Clubs geplante Maßnahmen umsetzen. Am Ende wird das zur Existenzfrage.“ Sandra Moosbauer betreut bei den MHP RIESEN aus Ludwigsburg die Sponsoring-Engagements und spielt den Ball zurück: „Umgekehrt müssen die Partner aber auch zu den Clubs passen. Auch sie müssen nachhaltige Erwartungen erfüllen.“ Nils Mittmann aus Braunschweig sieht im nachhaltigen Commitment der Vereine mehr als ein bloßes Differenzierungsmerkmal: „Nachhaltigkeit wird zum A und O der sportlichen Entwicklung. Clubs, die nur den kurzfristigen sportlichen Erfolg suchen, werden es über kurz oder langschwer haben.“ Nachhaltigkeit sei ein Kulturthema, unterstreicht er. Prof. Weber kann das nur bestätigen: „Sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg sind eng mit dem Thema Nachhaltigkeit verknüpft.“

12:30 Uhr: Zahlt voll drauf ein
Igor Ryabinin, Leiter Nachhaltigkeit und Soziales bei ALBA BERLIN, war im Vorfeld sehr gespannt auf die finale SDG-Auswahl der Liga. Denn sein Club ist bereits seit Jahren sehr engagiert in der sozialen Dimension von Nachhaltigkeit, insbesondere in der Kinder- und Jugendarbeit. „Wir haben erfreut festgestellt, dass vier der von uns bespielten SDGs deckungsgleich zu den fünf SDGs der Liga sind.“ Nun bearbeite ALBA auch verstärkt das Feld Ökologische Nachhaltigkeit. Dazu habe der Club eine Emissionsanalyse erstellt mit dem Ziel, den CO2-Ausstoß zu verringern und somit den ökologischen Fußabdruck des Clubs zu verkleinern. Ryabinin zeigt sich optimistisch: „Vieles, was ALBA in der Vergangenheit getan hat und aktuell tut, zahlt voll auf die Ligastrategie ein. Bei uns und den anderen Clubs ist vieles bereits angelegt.“

12:45 Uhr: Fragezeichen hinter Ressourcen
Philipp Hartwich, Spieler der Würzburg Baskets, macht sich aber trotzdem Sorgen. Nicht um die Passgenauigkeit der SDGs, sondern um die Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden in den Club-Offices. Dort arbeiteten viele junge Menschen teilweise schon heute über ihrer Belastungsgrenze, weil sie mehrere Aufgaben gleichzeitig erfüllen müssten, auch solche, die über die eigentliche Job Description hinausgehen. Und jetzt käme noch das Megathema Nachhaltigkeit hinzu.
Einen Herzenswunsch hat der Center aber auch mit zum Runden Tisch in seiner Heimatstadt Köln mitgebracht: Gerne würde er zu Auswärtsspielen statt mit dem Bus öfter mit dem Zug reisen. Hier wünscht er sich mehr Flexibilität der Clubs, zumindest bei ausgewählten Spielen, die eine gute Anbindung von Start- und Zielort ermöglichen und bei denen auch der Terminplan der BBL mitspielt. E-Autos für die Spieler statt Verbrenner fände er auch ein Statement. „Und wenn es uns dann noch gelänge, die amerikanischen Spieler für das Thema Nachhaltigkeit stärker zu sensibilisieren, dann wären wir einen großen Schritt weiter“, sagt der 2,18-Meter-Mann.

13:00 Uhr: Fünf nach Zwölf
Es bleibt noch Zeit für weiteren fachlichen Input. Dieser kommt von Peter Friess, Geschäftsführer der Nachhaltigkeitsberatung Fokus Zukunft. „Es ist fünf nach zwölf“, macht er gleich zu Beginn klar, „weil das 1,5-Grad-Ziel aus Paris 2015 nicht mehr zu erreichen ist.“ Das zentrale Instrument, das der Gesellschaft bleibe, sei der Dreiklang „CO2-Verbrauch erfassen und berechnen, vermeiden, kompensieren.“ Der Kauf von Klimazertifikaten zum Ausgleich von Emissionen sei übrigens kein moderner Ablasshandel, allerdings müssten Unternehmen und Organisationen wie Clubs oder die BBL sicherstellen, dass der Kauf der Zertifikate anerkannten Klimaschutzprojekten zugutekomme, die die fünf ausgewählten SDGs unterstützen. Die BBL habe die Erfassung ihres CO2-Verbrachs im Kölner Office bereits gestartet, unterstreicht Provenzano von der easyCredit BBL. Ziel sei es, das Thema einheitlich mit den Clubs anzugehen.

13:15 Uhr: Mehr Inklusion in der Liga
Wie herausfordernd die Umsetzung einer konkreten Maßnahme sein kann, macht am Ende des ersten Runden Tisches Nachhaltigkeit Sandra Moosbauer von den MHP RIESEN Ludwigsburg deutlich. Obwohl die Riesen eine tolle Fanbase auch unter den Menschen mit Handicap hätten, verfüge die MHPArena nur über 14 Rollstuhlplätze bei einer Gesamtkapazität von 4.200 Plätzen. Der Club sei im Austausch mit Arena und Stadt, um die Situation zu verbessern. Doch das dauere: „Keine der BBL-Arenen ist barrierefrei. Daran müssen wir arbeiten“, mahnt Moosbauer, „in Ludwigsburg haben wir uns das Ziel gesetzt, jeden Spieltag inklusiv zu gestalten.“

13:30 Uhr: Ambition, Austausch, Aufmerksamkeit
Das war er, der erste Runde Tisch Nachhaltigkeit der BBL. Sebastiano Provenzano zeigt sich zufrieden vom Format und der angeregten Diskussion der Teilnehmenden. „Das war ganz bestimmt nicht das letzte Mal, sondern der Kick-off zu einer Serie. Vielleicht bekommen wir auch einmal einen dynamischen Konferenztag zum Thema hin, einen echten Summit. Denn unser Anliegen braucht Aufmerksamkeit, Austausch und Relevanz, und zwar auch außerhalb des internen Arbeitskreises Nachhaltigkeit. Daran werden wir entschlossen weiterarbeiten."

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