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Home/Newscenter/Der Berliner Threepeat: Große Erfolge mit langfristigem Ansatz

Kochs NachschlagDer Berliner Threepeat: Große Erfolge mit langfristigem Ansatz

21. Juni 2022
Glückwunsch in die Hauptstadt: ALBA BERLIN hat völlig verdient die Deutsche Meisterschaft 2022 gewonnen. Die Berliner waren das beste Team der Hauptrunde und hievten ihr Spiel in den Playoffs auf ein noch deutlich höheres Level. Wie die Mannschaft nach der Heimklatsche am Freitag zwei Tage später in München zurückgekommen ist, unterstreicht die mentale Stärke, welche die Albatrosse mittlerweile auszeichnet. Mit Sportdirektor Himar Ojeda und Head Coach Israel Gonzalez haben zwei ehemalige Studienkollegen großen Anteil an diesem Erfolg.

Glückwunsch in die Hauptstadt: ALBA BERLIN hat völlig verdient die Deutsche Meisterschaft 2022 gewonnen. Die Berliner waren das beste Team der Hauptrunde und hievten ihr Spiel in den Playoffs auf ein noch deutlich höheres Level. Wie die Mannschaft nach der Heimklatsche am Freitag zwei Tage später in München zurückgekommen ist, unterstreicht die mentale Stärke, welche die Albatrosse mittlerweile auszeichnet. Mit Sportdirektor Himar Ojeda und Head Coach Israel Gonzalez haben zwei ehemalige Studienkollegen großen Anteil an diesem Erfolg.

Gewachsene Homogenität und langfristiger Ansatz

Im Profisport ist der Druck, unmittelbare Ergebnisse zu erzielen, immens hoch. Deshalb beschreiten viele Vereine einen strikt an kurzfristigen Erfolgen orientierten Weg. In Berlin liegt der Fokus auf Prozessen – und zwar in einem solchen Maße, dass man mit Fug und Recht von einem einzigartigen Projekt auf höchstem europäischem Niveau sprechen kann. Kein anderer Klub der Euroleague verfolgt einen so mittel- und langfristigen Ansatz wie die Berliner unter Sportdirektor Himar Ojeda. 2016 verpflichtete Marco Baldi den Spanier, der ein Jahr später Luke Sikma an die Spree lotste. Der Amerikaner ist zur Gallionsfigur geworden und verkörpert die uneigennützige und teamorientierte Mentalität in Reinkultur. Der 32-Jährige wird seine Karriere in Berlin beenden, und danach wird sein Trikot einen Platz unter dem Hallendach finden. Aber nicht nur aufgrund der fünf Spielzeiten mit ihrem Leader verfügt die Mannschaft über eine gewachsene Homogenität. Es ist ein klares Ansinnen der Verantwortlichen, Spieler aus dem eigenen Programm in der Profimannschaft zu etablieren. Und so feierten die Eigengewächse Tim Schneider (24), Jonas Mattiseck (22) und Malte Delow (21) in jungen Jahren nun schon den dritten Meistertitel:

Das Vertrauen in Spieler und deren Entwicklung

Ich möchte euch diesbezüglich einfach ein paar Beispiele geben und beginne mit Jaleen Smith, an dem vor der Saison auch andere Euroleague-Mannschaften Interesse gezeigt hatten, dann aber einen Rückzieher machten, weil sie sich nicht sicher waren, welche Rolle ihm in der europäischen Königsklasse zukommen sollte. Der MVP der Saison 20/21 startete mehr als nur durchwachsen in Berlin, fremdelte mit dem für ihn neuen Stil und war sichtbar verunsichert. Bei wahrscheinlich jedem anderen Euroleague-Team hätte das nach spätestens zehn Partien die Trennung nach sich gezogen. Aber die Berliner zeigten Geduld, Smith fand seine Position als Shooting Guard, wurde im Saisonverlauf immer stärker und netzte im entscheidenden vierten Finale sechs von sieben Dreiern (Video unten). 

Als ALBA vor der Saison die Verpflichtung von Tamir Blatt und Yovel Zoosman bekanntgab, war durchaus Skepsis zu verspüren. Es gab Stimmen, die von „Billiglösungen“ sprachen, die Peyton Siva, Jayson Granger und Simone Fontecchio würden nicht ersetzen können. Aber auch hier behielt Ojeda Recht. Die beiden Israelis gingen ihren Weg, und vor allem Blatt war in den Playoffs ein immenser Faktor.

Auch Christ Koumadje und Johannes Thiemann darf man in diesem Zusammenhang nicht vergessen. Der 2,21 Meter große Tschader, das Langzeitprojekt der Berliner schlechthin, hat zuletzt eher Entwicklungssprünge als Entwicklungsschritte gemacht, und „JT“ hat sich in seinen vier Jahren im Programm so sehr gesteigert, dass er der beste Albatros der Playoffs war und zu Recht als Finals-MVP ausgezeichnet wurde. 

Der Einfluss von Israel Gonzalez

In seiner ersten Saison als Head Coach hat Israel Gonzalez, der früher auf Gran Canaria mit Ojeda zusammen studiert hat, einen großartigen Job gemacht und war der stärkste Konkurrent von Tuomas Iisalo im Rennen um die Auszeichnung als Trainer des Jahres. Zu keiner Zeit unterlag er dem Trugschluss, sich profilieren zu müssen. Der 47-Jährige verrichtete seine Arbeit mit einer unaufgeregten Gelassenheit, die man nur beeindruckend nennen kann. Nachdem er von seinem Mentor Aíto übernommen hatte, führte er viele Ideen seines Vorgängers weiter, ohne dabei zum Plagiat zu degradieren. Im Gegenteil: Gonzalez nahm Anpassungen vor, die der Mannschaft guttun. So spielt das Pick and Roll unter ihm eine größere Rolle, und insgesamt gibt er dem Team ein wenig mehr Struktur an die Hand. 

Kochs Nachschlag

Der Sport lebt von Rivalitäten. In der Basketball-Bundesliga ist es das Duell der Berliner mit Bayern München. Wie stark die Bayern sind, bewiesen sie in den beiden letzten Jahren in der Euroleague, als ihnen jeweils nur ein Sieg zum Final Four fehlte. Auch der Auftritt im dritten Spiel in Berlin bewies, dass man die Bayern und ihre Mentalität niemals unterschätzen sollte, zumal sie einen der besten Coaches des Kontinents an der Seitenlinie stehen haben. Natürlich darf man die Münchner Verletzungsmisere in den Playoffs anführen, aber als Fakt steht ein verdienter Berliner Threepeat in den Büchern. Deshalb können wir davon ausgehen, dass die Bayern alles daransetzen werden, ALBA BERLIN in der nächsten Spielzeit vom Thron zu stoßen.

Zur Person:

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.