FC Bayern München Basketball logo
ratiopharm ulm logo
MLP Academics Heidelberg logo
Fitness First Würzburg Baskets logo
Basketball Löwen Braunschweig logo
NINERS Chemnitz logo
ALBA BERLIN logo
SYNTAINICS MBC logo
EWE Baskets Oldenburg logo
ROSTOCK SEAWOLVES logo
MHP RIESEN Ludwigsburg logo
RASTA Vechta logo
Veolia Towers Hamburg logo
Telekom Baskets Bonn logo
BMA365 Bamberg Baskets logo
SKYLINERS logo
VET-CONCEPT Gladiators Trier logo
Science City Jena logo
Home/Newscenter/Halbfinale gegen Frankreich: Schröders Qualität könnte den Unterschied machen

Kochs NachschlagHalbfinale gegen Frankreich: Schröders Qualität könnte den Unterschied machen

07. August 2024

Drei Medaillen in drei Sommern – das war die Aussage von Bundestrainer Gordon Herbert bei seinem Amtsantritt. Jetzt fehlt der Herrennationalmannschaft noch ein Sieg, um dieses extrem ambitionierte Ziel zu erreichen. Deshalb sollten alle Basketballfans unabhängig von der finalen Platzierung in Paris schon jetzt den Hut vor dem 65-Jährigen und seinem Team ziehen. Im Halbfinale geht es jetzt gegen Gastgeber Frankreich. Mir wären die Kanadier deutlich lieber gewesen. Ich denke, dass die deutsche Mannschaft mit ihrer guten Organisationsstruktur gegen die Ahornblätter, die mit zehn NBA-Spielern und einem NBA-Coach wie ein Team aus der nordamerikanischen Profiliga agieren, gut ausgesehen hätte. Die DBB-Auswahl hätte konsequent ihre Größenvorteile ausspielen können. Frankreich ist gefährlicher, weil die Bercy Arena zum sechsten Mann für die Franzosen werden kann. Zumindest wirkte die Mannschaft bei ihrem ersten Spiel in Paris nicht so verunsichert wie bei ihren Vorrundenauftritten in Lille. Im Gegenteil: das erste Mal war eine energiegebende Symbiose mit dem Publikum spürbar. Aber so wie das Vertrauen der deutschen Spieler ineinander in den letzten drei Jahren gewachsen ist, so ist auch unser Glaube an dieses Team mittlerweile fast schon unerschütterlich. Deshalb sehe ich Dennis Schröder und Co. auch als Favoriten. Bevor ich mich mit dem Duell gegen Les Bleus befasse, blicke ich noch einmal auf das Viertelfinale gegen Griechenland zurück.

Die defensiven Hausaufgaben mit hoher Genauigkeit erledigt

Der Beginn der Partie verlief alles andere als rund. Ich fühlte mich ans letzte Jahr erinnert, als Deutschland bei der WM in genau diesem Turnierstadium im Viertelfinale gegen Lettland sein schwächstes Spiel ablieferte. Die Herbert-Schützlinge wirkten schlafmützig und gestatteten offensiv und defensiv exzellent eingestellten Griechen im ersten Viertel fast komplett auf ihren schwachen Dreipunktewurf zu verzichten. Stattdessen erlaubte man es Giannis Antetokounmpo im Umschaltspiel, nach Pick and Rolls und nach Alley-Oops am Ring zu punkten. 

Die zweite Fünf sorgte für einen Umschwung, wobei Johannes Thiemann sein mit Abstand bestes Turnierspiel lieferte. Am Ende machten die Deutschen defensiv ihre Hausaufgaben, indem sie mit hoher Genauigkeit bestachen. Dabei war die Formation mit Schröder, Isaac Bonga und Franz Wagner auf den Außenpositionen sehr effektiv, weil Herbert Schröder gegen Kostas Papanikolaou stellte, so dass die beiden anderen gegen die Ballhandler in den Pick and Rolls involviert waren, was die Möglichkeit zum Switch eröffnete.

Der beste Point Guard sollte den Unterschied machen

Das Halbfinale ist das vierte Aufeinandertreffen mit Frankreich in diesem Sommer. Die Franzosen hatten in der Vorrunde interne Probleme, die extern ausgetragen wurden. Beim Spiel gegen Kanada konnte man den Eindruck gewinnen, als ob ein heftiges Gewitter die Luft gereinigt habe. Aber es gibt Fragen. Was ist mit Rudy Gobert, der gegen Kanada fast komplett zuschauen musste? Hat sich Coach Vincent Collet von den Twin Towers verabschiedet, indem er Victor Wembanyama auf die Centerposition geschoben hat, oder ist Gobert tatsächlich aufgrund einer Fingerverletzung angeschlagen, oder ist er sogar komplett in Ungnade gefallen? Was ist mit der Aufbauposition? Matthew Strazel, Andrew Albicy und Frank Ntikilina – keiner der französischen Spielgestalter konnte bislang überzeugen, während Dennis Schröder ein fantastisches Turnier spielt. Aufgrund dieses Vorteils setzte ich auf Deutschland. Im anderen Halbfinale sind die USA mein Favorit.

Kochs Nachschlag

Die erste Basketballmedaille bei Olympia hat Deutschland bereits gewonnen. Es hat wirklich Spaß gemacht, den 3x3-Frauen Svenja Brunckhorst, Elisa Mevius, Marie Reichert und Sonja Greinacher zuzuschauen. In diesem Wettbewerb ist jedes Spiel eng, so dass mir neben dem großartigen Teamgeist dieses Quartetts vor allem seine Nervenstärke imponierte. 

Dennoch muss ich zugeben, dass ich mit diesem Format fremdele. Zum „richtigen“ Basketball gehören aus meiner Sicht auch Transition und mehr Möglichkeiten in der Verteidigung. Das olympische Programm wird immer größer. Ich sehe diese Entwicklung mit Sorge. Es ist in Ordnung, dass mittlerweile Sportarten wie Tennis oder Tischtennis, die lange Zeit nicht olympisch waren, Teil der Spiele sind. Aber die Hinzunahme von Wettbewerben in den einzelnen Sportarten in Form von (beispielsweise) diversen Mixedstaffeln ist für mich komplett überflüssig. Deshalb hoffe ich, dass wir im Basketball diese inflationäre Entwicklung nicht erleben werden. Ein olympischer Dunking-, Dreipunkte- oder 1-1-Contest wären Schritte weg vom Sport hin zum Showspektakel – und damit Schritte in die falsche Richtung.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.