Status quo: Bei diesen beiden Playoff-Kandidaten weiß man noch nicht so recht, wohin die Reise in den nächsten Wochen und Monaten geht. Berlin rangiert mit 18-5 Siegen zwar nach Niederlagen auf Tuchfühlung zu den beiden Tabellenführern München und Chemnitz, hat aber noch zwei Duelle mit den Bayern im Restprogramm und darf sich vor diesem Hintergrund sicher keine Heimniederlage gegen ein schwächer platziertes Team mehr erlauben. Ludwigsburg ist mit 16-10 Siegen nur Achter und wird nach der 60:94-Heimpleite gegen Ulm doppelt besorgt auf das Restprogramm blicken, das mit Heimspielen gegen Chemnitz und die Bayern noch weitere Stolpersteine umfasst.
Playoff-Qualifikation: Mit dem Ersten München, dem Zweiten Chemnitz und dem Vierten Würzburg sind in der Tabelle drei Teams bereits sicher mindestens in den Play-Ins. Für den Tabellendritten Berlin ist ein Platz unter den ersten zehn Teams aufgrund einiger Nachholspiele rechnerisch noch nicht sicher, wie unser Tabellenrechner anzeigt. Auch mit einem Sieg gegen Ludwigsburg sichern sich die Berliner einen Platz unter den ersten Zehn an diesem 27. Spieltag nur, wenn gleichzeitig Bamberg und Braunschweig (beide 11-15) in Ulm bzw. in München verlieren.
Die besondere Brisanz: Berlin gegen Ludwigsburg ist auch das Duell zweier Basketball-Kulturen. Auch wenn es mit neuem Personal bei der Umsetzung noch hapert, verschreibt sich Berlin weiter dem von Coach Aito eingeführten „schönen“ und offensivfreudigen spanischen Basketball mit ausgiebiger Ballbewegung. Ludwigsburg hingegen steht seit John Patrick vor allem für Eins-gegen-Eins in der Offensive und eine mit vielen Hilfen unbequeme und auch aggressive Verteidigung, die wie zuletzt von Ulm bewiesen aber auch noch nicht immer wie geplant funktioniert.

Duell im Fokus: Die Rückkehr von Ariel Hukporti nach Ludwigsburg wurde zum Thriller, weil der einst bei den MHP RIESEN groß gewordene Center in Australien mit Melbourne United das Finale erreichte und sich dieses bis zum fünften Spiel am 31. März, der Deadline für Nachverpflichtungen in der easyCredit BBL, hinzog. Zum Glück für die Ludwigsburger ist die australische unserer Zeit neun Stunden voraus, so dass Hukporti noch am Morgen (unserer Zeit) das fünfte Finale spielen (und verlieren) konnte und trotzdem noch Zeit blieb, bis zum Abend die Wechselmodalitäten fristgerecht abzuwickeln. Bei seinem voraussichtlich ersten Einsatz im Ludwigsburger Trikot nach mehr als vier Jahren trifft der mit einem Wechsel in die NBA liebäugelnde 2,13 Meter lange Linkshänder in Berlin gleich auf den größten Center in der easyCredit BBL, den 2,21 Meter langen Khalifa Koumadje, dessen Comeback nach einer Sperre diesmal hoffentlich länger als vier Minuten dauert.
Alte Bekannte: Außerdem trifft Hukporti am Samstag auch auf einen wieder fitten Johannes Thiemann, zu dem er einst in Ludwigsburg als junger NBBL-Center noch aufschaute. 2018 wechselte „JT“ nach zwei Ludwigsburger Jahren nach Berlin. ALBA-Center Yanni Wetzell, der in der Saison 2021/22 in der australischen NBL mit seinen New Zealand Breakers dreimal gegen Melbourne United und Ariel Hukporti verlor, hat ebenfalls eine – allerdings nur kurze - Ludwigsburger Vergangenheit. 2020 schloss sich der Neuseeländer den MHP RIESEN an, doch die Schwaben trennten sich noch vor Saisonbeginn von dem Center, als sich abzeichnete, dass die geplante Einbürgerung sich länger als zunächst geplant hinziehen würde. Tatsächlich erhielt Wetzell seinen deutschen Pass erst viereinhalb Jahre später in Berlin.
