Die besondere Brisanz: Die einen brauchen jeden Sieg für den Klassenerhalt, die anderen jeden Erfolg für den Heimvorteil in der ersten Playoff-Runde: Für die HAKRO Merlins Crailsheim und ratiopharm ulm hat das Duell am Samstag ganz unterschiedliche Bedeutung. Stefan Koch hat in seiner aktuellen Kolumne die Ausgangsposition der sechs Abstiegskandidaten analysiert und sieht es am wahrscheinlichsten an, dass es auch die Merlins treffen wird.
Playoff-Qualifikation: Die Play-Ins haben die Ulmer schon sicher, als nächsten Schritt möchte der Meister die sichere Playoff-Qualifikation unter Dach und Fach bringen, was bei einem Sieg gegen Crailsheim aber noch nicht Realität werden würde. Wie unser Tabellenrechner zeigt, könnten sie derzeit noch bis auf den neunten Rang abrutschen.
Status Quo: Die Merlins gehen zwar auf einem Abstiegsplatz in das Duell am Samstag, sind dennoch ein Gewinner der vergangenen Wochen. Denn drei der vergangenen fünf Partien hat das Team von Jussi Laakso gewonnen, alle im eigenen Wohnzimmer. Dort folgten auf einen 80:76-Sieg gegen den direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt Göttingen zwei Überraschungssiege: ein 102:93 gegen Vechta und jüngst ein 98:89 gegen Bonn. Gelingt den Merlins mit dem Zauber des Heimvorteils nun auch eine Überraschung gegen den Meister?
Das wird nicht einfach werden, denn der Ulmer Motor läuft derzeit auf Hochtouren: Die Mannschaft von Anton Gavel hat nicht nur fünf Siege in Serie eingefahren und damit hinter Berlin den zweitlängsten Erfolgslauf zu Buche stehen, sondern diese mit durchschnittlich 22 Zählern Differenz teils dominiert. Zuletzt ging es mit den ROSTOCK SEAWOLVES (96:71) und dem SYNTAINICS MBC (106:79) aber auch gegen zwei Kellerkinder – doch die Ulmer zeigten kein Erbarmen, auch nicht gegen Crailsheim?
Duell im Fokus: Beim Crailsheimer Sieg gegen Bonn avancierte James Murray-Boyles zum Matchwinner, mit 29 Punkten und sieben verwandelten Dreiern stellte er zwei persönliche Saisonbestwerte auf. Dabei hatte der Power Forward in den drei Spielen davor zusammen nur 13 Punkte samt drei Dreiern erzielt. Eigentlich ist Murray-Boyles als athletischer Spieler eher in der Zone zuhause, womit er mit 5,3 Rebounds sein Team anführt. Eine solche Gefahr von außen wie gegen Bonn verleiht seinem Spiel eine neue Dimension. Auf der Vier wird Murray-Boyles als Bankspieler auf zwei deutsche Akteure treffen, die man nicht unbedingt mit Athletik assoziiert. Das soll nicht despektierlich klingen, aber sowohl Robin Christen als auch Philipp Herkenhoff haben eben andere Stärken: Christen ist ein erstklassiger Schütze mit einem sehr schnellen Release, der den Ball nach dem Fangen oftmals gar nicht nach unten nimmt, ehe er wirft, was man in Ulm besonders zu trainieren scheint. Beim Sieg gegen Weißenfels traf Christen vier seiner sechs Dreier, avancierte mit 14 Zählern zum Topscorer und stellte damit zwei persönliche Saisonbestwerte auf. Herkenhoff kam zwar nur auf fünf Punkte, der 24-Jährige hat zuletzt aber bewiesen, dass er nicht viele Minuten braucht, um effektiv zu sein: 13 Punkte in 15 Minuten gegen Rostock sind dafür ein Beweis. Herkenhoff spielt mittlerweile auch häufig auf der Fünf, dementsprechend hat er sein Spiel am Zonenrand verfeinert.
Award-Anwärter: Ulms Center Trevion Williams hat sich durch zuletzt starke Leistungen wieder verstärkt auf das MVP-Radar manövriert. Ungewohnt: Nachdem er neunmal nacheinander zweistellig gepunktet und fünf Double-Doubles aufgelegt hatte, kam er gegen den SYNTAINICS MBC „nur“ auf acht Punkte und fünf Rebounds. Das will Williams nun sicherlich besser machen.
Zahlen, bitte: Die Ulmer erzielen die meisten (92,2 PPG), die Crailsheimer die wenigsten Punkte (81,3 PPG) der Liga. Aber: In den vergangenen vier Partien markierten die Merlins immer mindestens 88 Zähler. Das sind nicht die einzigen Gegensätze: Während die Ulmer die meisten Ballgewinne verzeichnen (8,6 SPG), verlieren die Merlins am häufigsten den Ball (16,2 TPG).
Das Hinspiel: Die Ulmer setzten sich Ende November als damaliger Tabellenführer mit 94:87 gegen den damaligen Tabellenletzten durch, machten den Heimsieg aber erst durch ein starkes viertes Viertel perfekt. Karim Jallow stellte mit 26 Punkten seinen persönlichen Saisonbestwert auf.
Ewige Bilanz: Damit verbesserten die Ulmer ihre Bilanz gegen Crailsheim auf 11-4. Im eigenen Wohnzimmer fällt für die Merlins die Bilanz aber positiv aus, vier der sieben Partien in Crailsheim haben sie gegen Ulm gewonnen.
Meilensteine: Crailsheims Fabian Bleck ist einen Dreier entfernt, den 150. Distanztreffer in seiner Bundesligakarriere zu markieren.
Alte Bekannte: Ulms L.J. Figueroa und Crailsheims Keandre Cook spielten 2017/18 zusammen am Junior-College in Odessa.
Sonstiges: Seit einigen Wochen ist bekannt, dass Meistertrainer Anton Gavel die Ulmer nach der Saison Richtung Bamberg verlassen wird. Nun ist auch klar, dass sich auch die Merlins nach einem neuen Headcoach umsehen müssen: Denn Jussi Laakso, der erst Mitte November in Crailsheim unterschrieben hatte, wird nach der Saison zurück nach Finnland gehen.
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird am Samstag ab 19.45 Uhr live bei Dyn übertragen, Florian Pertsch kommentiert. Dyn ist das neue Zuhause der Basketballfans. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League aus. Das umfangreiche Live-Programm im Basketball wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden. Dyn ist seit Anfang August über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.
