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Home/Newscenter/Mit keinesfalls selbstverständlicher Selbstverständlichkeit – Henrik Rödl und sein Team in der WM-Quali

Kochs NachschlagMit keinesfalls selbstverständlicher Selbstverständlichkeit – Henrik Rödl und sein Team in der WM-Quali

30. November 2017
Mal ehrlich: So manchem Fan dürfte vor den ersten beiden Quali-Spielen zur WM 2019 ein mulmiges Gefühl durch den Magen geschlichen sein. Wie würde sich die DBB-Auswahl verkaufen ohne die NBA- und Euroleaguespieler? Mal ehrlich: Die Mannschaft entledigte sich der Pflichtaufgaben gegen Georgien und in Österreich mit einer keinesfalls selbstverständlichen Selbstverständlichkeit, zwei Auftritte, in denen sich Henrik Rödls Team homogen und ohne Selbstzweifel präsentierte.

Mal ehrlich: So manchem Fan dürfte vor den ersten beiden Quali-Spielen zur WM 2019 ein mulmiges Gefühl durch den Magen geschlichen sein. Wie würde sich die DBB-Auswahl verkaufen ohne die NBA- und Euroleaguespieler? Mal ehrlich: Die Mannschaft entledigte sich der Pflichtaufgaben gegen Georgien und in Österreich mit einer keinesfalls selbstverständlichen Selbstverständlichkeit, zwei Auftritte, in denen sich Henrik Rödls Team homogen und ohne Selbstzweifel präsentierte.

Die Spiele

Georgien war am Freitag in Chemnitz der erwartet unangenehme Gegner. Jeder kann sich vorstellen, wie extrem wichtig ein Auftaktspiel ist und welch hohe Anspannung herrscht. Angesichts dieses Drucks war es bemerkenswert, wie die Mannschaft mit der Situation umging. Trotz der beinahe unfassbaren Dreierquote der Gäste vor der Pause waren bei den DBB-Korbjägern nicht die geringsten Anzeichen von Panik zu erkennen. Die Mannschaft spielte konsequent ihren Stiefel weiter. Es ging in der Regel schnell nach vorne und wenn sich daraus keine Option ergab, wurden im Halbfeld die langen Kerls gesucht. Mein Eindruck: die deutschen Spieler fühlten schon in der ersten Hälfte, dass ihre größere Substanz am Ende den Ausschlag geben würde für den 79:70-Sieg.

Während die Partie gegen die Georgier noch eine Herausforderung war, wurde Österreich am Montag mit 90:49 komplett zerpflückt. Ja, die Spieler aus der Alpenrepublik hatten in dieser Begegnung kein internationales Niveau, aber wir sollten nicht vergessen, wie schwer sich die deutsche Mannschaft noch 2016 in der EM-Qualifikation beim 61:59-Zittersieg in Österreich getan hatte. Das hohe Maß an Präsenz, mit der die Rödl-Truppe diesmal zu jeder Sekunde auftrat, spricht für die Professionalität der Mannschaft.

Die Nationalspieler

Kapitän, Anführer und erste Option im Angriff: Robin Benzing nahm seine überragende Form aus der Liga mit in die Länderspiele. In den beiden Partien lieferte er zusammen 36 Punkte, netzte dabei sechs seiner zwölf Dreier ein und traf insgesamt 48,1 Prozent aus dem Feld – starke Werte für einen Go-to-Guy, der auch mal schwierigere Würfe nehmen muss. Würzburgs Topscorer ist zurecht auch auf dem Brett des Bundestrainers die zentrale Figur.

Mit Daniel Theis, Maxi Kleber, Joe Voigtmann und Tibor Pleiß fehlten der deutschen Mannschaft vier Big Men von international höchstem Niveau. Dennoch glänzte das Team gerade auf diesen Positionen.

Die schon etwas routinierteren Danilo Barthel und Maik Zirbes fungierten als Starter und zeigten aufgrund ihrer gemeinsamen Spielpraxis bei den Bayern ein gutes Verständnis füreinander. Isaiah Hartenstein und Johannes Thiemann kamen von der Bank und konnten das hohe Niveau des Starter-Duos halten. Thiemann ist ein duracelllesker Energizer und Hartenstein einfach extrem variabel für einen Spieler von 2,13 Meter Länge. Ob die beiden sich vorne oder hinten abrackerten: Irgendein Mehrwert fürs Team war garantiert!

Zu meinen Lieblingsszenen aus den beiden Länderspielen gehört der Defensiv-Rebound von Isaiah gegen Georgien mit anschließendem Dribbling bis zur Mittellinie und schönem Leadpass zum Dauersprinter aus Ludwigsburg. (Anmerkung der Redaktion: Da es Stefans Lieblingsszene leider nur in der kompletten Spielwiederholung bei 00:56:50 gibt, betten wir hier als Ersatz unsere Lieblingsszene ein: )

Natürlich fehlte der DBB-Auswahl ohne die Aufbauspieler Dennis Schröder und Maodo Lo viel Speed und Überraschungsmoment, aber Basti Doreth und Isi Akpinar hatten auf der Eins die Zügel immer sicher in der Hand, fühlten, wann Tempo und wann Ruhe angebracht war und erfüllten damit passgenau die an sie gestellte Aufgabe.

Die drei Neulinge Joshiko Saibou, Andi Obst und Dominic Lockhart hatten ebenfalls ihre Momente und fügten sich gut, weil selbstbewusst ins Team ein.

Der neue Bundestrainer

Henrik Rödl strahlte sehr viel Ruhe an der Seitenlinie aus. Nach zwölf georgischen Dreiern in der ersten Halbzeit entschied er, nach der Pause gegen das Pick-and-Pop mehr zu switchen, was es den Georgiern deutllich schwerer machte, offene Dreier zu kreieren. Außerdem streute er wie schon zu seiner Zeit in Trier gerne seine 1-2-2-Zonenpresse ein, die zurückgeht in eine 3-2-Zone.

Ob dieses Mittel auch gegen stärkere Teams greift, wird man sehen, in den beiden ersten Begegnungen war es auf jeden Fall ein kluger Schachzug. Genau wie seine Mannschaft bestand der neue Bundestrainer den ersten Test mit Bravour!

Kochs Nachschlag

Bilanzieren wir: Ein Big-Men-Quartett internationalen Spitzenformats fehlte genauso wie Paul Zipser als Small Forward. Die beiden besten Point Guards waren ebenfalls abwesend. Unter anderem deshalb sahen wir drei Debütanten und eine neue Rollenverteilung unter einem neuen Trainer. Trotz dieser Veränderungen gab es zwei starke Siege und viel ansehnlichen Basketball!

Maßnahmen wie die Jugendarbeit beim Verband und den Klubs und die 6+6-Quote in der Liga scheinen sich bezahlt zu machen. Vor allem bei unseren langen Spielern ist die Breite beeindruckend. Bei den Guards ist sie nicht ganz so ausgeprägt, allerdings stehen mit Kostja Mushidi (19 Jahre) und Isaac Bonga (18) zwei große Talente in der Warteschleife, die schon bald eine Verstärkung darstellen könnten.

Der Auftakt in die WM-Quali ohne unsere größten Namen bestätigte: Uns muss um die Zukunft der Nationalmannschaft nicht bange sein - ganz im Gegenteil: Wir alle sollten uns darauf freuen!

Zur Person: Stefan Koch

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Telekom Sport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.

So schön war die EM 2017: