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Home/Newscenter/Der Berliner Weg: Mit deutschen Scorern zur Titelverteidigung?

Kochs NachschlagDer Berliner Weg: Mit deutschen Scorern zur Titelverteidigung?

01. Juni 2022
61,3 Prozent - so lautet die bislang wichtigste Zahl dieser Playoffs. 61,3 Prozent sind aber nicht – wie man vielleicht vermuten könnte – die herausragende Feldwurfquote eines Halbfinalteilnehmers, sondern vielmehr der Anteil der Punkte, den deutsche Spieler in den ersten fünf Partien der Postseason für ALBA BERLIN erzielt haben. Das ist ein wahnsinniger Wert, den es einzuordnen gilt.

61,6 Prozent - so lautet die bislang wichtigste Zahl dieser Playoffs. 61,6 Prozent sind aber nicht – wie man vielleicht vermuten könnte – die herausragende Feldwurfquote eines Halbfinalteilnehmers, sondern vielmehr der Anteil der Punkte, den deutsche Spieler in den ersten fünf Partien der Postseason für ALBA BERLIN erzielt haben. Das ist ein wahnsinniger Wert, den es einzuordnen gilt.

Seit dem Bosman-Urteil 1995 gab es nur wenige Klubs, die konsequent die deutschen Akteure in den Vordergrund rückten. Natürlich kommen mir da die Würzburger der Saison 1998/1999 mit Dirk Nowitzki, Robert Garrett, Demond Greene und Marvin Willoughby in den Sinn. Die „jungen Wilden“, die im Laufe ihre Karrieren 420 Länderspiele bestritten, hatten grünes Licht und warfen aus allen Lagen. 2002/2003 vergab Head Coach Heimo Förster den Rekordwert von 75,7 Prozent seiner Minuten an einheimische Akteure. Denis Wucherer, Sven Schultze, Gordon Geib und erneut Demond Greene hießen damals die Leistungsträger. Aber beide Mannschaften waren keine Titelkandidaten, während die Berliner nur noch einen Sieg von der erneuten Finalteilnahme entfernt sind.

Spielanteile in den Playoffs erhöht

In der Hauptrunde vergaben zwei Mannschaften mehr als die Hälfte ihrer Einsatzzeit an deutsche Spieler. An der Spitze lagen die Basketball Löwen Braunschweig mit 51,5 Prozent, gefolgt vom Meister aus der Hauptstadt mit 50,3 Prozent. In den Playoffs erhalten die nationalen Akteure von Israel Gonzalez nun 55,9 Prozent der Minuten. Das ist noch einmal eine klare Steigerung! Und auch beim Punkteanteil scheint es ständig aufwärts zu gehen. 76 der 100 Zähler am Sonntag gegen Ludwigsburg erzielte das deutsche Sextett. Dabei ist es bemerkenswert, dass der Anteil der Punkte höher liegt als der der Minuten. Diese Tatsache räumt mit der (leider nur manchmal) klischeehaften Vorstellung auf, dass die Deutschen in der Defense rackern dürfen, aber im Angriff eher als Blocksteller dienen und nur selten in die Entscheidungsfindung und Abschlüsse eingebunden sind. Johannes Thiemann, Maodo Lo und Oscar da Silva sind bislang die Berliner Topscorer in den Playoffs.

Der Backcourt

Maodo Lo ist der Star der deutschen Fraktion an der Spree, auch wenn seine Zahlen in der BBL das nicht immer so spiegeln wie beim 89:84 im ersten Halbfinale gegen Ludwigsburg (Highlights unten). Der 29-Jährige verkörpert mittlerweile europäische Extraklasse und wird nach Jahren als Combo in dieser Saison fast ausschließlich als Point Guard eingesetzt. Bundestrainer Gordon Herbert dürfte das sehr genau verfolgen, denn ohne Frage wird der Berliner neben Dennis Schröder der beste Backcourt-Spieler der DBB-Auswahl bei der EM im September sein. Der Kanadier kann eigentlich nicht nur Lo statt Schröder praktizieren, sondern muss auch einen Weg finden, die beiden der Leichtbauweise zuzuordnenden Guards gemeinsam zu spielen.

Jonas Mattisseck ist mittlerweile 22 Jahre alt und hat seine Rolle als Shooting Guard gefunden. Der Linkshänder ist ein bissiger Verteidiger, muss aber offensiv den nächsten Entwicklungsschritt gehen, um nicht mittelfristig aus diesem hochwertigen Kader zu fallen. Denn der ein Jahr jüngere Malte Delow hat ihn überholt. Mit seiner Größe von 1,97 Meter kann er beide Flügelpositionen bekleiden und besticht als Allrounder mit einem für sein Alter erstaunlichen Rollenverständnis. Die Einsätze in der Euroleague habe beide Youngster weitergebracht, insbesondere was ihre Abgeklärtheit betrifft.

Der Frontcourt

Louis Olinde bringt sowohl physisch als auch charakterlich viele Voraussetzungen für eine große Karriere mit. Seine Verteidigung und seine Fähigkeit, das Feld im Fast Break zu sprinten, zählen zu seinen Stärken. Zudem ist der 24-Jährige nicht auf eine Position reduziert (er kann als Small Forward und als Power Forward spielen). Dass der Dreier konstanter als in dieser Saison fällt, wird für ihn ganz wichtig werden. Die fünf Treffer bei sechs Versuchen gegen Ludwigsburg am Sonntag beim 100:76 im zweiten Halbfinale zeigen, dass dies definitiv möglich ist:

Kommen wir zum Topscorer (14,8 Punkte bei 84,6 Prozent Zweiern und 50 Prozent Dreiern) und effektivsten Berliner in den Playoffs. Mit Johannes Thiemann war an dieser Stelle nicht unbedingt zu rechnen. In seiner vierten Saison bei ALBA hat er das System perfekt verinnerlicht und kann als Power Forward auch gut mit dem Gesicht zum Korb agieren.

Wie auch „JT“ hat Oscar da Silva den Dreipunktewurf im Repertoire und trifft ihn über die Saison bei niedrigem Volumen mit 48,6 Prozent. Aber genauso wie für seinen Mannschaftskameraden dürfte es auch für den 23-Jährigen trotz einer überragenden Saison nicht einfach werden, einen Platz im Europameisterschaftskader zu finden, da es ein beachtliches Angebot an talentierten Big Men gibt. Nicht zuletzt seine guten Hände und seine überragenden Fähigkeiten beim Pick and Roll haben ihn auf die Einkaufsliste beim FC Barcelona katapultiert.

Tim Schneider hat nach seiner Meniskus-OP nur eine Playoff-Partie bestritten und dabei in Bamberg geschmeidige elf Punkte in achteinhalb Minuten aufgelegt. Nachdem er zu Saisonbeginn auf der Centerposition aushelfen musste, durfte der gelernte Power Forward aufgrund seines lockeren Handgelenks (48,2 Prozent Dreier) zuletzt als Small Forward auflaufen. Da Marcus Eriksson vermutlich weiterhin ausfällt, sind Mattiseck und Delow so gut wie gesetzt, so dass der 2,08-Mann als siebter Deutscher aussetzen muss!

Kochs Nachschlag

Fazit: Die Qualität in Spitze und Breite auf den deutschen Positionen könnte ein entscheidender Trumpf für die Berliner auf dem Weg zur Titelverteidigung sein!

Zur Person:

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.