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Home/Newscenter/Mit neuen Spielern und bekanntem Stil: John Patrick mit Ludwigsburg im Konzert der Großen

Kochs NachschlagMit neuen Spielern und bekanntem Stil: John Patrick mit Ludwigsburg im Konzert der Großen

05. Januar 2018
Es gibt Trainer im Basketball, die primär versuchen, möglichst gute Spieler zu finden - und dann den Spielstil auf ihr Personal zuzuschneiden. Andere wiederum haben eine sehr klare Vorstellung im Kopf, wie ihr Basketball aussehen soll und verpflichten auf Grundlage dieses Bildes ihre Akteure. John Patrick, der Headcoach der MHP Riesen Ludwigsburg, gehört ohne Frage zu letztbeschriebener Spezies. Seine Erfolge damit sprechen für sich.

– Stefan Koch

Es gibt Trainer im Basketball, die primär versuchen, möglichst gute Spieler zu finden - und dann den Spielstil auf ihr Personal zuzuschneiden. Andere wiederum haben eine sehr klare Vorstellung im Kopf, wie ihr Basketball aussehen soll und verpflichten auf Grundlage dieses Bildes ihre Akteure. John Patrick, der Headcoach der MHP Riesen Ludwigsburg, gehört ohne Frage zu letztbeschriebener Spezies. Seine Erfolge damit sprechen für sich.

Der 49-Jährige schafft es immer wieder, mit überschaubaren Mitteln beeindruckende Ergebnisse abzuliefern – wie auch aktuell in Ludwigsburg. Am Sonntag trifft er mit seiner Mannschaft im Verfolgerduell Zweiter gegen Dritter auf ALBA BERLIN.

In Göttingen erreichte Patrick mit einem Mini-Etat drei Mal die Playoffs (2009 und 2010 sogar als Hauptrundendritter) und gewann die Eurochallenge. Die zweimalige Auszeichnung als Trainer des Jahres war der verdiente Lohn. Kleine Aufstellungen („Small Ball“), häufige Spielerwechsel, um die Intensität hochzuhalten, Verteidigung über das ganze Feld mit ständigem Doppeln und eine tendenziell weniger strukturierte Offensive waren die Charakteristika des Erfolgskonzeptes. In seinem Jahr in Würzburg (2011/2012) führte er den Aufsteiger mit seinen bewährten Göttinger Kämpen Ben Jacobson, John Little und Jason Boone bis ins Halbfinale und kegelte dabei sensationell die Albatrosse aus den Playoffs.

Zur Person: Stefan Koch

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Telekom Sport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.

Die passenden Spielertypen

Eigentlich trug das System Patrick nur ein einziges Mal keine Früchte – nämlich als er im Januar 2013 während der Saison in Ludwigsburg anheuerte und den sportlichen Abstieg nicht verhindern konnte. Allerdings hatte er da nicht die Möglichkeit, die Mannschaft nach seinem Gusto zusammenzustellen. Der Spielertyp, nach dem JP Ausschau hält, muss in erster Linie mentale Härte und Willen zur Verteidigung mitbringen. Wenn der fünffache Familienvater diese Attribute nicht wahrnimmt, scheut er sich nicht, auch während der Saison Umstrukturierungen im Kader vorzunehmen. Andererseits kehren Spieler, die die gewünschten Tugenden in der Vergangenheit an den Tag gelegt haben, nach Intermezzi bei anderen Clubs oftmals zu ihm zurück – wie neben den erwähnten Little, Jacobson und Boone beispielsweise auch Rocky Trice, Adam Waleskowski oder Kerron Johnson.

Patrick musste sich lange Zeit dem Vorwurf aussetzen, auf den deutschen Positionen zu sehr auf eingebürgerte Akteure zu setzen. Mit der Entwicklung von Johannes Thiemann (23 Länderspiele), der unter ihm in Ludwigsburg zum Nationalspieler gereift ist, hat er diesen Kritikern einigen Wind aus den Segeln nehmen können.

Die Stärken der Mannschaft

Was zeichnet den aktuellen Tabellenzweiten aus? Der wieder einmal runderneuerte Kader ist – wie bei John Patrick üblich – sehr athletisch. Small Ball spielt aber mittlerweile eine kleinere Rolle als noch zu Göttinger Zeiten. Nach wie vor soll aber mit viel Druck und Arbeit über das ganze Feld die gegnerische Struktur verändert bzw. durchbrochen werden. Die Mannschaft provoziert im Schnitt starke 17,2 Ballverluste bei den Kontrahenten und erlaubt trotz eines hohen Spieltempos nur 72,5 Punkte pro Partie. Alle Spieler sind defensiv ständig in Bewegung, was per se keine Qualität ist, aber seine Spieler sind dabei ständig aktiv – und das ist ein Qualitätsmerkmal.

Offensiv punkten nur die hochtalentierten Bayern höher. Die nur durchschnittlichen Wurfquoten werden durch die hohe Zahl an Wurfversuchen aufgefangen, die zum einen auf den Ballgewinnen beruhen, aber eben auch auf dem mit Abstand besten offensiven Rebounding der Liga (15,4 im Schnitt). Zudem zieht Ludwigsburg ligaweit die meisten Freiwürfe, über die ersten 15 Partien 24,7 im Schnitt.

Extrem auffällig ist das ausgeglichene Scoring. Acht Spieler markieren zwischen 7,5 und 11,5 Punkten pro Partie. Dennoch darf man einen Akteur hervorheben: Thomas Walkup erinnert mich mit seiner Vielseitigkeit an Nate Linhart. Der 25-Jährige wirft starke Quoten, reboundet und hat ein exzellentes Spielverständnis, was sein Entscheidungsverhalten im Pick-and-Roll und seine 4,7 Assists pro Partie belegen.

Kochs Nachschlag

John Patrick ist dafür bekannt, dass er bezüglich der Zielsetzung die Bälle flach hält. Unlängst hat er aber geäußert, dass er gerne einen Titel gewinnen würde. Ob es zur Meisterschaft reicht, wage ich zu bezweifeln. Im Pokal und in der FIBA Champions-League dürften die Chancen ein wenig besser stehen. Aber auch ohne Titel verdienen die Leistungen der MHP Riesen höchsten Respekt, denn sie spielen ohne Spitzenbudget im Konzert der Großen mit.