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Home/Newscenter/Die beste Offensivmannschaft der Liga: Das Erfolgsrezept der Telekom Baskets Bonn

Kochs NachschlagDie beste Offensivmannschaft der Liga: Das Erfolgsrezept der Telekom Baskets Bonn

11. März 2022

Die Telekom Baskets Bonn haben bislang eine extrem gute Saison gespielt. Playoffs? Auf jeden Fall! Halbfinale oder mehr? Eher nein! Das war bislang meine Einschätzung zu den Rheinländern, die ich aber nach der überragenden Vorstellung am Dienstag gegen den Spitzenreiter Bayern München revidieren muss und möchte. Asche auf mein Haupt: Die Bonner haben die Qualität, auch in der Postseason für Furore zu sorgen. Es ist längst überfällig, dass der Tabellenzweite hier im Nachschlag eine Würdigung erfährt.

Der Coach

Tuomas Iisalo ist ein Mastermind. Ich war überrascht, als ich im Sommer hörte, dass er nach Bonn wechseln würde. Ich hätte mir als nächsten Karriereschritt gut ein Eurocup-Team im Ausland vorstellen können. Für mich ist der Finne einer der interessantesten Coaches in Europa. Für ihn steht Handlungsgeschwindigkeit im Vordergrund, eine schnelle Entscheidung ist ihm wichtiger als eine richtige. „Gewohnheiten beschleunigen, Taktiken verlangsamen“, lautet eine der bemerkenswerten Aussagen des 39-Jährigen. Seine Trainings, in denen er nur spielnah arbeitet, gelten als echte Herausforderung für seine Spieler, vor allem auch im mentalen Bereich. Mit seinem Ansatz, dass Anstrengung wichtiger als Wiederholung ist, hat er den Erfolg zurück an den Hardtberg gebracht.

Der Spielstil

Tempo, Dreier und offensives Rebounding – das sind drei Pfeiler des Bonner Spiels. Wie weit die Telekom Baskets das Gaspedal durchdrücken können, bewiesen Sie am Dienstag beim 96:61 gegen die Bayern, als sie mit einer brillianten Vorstellung ihre beste Saisonleistung ablieferten (Video unten). Die Münchner spielen die mit Abstand niedrigste Pace der Liga, konnten aber zu keinem Zeitpunkt das Tempo auf ihrem Niveau etablieren. Bonn pushte den Ball bei jeder Gelegenheit und kam so auch im Umschaltspiel zu vielen Dreiern. Kein Team in der Liga setzt so stark auf den langen Wurf wie die Iisalo-Schützlinge. Darüber hinaus gehen sie mit einer Kompromisslosigkeit ihren Würfen nach, die ihresgleichen sucht. Mit einer Quote von 38,4 Prozent sind die Bonner beim Offensiv-Rebound klar die beste Mannschaft der Liga. In Summe führt diese Spielphilosophie zu den meisten Punkten (88,7 pro Partie) und dem besten Offensiv-Rating (118 Zähler pro 100 Ballbesitze).

Der Star

Parker Jackson-Cartwright gehört zu den aufregendsten Spielern der easyCredit BBL, was bereits beim Auftaktspiel der Saison klar war, als er Bonn zum 88:86-Sieg beim amtierenden Meister Berlin führte (Video unten) und dabei mit beeindruckender Statline debütierte (25 Punkte, neun von 15 Würfen, je sechs Assists und Steals sowie fünf Rebounds).

Der beste Vorlagengeber der Liga (7,4 Assists) erzielt die drittmeisten Punkte (18,8) und klaut auch die drittmeisten Bälle (2,0 Steals). Das Konzept von Tuomas Iisalo mit vielen Schützen und Freiräumen oder Pick-and-Roll in der Mitte passt perfekt zu einem antrittsstarken Spielmacher wie PJC. Nach einem guten Jahr in der zweiten französischen Liga hat sich der 26-Jährige noch einmal deutlich gesteigert und zählt zum Kreis der MVP-Kandidaten. Zwar ist er defensiv angreifbar und seine Dreierquote von 28,5 Prozent bei 5,7 Versuchen pro Partie ausbaufähig, aber Jackson-Cartwright hat trotz offiziell 1,80 Meter (wahrscheinlich ist er kleiner) keine Manschetten, in die Zone zu penetrieren und seinem Team darüber entscheidende Vorteile zu verschaffen.

Der Supporting Cast

Skyler Bowlin ist nicht nur Schütze, sondern auch zweiter Ballhandler und Kreativspieler nach PJC, hat aber auch defensive Schwächen, die man Routinier Karsten Tadda nicht nachsagen kann. Der Kapitän zeigt sich als perfekter Rollenspieler, der sich offensiv stark zurückhält. Kein Spieler mit mehr als 24 Minuten Spielzeit erzielt im Schnitt weniger Zähler (6,4) als der 33-Jährige. Jeremy Morgan übernimmt die Rolle des Allrounders mit großem Augenmerk auf den Dreipunktewurf. Bei hohem Volumen (8,1 Versuche sind die zweitmeisten in der Liga) sind 30,7 Prozent aber nicht wirklich prickelnd. Tyson Ward und Javontae Hawkins fungieren als Combo Forwards, wobei „Hawk“ zuletzt gegen Crailsheim und München explodierte. Auch aufgrund seiner Steigerung nach seiner schweren Knieverletzung in der Vorsaison korrigiere ich meine Prognose für Bonn nach oben. Seine Variabilität im Scoring gibt den Baskets eine zusätzliche Dimension. Mit den Nationalspielern Leon Kratzer und Michael Kessens verfügen die Bonner über zwei klassische Center, von denen Letztgenannter die beste Saison seiner Karriere spielt. Gegen München beeindruckte das Duo auch mit seiner Beweglichkeit in der Pick-and-Roll-Verteidigung. Auf dem „großen Ausländerspot“ erhielt in den letzten drei Begegnungen der Litauer Saulius Kulvietis den Vorzug vor Justin Gorham, der für mich der „Unsung Hero“ der Bonner ist, so dass ich ihn eigentlich zeitnah auf dem Feld zurückerwarte.

Kochs Nachschlag

Zuletzt haben die Rheinländer mit dem 13.Platz erstmals zwei Mal in Folge die Playoffs verpasst. Entsprechend groß ist jetzt die Euphorie. Die Mannschaft spielt nicht nur erfolgreichen, sondern auch begeisternden Basketball und unternimmt gerade den nächsten Entwicklungsschritt. Das kommt zu einem guten Zeitpunkt, denn es sind hilfreiche Argumente, um nach dem angekündigten Ausstieg der Telekom einen neuen Namenssponsor für die nächste Saison zu gewinnen.

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.