Stand: MHP RIESEN Ludwigsburg (5) - Telekom Baskets Bonn (1) 0:2
Was wir bisher gelernt haben: Die Telekom Baskets Bonn spielen nicht nur schön und als homogene Einheit, sondern bringen, wenn es nötig ist, auch die notwendige Physis an den Start. Und wann braucht man diese eher als gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg, bei denen die körperliche Art, Basketball zu spielen, in die Vereins-DNA gebrannt ist? Am Mittwoch spielten die RIESEN wieder ihren gewohnten Stil, das heißt: Unter dem eigenen Korb wurde hart verteidigt, kein Ball verloren gegeben und regelmäßig auch auf dem Boden weitergerangelt. Aber: Die Hausherren ließen sich von der Physis der Gäste nicht beeindrucken, blieben cool und selbst körperlich. Beeindruckt von der intensiven Bonner Defensive zeigten sich eher die Schwaben, deren eigene Offense seltsam uninspiriert blieb und allzu oft in Einzelaktionen und erzwungenen Distanzwürfen (8/31 Dreier, 25.8 Prozent) mündete.
Die besondere Brisanz: Ludwigsburgs Anführer Will Cherry musste nach 25 Minuten mit zwei Technischen Fouls die Halle verlassen, der einstige Bonner Publikumsliebling Yorman Polas Bartolo wurde bei jedem Ballkontakt mit einem gellenden Pfeifkonzert bedacht, ehe er mit fünf Fouls ebenfalls vorzeitig gehen musste: Das Duell Bonn vs. Ludwigsburg hat alles, was eine hitzige Playoffserie ausmacht. Dazu trugen natürlich auch die Äußerungen vom Bonner Headcoach Tuomas Iisalo über Bartolo bei (hier beim General-Anzeiger nachzulesen), denen der Trainer nach dem Spiel im Interview bei MagentaSport aber die Schärfe nahm und Bartolo als fairen Sportsmann und einen der besten Verteidiger der Liga bezeichnete. Trotzdem dürfte die Bonner im dritten Spiel der Serie, erstmals in Ludwigsburg, ein heißer Tanz erwarten.
Status quo: „Bonn weiß gar nicht mehr, wie es ist, zu verlieren“ - Marco Baldi, Geschäftsführer von ALBA BERLIN, hat Recht, und das gilt besonders für die Auftritte der Magentafarbenen in der Hardtberg-Hölle: 21 Heimsiege in Serie lautet die Bonner Bilanz, die letzte nationale Heimniederlage war das fünfte Halbfinale gegen München am 8. Juni 2022. Ludwigsburg muss nun ebenso auf die Heimstärke setzen: In der regulären Saison gingen nur drei Heimspiele verloren, in der ersten Playoff-Runde gegen Oldenburg gelang zu Hause der dritte Sieg nach zuvor zwei Auswärtserfolgen.
Der Blick zurück: Die 65:94-Niederlage war für die Ludwigsburger ein herber Dämpfer in ihrer Hoffnung, dem Hauptrundenersten in einer Playoff-Serie gefährlich werden zu können. Das Offensivrebounding von Bonn und speziell Leon Kratzer (sechs, insgesamt 17 / Ludwigsburg zwölf), das vorentscheidende dritte Viertel (24:13 für Bonn plus Disqualifikation Cherry) und die hochprozentige Wurfquote der Telekom Baskets aus dem Zwei-Punkte-Bereich (66,7 / Ludwigsburg 40,6) stellten die Barockstädter vor unlösbare Probleme.
Der Blick nach vorn: Abhaken, was passiert ist, volle Kraft voraus: Das muss das Motto der MHP RIESEN für das dritte Playoffspiel (und idealerweise für das vierte) sein. Ludwigsburg muss Wege finden, das effektive Pick and Roll der Bonner zu verteidigen. Die Baskets machen das clever, ziehen oft Ludwigsburgs Big Man Sam Waardenburg heraus und haben dann einen schnellen Guard (TJ Shorts, Sebastian Herrera) gegen den 2,08 Meter großen Power Forward stehen. Vor allem Shorts kreiert daraus immer Lösungen, sei es mit dem eigenen Abschluss aus der Mitteldistanz, per Drive zum Korb oder mit dem Assist auf den freistehenden Mitspieler. Ludwigsburg braucht überdies ein Überraschungsmoment - vielleicht mit der Berufung von Justin Johnson in den Kader? Der Amerikaner musste zuletzt aussetzen, aber was ein neuer Impuls für ein Team bringen kann, bewies auf der anderen Seite Jeremy Morgan, der in der zweiten Viertelfinal-Partie zum Matchwinner wurde: Mit 23 Punkten führte er sein Team offensiv an und egalisierte damit seine bisherige Bestleistung der Saison. Dabei traf er fünf seiner acht Dreier und griff sich drei Steals. Morgan hatte aufgrund einer Nackenverletzung in der Saison nur zwölf Spiele absolviert.
Zahlen, bitte: Wenn den Bonnern etwas Sorgen machen dürfte, dann ihre Freiwurfquote: Sie schritten zwar 29-mal an die Linie, verfehlten aber neunmal, was einer mittelmäßigen Quote von 69 Prozent entspricht. Die MHP RIESEN waren in dieser Hinsicht effizienter (88,2 Prozent), standen aber auch nur 17 Mal an der Linie (15 Treffer).
Die Saisonduelle: Hoffnung können die Ludwigsburger dagegen aus dem Heimspiel der regulären Saison gegen Bonn schöpfen, denn die RIESEN waren neben Berlin das einzige Team der Liga, das in der Hauptrunde gegen Bonn gewinnen konnte – Ende November gelang zu Hause ein 84:80-Sieg, bei dem Prentiss Hubb mit 24 Punkten (6/8 Dreier) und sieben Assists geglänzt hatte:
Meilensteine: Das zweite Halbfinalspiel gegen Ludwigsburg war das 100. Spiel für Tuomas Iisalo als Baskets-Headcoach. Der 29-Punkte-Erfolg war der zweithöchste Playoff-Sieg der Baskets-Klubgeschichte. Die Bonner gewannen ihr 24. Ligaspiel in Folge und haben damit die drittlängste Siegesserie der Bundesliga eingestellt.
Die ewige Bilanz: 48-mal standen sich Bonn und Ludwigsburg in Meisterschaft und Pokal bislang gegenüber. Mit den beiden Siegen in der ersten Playoffsereie zwischen beiden Klubs haben die Bonner mit 25 Siegen (23 Niederlagen) die Führung im direkten Duell übernommen.
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird am Samstag, 3. Juni, ab 20:15 Uhr live bei MAGENTA SPORT übertragen. Kommentator ist Michael Körner, Holger Speckhahn ist der Moderator. Der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft Robin Benzing fungiert als Experte. Es gibt alle Partien in HD - live und on demand hier bei MagentaSport.
Aktuelle Wettquoten: MHP RIESEN Ludwigsburg vs. Telekom Baskets Bonn hier auf sportwetten.de.
