Die Telekom Baskets Bonn schließen - zumindest über Nacht - zum Tabellenführer aus München auf: Durch einen 103:95-Auswärtssieg gegen die JobStairs GIESSEN 46ers fahren die Rheinländer ihren sechsten Sieg in Folge ein und stehen wie die Bayern - die am Sonntag auf Ludwigsburg treffen - nun bei einer Bilanz von 10:2 Siegen.
Spielverlauf und Wendepunkt: Nach einem ausgeglichen ersten Durchgang zogen die Bonner durch einen 11:2-Auftakt ins zweite Viertel davon. 33 Punkte legten die Gäste im zweiten Spielabschnitt auf, mit 13/15 aus dem Zwei-Punkte-Bereich präsentierten sich die Bonner innerhalb der 6,75 Meter bis dahin enorm treffsicher.
Eine 55:41-Halbzeitführung sahen die Bonner aber nach nur 3:18 Minuten ganz geschmolzen – die 46ers waren mit einem 14:0-Lauf aus der Kabine gestürmt. Drehen konnten die Hessen die Partie vorerst nicht, die Gäste fanden per 9:0-Lauf die richtige Antwort.
Anfang des vierten Viertels waren die Gießener mit einem Sechs-Punkte-Rückstand weiter in Schlagdistanz – mussten dann aber auf ihren Headcoach Pete Strobl verzichten, der sein zweites technisches Foul kassierte. Die Gäste nutzten dies, um sich per 8:0-Lauf das Momentum zu holen. Der 70:84-Rückstand war für Gießen letztlich eine zu große Bürde. Obwohl die Hausherren in der Schlussphase diesen 14-Punkte-Rückstand innerhalb einer Minute halbierten.
Duell im Fokus: die beiden Point-Guard-Riegen. Während bei Bonn Parker Jackson-Cartwright und Skyler Bowlin ein starkes Duo auf der Eins bilden, ist die Aufbauposition so etwas wie die Achillesferse Gießens. Das zeigte sich auch in der ersten Hälfte: Das Gießener Trio T.J. Williams, Kyan Anderson und Kendale McCullum stand zur Pause zusammen (!) bei drei Punkten (Williams bei 1/9 FG) und fünf Assists, Parker Jackson-Cartwright alleine bei zehn Zählern und vier Assists. Nach der Pause fanden immerhin Anderson und McCullum besser ins Spiel, McCullum kratzte mit neun Punkten und acht Assists letztlich am Double-Double. Die Bonner Point Guards „PJC“ (17 PTS, 5 REB, 6 AST) und Bowlin (9 PTS, 4 REB, 6 AST) waren dennoch eindeutig stärker.

Zahlen, bitte: Mit 46:38 entschieden die Bonner das Fastbreak-Scoring-Duell für sich – was auch zeigt, wie schnell beide Teams aufs Tempo drückten.
Spieler der Partie: Michael Kessens avancierte mit 23 Punkten (8/10 FG) nicht nur zum Bonner Topscorer, der Neu-Nationalspieler stellte damit auch einen neuen persönlichen Karrierebestwert auf. Neben „PJC“ punkteten bei Bonn auch Jeremy Morgan (15 PTS) und Tyson Ward (14 PTS) zweistellig. Beste Gießener Werfer waren Nuni Omot (26 PTS) und Florian Koch (23 PTS). In seinem 281. Ligaspiel legte Koch damit ein neues Career-High auf – und das gegen seinen früheren Club, wo er auch seine Karriere begonnen hatte.
Am Rande der Bande saß Javontae Hawkins eineinhalb Jahre, nachdem er sich im Sommer 2020 einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Die Bonner verstärkten sich mit dem alten Bekannten von Coach Tuomas Iisalo unter der Woche, Hawkins stand nach so langer Verletzungspause immerhin 14 Minuten auf dem Parkett und erzielte vier Zähler.
Die 46ers werden in dieser Saison nicht mehr mit ihrem Topscorer Brayon Blake planen können. Der Forward bat um eine Vertragsauflösung, um in seine Heimat zu reisen und bei seiner Familie zu sein. Kürzlich war der Bruder Blakes in den USA erschossen worden. „BJ Blake teilte mir vor zwei Tagen mit, dass er psychisch und physisch aktuell und in absehbarer Zeit nicht mehr in der Lage sei, professionellen Basketball zu spielen und er für seine Familie in den USA da sein muss. Nach der erschütternden Nachricht von vor wenigen Wochen ist das nur allzu menschlich“, zeigte sich Gießens Geschäftsführer Sebastian Schmidt verständnisvoll.
Wie geht’s weiter: Die Vorweihnachtszeit führt Bonn am kommenden Mittwoch nach Bayreuth, Gießen tags darauf nach Braunschweig.
Video: Highlights zu dieser Partie gibt es hier oben rechts unter dem Punkt „Video“ oder hier bei Magenta Sport.