Status quo: Bonn ist mit 13:1 Siegen Tabellenführer und Berlin mit 12:1 Siegen Zweiter. Damit ist klar: Wenn die Bonner die Hauptstadt auch als Tabellenführer verlassen wollen, müssen sie ALBA in der Max-Schmeling-Halle schlagen. ALBA muss das Spitzenspiel in die ehemalige Heimstätte verlegen, weil die Mercedes-Benz Arena am kompletten Wochenende von einer Magier-Show der Ehrlich Brothers belegt ist.
Die besondere Brisanz: ALBA hat den Heimvorteil, aber funktioniert der auch in der Max-Schmeling-Halle? Oder kommt ALBAs Heimvorteil in der engeren und ausverkauften Arena sogar stärker zum Tragen? Auf der anderen Seite hatten die Bonner eine Woche Zeit, um sich auf das Spiel vorzubereiten, während Berlin am Dienstag und Donnerstag noch zwei harte EuroLeague-Spiele absolvieren musste. Nutzen die Bonner dies gegen müde Albatrosse zu ihrem Vorteil oder rosten sie womöglich über die spielfreie Woche ein, während die Berliner ihr Ding im mittlerweile gewohnten 2/3-Tage-Rhythmus durchziehen?
Revanche für den Pokal: Wenn in vier Wochen der MagentaSport BBL Pokal in Oldenburg ausgetragen wird, sind alle aktuellen Top-Teams der easyCredit BBL dabei – bis auf die Telekom Baskets Bonn. Die hatten nämlich wie schon 2020/21 auch in dieser Saison das Lospech, gleich in der ersten Pokalrunde in Berlin gegen ALBA spielen zu müssen. Im Oktober 2021 schieden sie nach Verlängerung mit 80:83 gegen ALBA aus und am 17. Oktober 2022 genauso knapp mit 95:98. Dabei sprachen viele Vorzeichen für die Telekom Baskets, denn während Trainer Iisalo nur auf den verletzten Center Michael Kessens verzichten musste, schauten hinter der ALBA-Bande Maodo Lo, Jaleen Smith und Johannes Thiemann verletzt zu. Tatsächlich führte Bonn im dritten Viertel schon 69:64, aber ALBA konterte mit einem 15:0-Lauf zur eigenen 75:69-Führung. Der mit 36 Punkten überragende TJ Shorts brachte Bonn noch einmal 93:91 in Führung, aber am Ende setzte sich Berlin mit je 23 Punkten von Tamir Blatt und Yanni Wetzell 98:95 durch. Abgesehen von Luke Sikmas Flamingo-Wurf, mit dem er ALBA 2021 in die Overtime rettete, wurden die beiden Pokalspiele am Ende nicht durch spektakuläre letzte Würfe entschieden, sondern weil die Berliner Defense die letzten Würfe von Morgan bzw. Shorts so schwer machten, dass sie ihr Ziel verfehlten.
Historie: Dass dieses Spitzenspiel in der Max-Schmeling-Halle über die Bühne geht, weckt Erinnerungen an die großen Finalschlachten, die sich beide Clubs in den neunziger Jahren lieferten. 1997, als die Bonner als erster Aufsteiger in der Geschichte der Liga das Finale erreichten, holte ALBA – gegen die Bonner – seinen ersten Meistertitel und die bis unters Dach gefüllte Max-Schmeling-Halle – damals die mit Abstand größte Arena in der Liga – gab dem Geschehen einen würdigen Rahmen. 1999 und 2001 standen sich ALBA und die Telekom Baskets in dieser Arena ernuet im Playoff-Finale gegenüber. Auch die Saison 2007/08, die letzte vor dem Umzug in die Mercedes-Benz Arena, endete für ALBA mit einer 3:1 gewonnen Finalserie gegen die Bonner.
Duell im Fokus: Auch in diesem Spitzenspiel lautet die Frage natürlich: Wer stoppt TJ Shorts? ALBA hat da von allen Teams in der Liga wahrscheinlich die meisten Optionen. Da wäre z. B. der Verteidigungsspezialist Yovel Zoosman, der zuletzt auch in der EuroLeague gegen kleine Spielmacher gut aussah. Jaleen Smith ist ein sehr guter Verteidiger und von den jungen Spielern hat Jonas Mattisseck mittlerweile viel Erfahrung für Spezialaufgaben gegen flinke Point Guards. Umgekehrt müssen sich auch ALBAs Spielmacher Maodo Lo und Tamir Blatt auf wechselnde Verteidiger einstellen. Karsten Tadda ist hier selbstredend Bonns erste Option. Aber neben Sebastian Herrera hat sich bei den Baskets auch Tyson Ward darauf spezialisiert, dem gegnerischen Point Guard das Leben schwer zu machen.

