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Home/Newscenter/Traumhafter 7:0-Saisonstart: Warum die Albatrosse neben Liga und Pokal auch die Euroleague dominieren

Kochs NachschlagTraumhafter 7:0-Saisonstart: Warum die Albatrosse neben Liga und Pokal auch die Euroleague dominieren

21. Oktober 2022
Double-Sieger ALBA BERLIN kann nach dem Saisonstart in Liga, Pokal und Europa zusammen eine Bilanz von sieben Siegen und null Niederlagen vorweisen. Und dies trotz hoher Belastung und mehreren verletzten Leistungsträgern. Ein Blick auf die Gründe.

Double-Sieger ALBA BERLIN kann nach dem Saisonstart in Liga, Pokal und Europa zusammen eine Bilanz von sieben Siegen und null Niederlagen vorweisen. Und dies trotz hoher Belastung und mehreren verletzten Leistungsträgern. Ein Blick auf die Gründe.

Die Euroleague absolviert gerade ihre erste Woche mit Doppelspieltagen, und die Gemüts- und Tabellenlage könnte bei den beiden deutschen Teams kaum unterschiedlicher sein. Während die Berliner vor dem Gastspiel am Freitag bei Titelverteidiger Anadolu Efes Istanbul (ab 19:15 Uhr live und free hier bei MagentaSport) ungeschlagen vom zweiten Tabellenplatz grüßen, haben die Münchner nach ihrer Niederlage am Donnerstag gegen Mailand die Rote Laterne übernommen. 

Heute befasse ich mich aber mit den Schützlingen von Israel Gonzalez, die aktuell Basketball-Deutschland verzaubern. Die Berliner drehen gerade ein Bewerbungsvideo für eine dauerhafte Euroleague-Lizenz. Ihre Wildcard läuft am Ende dieser Spielzeit ab, aber es ist klar erkennbar, dass sich dieses Programm in Europa Respekt verschafft hat. Das sieht man auch an den Schiedsrichterentscheidungen, die die Qualität der Berliner Aktionen stärker honorieren als in der Vergangenheit.

Personelle Konstanz und individuelle Weiterentwicklung

Der Deutsche Meister ist traumhaft in diese Euroleague-Saison gestartet. Einer dreistelligen Punktausbeute gegen Partizan Belgrad folgten der Auswärtserfolg beim Mitfavoriten Mailand und am Mittwoch mit dem 94:65 gegen Panathinaikos Athen der bislang höchste Sieg in der Königsklasse. 

Dabei mussten die Berliner nur zwei Tage nach dem kräfteraubenden Pokalspiel gegen Bonn mit Maodo Lo, Jaleen Smith, Marcus Eriksson und Johannes Thiemann auf vier Leistungsträger verzichten! Dennoch spielte die Mannschaft wie aus einem Guss. Natürlich kommt es den Hauptstädtern entgegen, dass mit Gabriele Procida und Yanni Wetzell nur zwei neue (und vielversprechende) Akteure hinzugekommen sind. Aber es wäre ein kapitaler Fehler, die begeisternden Leistungen auf personelle Konstanz zu reduzieren. Denn vor allem die Weiterentwicklung der Spieler ist einfach beeindruckend. 

Als Tamir Blatt nach Berlin wechselte, wurde hinterfragt, ob er ein Backup auf Euroleague-Niveau sei. Antwort: Das ist er eindeutig nicht, denn der Israeli ist weit mehr und hat bislang mit 14,7 Punkten und 6,7 Assists den Laden gerockt. Ein weiteres Beispiel ist Christ Koumadje, der sein Repertoire permanent erweitert und mittlerweile auch den Hakenwurf hochprozentig versenkt. Louis Olinde liefert an beiden Enden des Feldes auf hohem europäischem Niveau ab. Zusammengehalten wird das Gebilde weiterhin von Luke Sikma, der in der Rolle des spirituellen Leaders und „Facilitators“ aufgeht, trotzdem aber auch große individuelle Leistungen wie gegen Athen abrufen kann. Mit 16 Punkten, 15 Rebounds und sechs Assists wurde der Amerikaner zum Spieltags-MVP.

Der Angriff

„We wanted to do each other well!” Dieser Satz, den Tamir Blatt nach dem Panathinaikos-Spiel sprach, belegt den herausragenden Teamspirit der Berliner. Knapp 26 Assists pro Partie (bester Wert in der Euroleague) unterstreichen die Freude am Zusammenspiel. Wir sehen häufig Passstafetten, die uns mit der Zunge schnalzen lassen. Über die Berliner Halbfeld-Offensive mit ihren read-and-react-Prinzipien wurde schon häufig philosophiert. Deshalb möchte ich mit dem Fast Break einen anderen Aspekt in den Vordergrund stellen. Aus meiner Sicht wird die Transition Offense der Albatrosse immer besser. Das betrifft sowohl das Tempo als auch die Qualität der Entscheidungsfindung bei Pässen und Abschlüssen, die dazu führt, dass die Balance zwischen Zweiern und Dreiern in Transition aus meiner Sicht exzellent ist. 

Als Beispiel sei die Szene hier unten im Video herausgehoben: Sikma treibt den Ball, findet per No-Look-Pass den schneiden Olinde, der wiederum schnell Koumadje für den 1:0-Dunk in Szene setzt. Dass dabei mit Verteidiger Marius Grigonis (Nummer 40) selbst ein ehemaliger Albatros, der die Berliner Spielweise kennt, zwei Mal orientierungslos in der Zone rumirrt, hat Shaqtin‘ a Fool-Potenzial und verdeutlicht das Niveau Berlins:

Die Verteidigung

Angesichts der Attraktivität der Berliner Offense wird der Verteidigung häufig nicht genügend Beachtung geschenkt. Aber auch in diesem Bereich leistet Israel Gonzalez herausragende Arbeit. Die Defensive war der Schlüssel zum Auswärtssieg in Mailand, Panathinaikos wurde im ersten Viertel bei neun Punkten gehalten. Damit wurde den Griechen früh der Zahn gezogen. Der 17:0-Start in die zweite Halbzeit untermauerte dann, wie fest der Deutsche Meister die Schrauben drehen kann. Dabei können sich die Berliner auf ihre fein abgestimmte Team-Defense verlassen, aber auch auf Louis Olinde als Lockdown-Defender und Christ Koumadje als Ringbeschützer. Dazu bringt Yanni Wetzell als Pick-and-Roll-Verteidiger ein zusätzliches Element ein. Kaum ein Big Man kann, ohne ein Foul zu begehen, so aggressiv gegen den Ballführer hedgen wie der Neuseeländer und trotzdem rechtzeitig bei seinem Gegenspieler zurück sein.

Kochs Nachschlag

Würde ich als Assistant Coach arbeiten, könnte es auch zu meinem Aufgabenbereich gehören, die Kontrahenten zu scouten – und bei keinem Team würde es mir schwerer fallen als bei den Berlinern. Vermutlich würde ich beim Zuschauen schon früh den Fokus verlieren und wie ein Fan der Schönheit des Spiels erliegen.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.