Status Quo: Seit Jahren waren Duelle zwischen dem FC Bayern München und Bamberg wahre Klassiker, herrschte zwischen den Clubs eine besondere Rivalität. Doch ändert sich im Frankenland gerade die Hierarchie, und keimt dadurch eine neues Dauer-Duell auf? Zumindest liegen die Würzburg Baskets aktuell deutlich vor den Regnitzstädtern in der Tabelle. Mit Sasa Filipovski haben die Unterfranken einen renommierten Trainer langfristig, bis zur Saison 2026/27, an sich gebunden, welcher dafür gesorgt hat, dass die Würzburger eines der Überraschungsteams der Liga sind. Und nun ist mit Wolfgang Heyder eine fränkische Basketballgröße als Gesellschafter an Bord, welcher zuvor jahrelang den Bamberger Basketball geprägt hat und mitverantwortlich für zahlreiche Meisterschaften war. Und wenn sich nun auch etwas in der Hallenfrage tut…
Die besondere Brisanz: Zurück in die Gegenwart, ist das Duell auch auf Grund der Tabellenposition brisant: Würzburg als Vierter und als Überraschungsteam empfängt mit München den Tabellenführer. Nach dem 75:67-Auswärtserfolg in Göttingen, den MVP-Anwärter Otis Livingston sicherstellte, ist Würzburg bereits ein Platz in den Play-Ins sicher, wie auch unser Tabellenrechner zeigt.
Bei den Bayern zeigt sich immer deutlicher, dass sich der Fokus nun auf das nationale Parkett richtet, nachdem es in der Euroleague nicht in die Playoffs geht. Der Tabellenführer hat vier Siege in Serie eingefahren, auf den 99:81-Erfolg in Bamberg folgte mit dem 91:61 gegen Braunschweig der nächste deutliche Sieg - und zukünftig werden die Schützlinge von Pablo Laso zwischen den Partien mehr Erholungszeit haben - you do the math.
Das Hinspiel: Wenn Würzburg in dieser Saison mal ein Spiel verlieren, dann bekommen sie kaum richtig auf die Mütze. Anders war es beim Hinspiel Ende Oktober, als sich die Franken mit 64:87 bei den Bayern geschlagen geben mussten – für Würzburg die bis heute höchste Saisonniederlage. Die Baskets waren bis Mitte des dritten Viertels in Schlagdistanz, kassierten dann aber einen 0:14-Lauf. Bei einem starken bayerischen Kollektiv war Sylvain Francisco mit 13 Punkten und acht Assists Münchens effektivster Spieler.
Duell des Spiels: Otis Livingston vs. Sylvain Francisco … oder: Zwei der schnellsten Spieler der Liga. Livingston zuletzt mit seinem dritten 30er der Saison, hält mit 42 Zählern den Saisonrekord. Francisco gegen Braunschweig Topscorer mit 19 Zählern, mit 13,0 Punkten pro Partie Bayerns Topscorer über die gesamte Saison. Livingston ist mit 20,1 Punkten (50,0 FG%, 43,8 3P%), 3,0 Rebounds, 5,7 Assists bei nur 2,0 Ballverlusten und 1,9 Steals ein absoluter MVP-Anwärter und Kandidat auf die Auszeichnung zum besten Offensivspieler.
In Bayerns Rotationsprinzip fällt statistisch kaum jemand so schnell auf, so reichen Franciscos Werte von 13,0 Punkten (47,7 FG%, 39,6 Prozent Dreier), 1,8 Rebounds, 3,5 Assists bei 1,6 Ballverlusten und 1,1 Steals auf den ersten Blick nicht an die von Livingston heran. Aber: Francisco steht nur 19:31 Minuten auf dem Parkett, werden beide Punktewerte auf 30 Minuten normiert, kommt Livingston auf 19,1, Francisco aber sogar auf 20,0 Punkte.

Award-Anwärter: Die Namen wurden allesamt bereits genannt … von Pablo Laso und Sasa Filipovski als potenzielle „Trainer des Jahres“ bis hin zu Otis Livingston als MVP-Kandidat.
Und was ist mit Sylvain Francisco? Dann der Franzose als amtierender Pokalsieger und TOP FOUR-MVP im Rennen um den Titel als „wertvollster Spieler“ noch eine Außenseiterrolle spielen? Und dann sollten wir Javon Bess als möglichen „Verteidiger des Jahres“ selbstverständlich auch nicht außer Acht lassen.
Zahlen, bitte: Die Würzburg Baskets haben die Marathonmänner der Liga in ihren Reihen. Berücksichtigt man Spieler, die mindestens ein Drittel der bisherigen Partien absolviert haben, also neun Stück, dann spult Javon Bess (32:10 Minuten) die meisten Minuten ab. Mit Otis Livingston (31:36 Minuten) und Zac Seljaas (29:14 Minuten) folgen zwei weitere Würzburger unter den sechs größten Dauerbrennern der Liga. Der erste Bayern-Spieler? Kommt bei Pablo Lasos Rotationsprinzip mit Devin Booker erst an 76. Position – kein anderer Spieler, der sein Team bei der Einsatzzeit anführt, kommt auf so wenige Minuten wie Booker (21:12 Minuten).