Im Auge des Bundestrainers: Der gebürtige Bamberger Karsten Tadda spielte vor nun schon vier Jahren in seiner Heimatstadt gegen Griechenland sein letztes Länderspiel, ist aber trotz mittlerweile 34 Jahren aktuell heißer denn je – nicht nur als Anführer der Bonner Defense, sondern auch an der Dreierlinie: In Ulm traf er vor zwei Wochen gegen sein Ex-Team 5/8 von Downtown und am vorigen Spieltag gegen Rostock drei-von-neun.
Zahlen, bitte: Alle Statistiken unterstreichen, dass hier die bisher besten Teams der easyCredit BBL gegeneinander spielen. Bei den Wurfquoten führt Berlin mit 50,3 Prozent vor Bonn (49,8 Prozent). ALBA erzielt die meisten Punkte pro Spiel (92,1) und Bonn die zweitmeisten (90,6). In der Defensive kassiert Bonn die wenigsten Gegenpunkte (75,1) und Berlin mit 79,6 die drittwenigsten (dazwischen auf Rang zwei die Bayern). Bei den Rebounds führt Berlin die Rangliste mit 39,4 vor Bonn (37,9) an. Bei den Assists ist Berlin mit 24,5 pro Spiel Erster und Bonn mit 20,4 Dritter (dazwischen auf Rang zwei Chemnitz).
Die ewige Bilanz: In der digitalen Datenbank der easyCredit BBL führt Berlin mit 56:25 Siegen. In den letzten zwölf Begegnungen (seit der Saison 2017/18) gelang Bonn aber nur im Auftaktspiel der vergangenen Saison am 23. September 2021 mit einem dramatischen 88:86 in Berlin ein Sieg. Eine Woche später revanchierte sich ALBA – ebenfalls in Berlin und genauso dramatisch – im Pokal (siehe oben).
Meilensteine: Luke Sikma fehlt noch ein Assist bis 900. Ebastian Herrera fehlt noch ein Steal bis 100. Michael Kessens fehlen noch fünf Rebounds bis 750. Maodo Lo fehlen noch acht Assists bis 700.
Alte Bekannte: Im Frontcourt könnten die Neuseeländer Finn Delany und Yanni Wetzell in einem „Kiwi-Duell“ aufeinandertreffen. In der vergangenen Saison waren die beiden Big Men Teamkollegen bei den New Zealand Breakers, übrigens zusammen mit dem langjährigen Berliner Point Guard Peyton Siva. Zurück in die Gegenwart: Dort saß Wetzell schon gegen die Bayern neben den verletzten Eriksson und Procida als siebter Ausländer hinter der Bande. Auf der anderen Seite war Wetzell im Pokalspiel gegen Bonn im Oktober mit 23 Punkten ALBAs Topscorer, scheint also gegen die Telekom Baskets zu funktionieren. Auf Bonner Seite stehen seit der Verletzung von Jeremy Morgan ohnehin nur fünf Import-Spieler zur Verfügung.
Am Rande der Bande: Auf dem Flügel fehlen mit Louis Olinde (Berlin) und Jeremy Morgan (Bonn) auf beiden Seiten wichtige Schlüsselspieler. Olinde erhielt am vorigen Wochenende in München einen Schlag auf den Daumen. Die daraus resultierende Kapselverletzung zwingt ihn hinter die Bande. Morgan zog sich Weihnachten bei einem Sturz im Spiel gegen Chemnitz eine Nackenverletzung zu und muss für einige Wochen eine Halskrause tragen.
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird ab 15 Uhr live bei SPORT1 übertragen. Bei MAGENTA SPORT kommentiert Arne Malsch das Spiel aus Berlin bereits ab 14:45 Uhr. Es gibt alle Partien in HD - live und on demand hier bei MAGENTA SPORT.
Aktuelle Wettquoten: ALBA BERLIN vs. Telekom Baskets Bonn hier auf sportwetten.de.