Award-Anwärter: Wie in Berlin steht in dieser Saison auch in Ludwigsburg das Team im Vordergrund. Im Effizienz-Ranking rangiert der beste Ludwigsburger (Jayvon Graves) erst auf dem 14., und der beste Berliner (Johannes Thiemann) erst auf dem 19. Platz. Der künftige MVP dürfte somit weder aus Ludwigsburg noch aus Berlin kommen.
Zahlen, bitte: Ludwigsburg erlaubt seinen Gegnern nur 81,4 Punkte pro Partie und eine Wurfquote von 44,4 Prozent (beides jeweils der viertbeste Wert in der Liga), während ALBA mit im Schnitt 92 Punkten und einer Wurfquote von 52,2 Prozent die beste Offensive der easyCredit BBL stellt. Interessantes Detail: Ludwigsburg verteidigt besonders effektiv am Perimeter, wo die MHP RIESEN die gegnerischen Dreierquoten auf nur 30 Prozent drücken (Liga-Topwert). Berlin dürfte das aber nicht so weh tun, weil ALBA ohnehin die wenigsten Dreier in der Liga nimmt (nur 23,7 pro Spiel).
Das Hinspiel: Auch eine weltmeisterliche Saisonbestleistung von Johannes Thiemann (29 Punkte) konnte eine Woche nach einer legendären Heimpleite gegen den MBC die Berliner 79:87-Niederlage in Ludwigsburg nicht verhindern. Neben dem Fehlen von gleich vier Verletzten (Matt Thomas, Sterling Brown, Louis Olinde und Justin Bean) wurde ALBA eine miserable Freiwurfquote von nur 54 Prozent zum Verhängnis. Desure Buie führte die MHP RIESEN mit 25 Punkten und sechs Assists zum Sieg.
Ewige Bilanz: Berlin hat von seit 1989 gespielten 94 Begegnungen gegen Ludwigsburg 68 gewonnen. Der 87:79-Sieg der MHP RIESEN im Hinspiel war am 26. November der erste Ludwigsburger Erfolg gegen Berlin nach fünf Berliner Siegen in Folge. In Berlin konnte Ludwigsburg indes in den letzten dreißig Jahren in Bundesliga und Pokal nur zweimal (2016 und 2022) gewinnen.
Meilensteine: Yorman Polas Bartolo fehlen in der ewigen Liga-Statistik noch zwei Steals, um mit Bryce Taylor (309 Steals, 16. Platz) gleichzuziehen, und noch drei Steals, um auch mit Robert Garrett (310 Steals, 15. Platz) gleichzuziehen. Außerdem fehlen dem Ludwigsburger Routinier nur noch sieben Rebounds, um mit Jason Boone (1.288 Rebounds, 20. Platz) gleichzuziehen.
Am Rande der Bande: ... brodelt in Ludwigsburg die Gerüchteküche über eine Rückkehr von John Patrick zu den MHP RIESEN im Sommer. In Berlin wehrt Sportdirektor Himar Ojeda unterdessen Fragen vom RBB nach einem Trainerwechsel vehement ab: „Wir entwickeln hier einen talentierten Trainer, so, wie wir auch talentierte Spieler entwickeln.“ Eine Rückkehr von Coach Aito scheint damit in der Hauptstadt kein Thema zu sein. Auch Stefan Koch thematisiert in der aktuellen Ausgabe seiner Kolumne „Kochs Nachschlag“ den in Bewegung gekommenen Trainermarkt.
Es ist alles Gold, was glänzt: Wo in Mannheim gerade das Albert Schweitzer Turnier läuft (alle Spiele kostenfrei hier im Livestream), erinnern wir uns natürlich gerne an den Gewinn dieser inoffiziellen Junioren-WM durch das deutsche U18-Team vor sechs Jahren. Neben dem Neu-Ludwigsburger Ariel Hukporti standen damals im Team von Trainer Alan Ibrahimagic auch der heutige Berliner Jonas Mattisseck und natürlich Franz Wagner, der sieben Jahre später mit Deutschland auch bei den Erwachsenen Weltmeister wurde!
Fernsehen / Livestream: Bei Dyn kommentiert XChtstoph Knieper das Spiel ab 15:15 Uhr. Dyn ist das neue Zuhause der Basketballfans. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League aus. Das umfangreiche Live-Programm im Basketball wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden. Dyn ist seit Anfang August über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender.