In einem kampfbetonten Nord-Süd-Gipfel behalten die Veolia Towers Hamburg (3:1) nach Verlängerung mit 81:78 die Oberhand über einen müden FC Bayern München (3:1). Zu verdanken haben die Gastgeber den dritten Heimsieg im dritten Heimspiel gegen den Vizemeister vor allem einem Mann: Kendale McCullum.
Spielverlauf und Wendepunkt: Man kann diese Partie aus drei Perspektiven betrachten.
Blickwinkel eins: die Müdigkeit. Viertes Spiel in sieben Tagen, sechs verletzte Leistungsträger zu verkraften - die Münchener wollten vielleicht, konnten aber nicht mehr. Die Gäste quälten sich übers Feld, verbrannten das letzte bisschen Energie, was ihnen geblieben war, in der Verteidigung. Dementsprechend mühsam kam auch die Offensive der Towers in die Gänge. Eigentlich kam sie das nur nach Ballgewinnen, Offensivrebounds und bei Überzahlsituationen. Die beste Option auf beiden Seiten schien die zu sein, den Ball irgendwie in den Korb zu würgen. Selten war ein Duell so unattraktiv und so spannend zugleich, und damit wären wir bei ...
Blickwinkel zwei: die Dramatik. Lediglich zu Beginn (25:13) und im dritten Viertel (56:46) hatte sich Hamburg mal kurz zweistellig abgesetzt. Ansonsten wogte die Begegnung hin und her, dann wieder her und hin. Erst schien es, als hätten die Hausherren zum Ende der regulären Spielzeit den Vorteil, dann konterte Vladimir Lučić per Dreier zur Zweipunkteführung. Žiga Samar blieb aber ruhig, wie ein 21-Jähriger mit dem Basketball-IQ eines 41-Jährigen ruhig bleiben kann und glich per Höchstschwierigkeitskorbleger aus - Verlängerung. Hier übernahm ein Guard, der der Protagonist ist bei ...
Blickwinkel drei: der des Gegenspielers von Kendale McCullum. Was für eine verdammte Pest! Siebenmal klaute der 26-Jährige seinen Rivalen den Ball. Ob nun Lučić, Cassius Winston oder Ognjen Jaramaz, keiner blieb verschont. Nebenher legte McCullum noch 31 Punkte auf. Was 'ne Show!
Duell im Fokus: McCullum gegen Winston (25 Zähler) - dem einzigen Münchener, dem das Laktat der vergangenen Tage nicht aus den Augen schoss. Dennoch klarer Punktsieg für den Hamburger.
Zahlen, bitte: Die beste Defensive der Liga hielt stand, und hielt den Vizemeister bei läppischen 34,8 Prozent aus dem Feld. Diese herausragende Leistung kaschiert die eigene, ausbaufähige Quote von 43,3 Prozent.
Meilensteine: Ein verwandelter Freiwurf genügte Lučić für seinen 500. Treffer in der BBL. Der Serbe machte sich aber auf direktem Weg in Richtung 600 auf und traf fünf weitere. Währenddessen schob sich unser EM-Held Jonas Wohlfarth-Bottermann mit seinen beiden Offensivrebounds an Jason Boone vorbei auf Platz neun der digitalen BBL-Bestenliste.

Rekordverdächtig: McCullum ist seit jeher ein exzellenter Balldieb. Sieben Steals sind aber selbst für ihn ein neuer persönlicher Rekord.
Spieler der Partie: Haha, als ob es dieser Kategorie noch bedarf. Siehe in nahezu jedem Absatz zuvor.
Die Deutschen: Standen lange Zeit nur auf dem Spielberichtsbogen. Gen Ende hin machte aber immerhin Lukas Meisner mit einem Posterdunk über Freddie Gillespie auf sich aufmerksam. Bronzemedaillengewinner Andreas Obst punktete mit zehn Zählern immerhin zweistellig. Besondere Erwähnung muss aber Christoph Philipps finden. Mit vier Punkten eigentlich unverdächtig. Doch der 24 Jahre alte Forward glänzte in knapp 30 Minuten mit exzellenter Verteidigung und stand nicht umsonst in der Crunchtime auf dem Parkett.
Am Rande der Bande: Ihre Söhne mögen dieser Tage bekannter sein, ihre Väter sind wesentlich erfolgreicher gewesen. Marc Suhr, vierfacher Nationalspieler, italienischer Meister 1997 mit Pallacanestro Treviso und Papa von Bonns Leon Kratzer lehnte mit seinen ganzen 2,15 Metern über der Balustrade der edel-optics.de Arena. Suhr lebt seit vielen Jahren in Hamburg und arbeitet im Einkauf der Lufthansa. Einige Meter unter ihm saß etwas entspannter der legendäre Wilbert Olinde, dreifacher deutscher Meister und zweifacher Pokalsieger mit dem ASC Göttingen sowie Papa von ALBA BERLINs Louis Olinde. Auch die "Black Pearl" hat ihren Lebensmittelpunkt in der Hansestadt - als Inspirationscoach.
Wie geht's weiter? Diesmal sind es die Towers, die kaum Zeit zum Ausruhen bekommen. Schon am Dienstag sind sie zu Hause im EuroCup gegen den polnischen Vertreter Slask Breslau gefordert. Der FC Bayern genießt dagegen den Luxus von satten fünf spielfreien Tagen in Serie. Erst am Freitag geht es in der EuroLeague bei Roter Stern Belgrad in der Hauptstadt Serbiens weiter.
Video: Highlights zu dieser Partie gibt es hier oben rechts unter dem Punkt „Video“ oder hier bei MAGENTA SPORT.