Bei dieser Minutenverteilung verwundert es auch nicht, dass Würzburgs Sasa Filipovski auf eine feste Startformation setzt: Nur acht Würzburger standen in dieser Saison in der Anfangsformation, Livingston, Isaiah Washington, Bess, Seljaas und Owen Klassen sind dabei allesamt in mindestens 22 Partien von Beginn an aufgelaufen. Bei Bayerns Rotationsprinzip hat Carsen Edwards mit gerade mal 18 Partien die meistens Starts auf dem Konto, insgesamt standen bei den Bayern in dieser Saison ganze 14 Spieler in der Anfangsformation.
Daraus lässt sich bei beiden Teams eine Frage ableiten: Könnte den Würzburgern bei dieser kurzen Rotation gegen Ende der Hauptrunde und in den Playoffs die Puste ausgehen? Und wird Laso nach dem Ende der Euroleague-Saison im Ligabetrieb nun vermehrt auf eine bestimmte Anfangsformation setzen, weil er mit der wegfallenden Doppelbelastung nicht mehr unbedingt rotieren muss?
Die ewige Bilanz: Von 23 gespielten Partien gingen deren 19 an München. Würzburg ist zuhause 3-8 gegen den FCB, kassierte vergangene Saison daheim eine 49:67-Packung, war in der Spielzeit davor allerdings auch für einen 90:70-Blowout gut.
Meilensteine: Gleich zwei interessante Marken stehen für Max Ugrai auf dem Zettel. Der Forward braucht nur noch 17 Zähler, um in seiner easyCredit BBL-Karriere insgesamt 1.500 Punkte aufgelegt zu haben. Auf dem Weg dahin könnte er vielleicht gleich die sieben Würfe aus dem Feld versenken, die er noch benötigt, um die 500 Treffer zu erreichen.
Wenn Niels Giffey das Feld betritt, stellt dies seinen 300. Einsatz in der easyCredit BBL dar.
Zur Hälfte gilt dies auch für Nick Weiler-Babb, der beim Gang aufs Parkett die 150 Spiele in unserer Liga voll macht.
Nelson Weidemann fehlen noch zwei erfolgreiche Dreier, um in der easyCredit BBL bereits 150 Distanztreffer versenkt zu haben.
Apropos: Dreier … die sind doch ein Fall für Andreas Obst. Der Nationalspieler muss nur noch siebenmal von „Downtown“ einnnetzen, um die 500 Treffer von jenseits des Perimeters voll zu machen.
Es ist alles Gold, was glänzt: Vorne kurz, hinten lang. Würden wir einen Wettbewerb ausrufen unter den Spielern der Liga bezüglich der ausgefallensten Frisur, hätte Zac Seljaas mit seinem Vokuhila gute Chancen, ganz vorne zu landen. Wobei Isaac Bonga da auch ein Wörtchen mitreden wollen würde. Der Münchener Flügelspieler hat sein Haar bereits rosa, lila und gelb gefärbt. Von gelb – und das ist nicht an den Haaren herbeigezogen – ist es nicht weit zu gold. Und das passt, denn Bonga gewann im vergangenen Sommer bekanntlich die Goldmedaille und ist … Weltmeister!
Es bleibt alles Gold, was glänzt: Carsen Edwards und Niels Giffey könnten am Dienstag etwas müde in das Training gekommen sein, denn in der Nacht zuvor stand das NCAA-Endspiel an. Dort trafen Edwards Alma Mater, die Purdue Boilermakers, auf Giffeys alte Uni, die UConn Huskies. Beim gemeinsamen Basketballabend dürfte also Trash-Talk garantiert gewesen sein. Edwards könnte darauf verwiesen haben, dass er in der March Madness 2019 satte 34,8 Punkte pro Spiel aufgelegt hat. Giffey könnte entgegnet haben, dass er mit den Huskies zweimal selbst die College-Meisterschaft gewonnen hat. Oder der deutsche Nationalspieler könnte dem US-Amerikaner auch gesteckt haben: „Last year, we beat your ass in the semi-finals of the FIBA World Cup“. Und dann, so sehen wir es vor unserem inneren Auge, hätte Giffey unter seinem Shirt eine goldene Medaille hervorgeholt und gesagt: „I’m world champion, real world champion!“
Im Blick des Bundestrainers: …stehen nach wie vor die drei Weltmeister Niels Giffey, Andreas Obst sowie Isaac Bonga.
Alte Bekannte: Münchens Ivan Kharchenkov und Würzburgs Hannes Steinbach gewannen im vergangenen Sommer bei der U18-Europameisterschaft die Bronze-Medaille. Beim kürzlich ausgetragenen Albert-Schweitzer-Turnier war allerdings nur Steinbach für den DBB-Nachwuchs aktiv, gewann Bronze und wurde ins All-Torunament-Team gewählt. Papa Burkhard Steinbach, selber früher BBL-Profi in Würzburg mit ein paar jungen Wilden (Nowe, Robse, Marv und Desmond, anybody?), war mehr als stolz.
Am Rande der Bande: Devin Booker feierte unter der Woche in der Euroleague sein Comeback, dafür pausierte Serge Ibaka aufgrund einer Handgelenksblessur.
Livestream / Fernsehen: Bei Dyn kommentiert Florian von Stackelberg das Spiel ab 18:15 Uhr. Dyn ist das neue Zuhause der Basketballfans. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League aus. Das umfangreiche Live-Programm im Basketball wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden.
Dyn ist seit Anfang August über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.