Sie fliegen diese Saison unter dem Radar, doch das passt den Basketball Löwen Braunschweig, denn sie beißen gerne zu, wenn niemand damit rechnet. Beim TOP FOUR sind sie als Tabellenzwölfter das einzige der vier Teams, das aktuell nicht auf einem Playoff-Rang steht, aber mit einem ausgewogenen BBL-Kader und einer Spielweise mit vielen Assists sind sie durchaus ein Kandidat für eine Überraschung. Und dass Dennis Schröder als Alleingesellschafter des Klubs auch in Berlin in der Halle sein wird, kann auch nicht schaden.
Text: Jörg Bähren
Die Truppe von Trainer Jesus Ramirez ist von den vier Teams beim TOP FOUR die einzige, die sich in der Liga nicht auf einem Playoff-Platz befindet, aber eben in unmittelbarer Reichweite auf Chancen lauert. Und mit genau diesem Jagdverhalten haben es die jungen Löwen in dieser Saison überhaupt erst so weit geschafft und zu einer sportlichen Identität gefunden, die ein hervorragendes Passspiel beinhaltet (20,3 Assists bedeuten in der Liga den dritten Platz).
Angeführt von den beiden Nationalspielern Robin Amaize und David Krämer (die beide vergangene Saison mit München Pokalsieger wurden) pflegt Braunschweig einen Spielstil, der zum Club-Slogan passt - jung, wild und hungrig. So passte es, dass es dem Duo vorbehalten war, das Ticket für das Pokalwochenende klar zu machen. Amaize legte im Achtelfinale mit 25 Punkten (10/16 Feldwürfe) den Grundstein zum 97:77 gegen Göttingen (erstes Video), Krämer übernahm im Viertelfinale gegen Frankfurt (86:65) mit 19 Zählern und acht Rebounds die Führungsrolle (zweites Video).
Nun müssen die Löwen auf Amaize verzichten, der sich schwer am Knie verletzte und raus ist für diese Saison. Dadurch fehlen im Schnitt zwar 13,7 Punkte und Leadership, doch das Braunschweiger Konzept sieht es schon seit Jahren vor, dann junge Deutsche ins kalte Wasser zu werfen. Auftritt von Luc van Slooten (19, Jahre, 7,3 PPG) und Brandon und Nicholas Tischler (21 Jahre, 3,0 und 4,4 PPG), wobei die Tischler-Zwillinge als BBL-Rookies zuletzt immer stärker wurden. Der 25-jährige Benedikt Turudic (7,0) vervollständigt ein einheimisches Quartett von Rollenspielern, das bereits mehrfach gezeigt hat, dass Potenzial für größere Rollen da ist.
Aber die Braunschweiger Chancen beim TOP FOUR sind nicht nur mit den deutschen Akteuren verbunden, sondern ganz konkret auch mit zwei ausländischen Duos. Zum einen sind das Martin Peterka und Owen Klassen als Starter auf den großen Positionen, wobei der tschechische Olympionike Peterka mit seinem sicheren Dreier glänzt (44,1 Prozent) und bereits in vier Ligaspielen 20 oder mehr Punkte aufgelegt hat. Der 30-jährige Klassen dagegen kann als 2,08 Meter großer Centerspieler gut den schnellen Stil der Löwen mitsprinten. Seit dem Jahreswechsel legt Klassen durchschnittlich 13,7 Punkte und 8,2 Rebounds auf, kam aber in seinen fünf Duellen mit Crailsheim in seiner Karriere nur auf 7,2 Punkte und 4,2 Fouls. Dazu gibt es mit dem Amerikaner Tookie Brown (1,80 Meter) und Ondrej Sehnal (1,92) – auch Olympiateilnehmer für Tschechien – ein Aufbau-Duo, das den Job auf der Eins unterschiedlich interpretiert, was Coach Ramirez taktischen Spielraum gibt (zwölf Mal startete Brown, neun Mal Sehnal).
2011 stand Braunschweig im Pokalfinale, 2012 wurde das TOP FOUR auch erreicht und in dem Jahr ebenfalls mit jungen Wilden namens Daniel Theis und Dennis Schröder. Der kürzlich nach Houston getradete Schröder hat sich aufgrund des zeitgleichen All-Star-Breaks der NBA entschieden, als Alleingesellschafter des Vereins nach Berlin zu kommen. Vielleicht werden er, Co-Trainer Liviu Calin und Manager Nils Mittmann, der damals im Kader stand, dem jetzigen Team davon berichten und verdeutlichen, wie selten die Chance auf einen nationalen Titel sein kann. Genau deswegen ist es ratsam, keine falsche Scheu vor der Aufgabe zu haben, sondern diese Gelegenheit jung, wild und hungrig zu ergreifen.
Weitere Infos: Hier geht es zum Vorbericht des Halbfinales zwischen Braunschweig und Crailsheim.
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