In einem der besten und nervenaufreibendsten Spiele der bisherigen Saison setzt sich RASTA Vechta mit 106:102 nach Verlängerung beim Meister ratiopharm ulm durch. Joschka Ferner rettet vor ausverkauftem Haus von 6.000 Zuschauern per Buzzerbeater-Dreier den Aufsteiger in die Verlängerung, dort hat Vechta den längeren Atem – obwohl MVP-Kandidat Tommy Kuhse sein fünftes Foul kassiert. Joel Aminu sorgt per Steal und zwei Freiwürfen für die Entscheidung. Die RASTAner fahren nicht nur ihren vierten Sieg in Serie ein, sondern haben jedes ihrer vier Spiele gewonnen, das in dieser Saison in die Verlängerung gegangen ist.
Spielverlauf und Wendepunkt: Mit Rhythmus startete der Meister in die Partie, nach dreieinhalb Minuten hatten die Ulmer auf Grund einer offensiv vielseitigen Vorstellung 14 Punkte erzielt und Vechta zur ersten Auszeit gezwungen. Die Gäste ließen ihren Spielmacher Tommy Kuhse lange auf dem Feld, auch dank starker Arbeit beim Offensiv-Rebound und durch einen 10:0-Lauf drehte Vechta die Partie. Dennoch ging Ulm mit einer 23:22-Führung in die Viertelpause.
Bei den Gästen arbeitete vor allem Johann Grünloh stark an den Brettern und strahlte auch offensiv am Korb Gefahr aus, zudem bestätigte Joschka Ferner gegen seinen ehemaligen Club seine starke Form. Das deutsche Frontcourt-Duo hatte 18 der ersten 34 Zähler Vechtas erzielt, die Gäste setzten sich auf sieben Zähler Differenz ab. Der Aufsteiger hielt den Meister zur Pause bei einer Quote von 34,3 Prozent aus dem Feld und ging mit einer 46:42-Führung in die Kabine.
Nach einer unauffälligen ersten Hälfte fand Ulms MVP-Kandidat Trevion Williams nach der Pause seinen Rhythmus, nach einem einhändigen Dunk aus Thomas Klepeisz' Alley-Oop-Anspiel holte sich Ulm das Momentum – doch Vechta ließ das Spiel nicht kippen. Auch, weil nach Grünloh und Ferner mit Joel Aminu nun ein dritter deutscher Akteur Akzente setzte. Vor dem vierten Durchgang behaupteten die Gäste eine 73:65-Führung.
Anfang des vierten Viertels holten sich die Ulmer wieder das Momentum, wieder wehrte Vechta dies ab – diesmal dank Tommy Kuhse. Neun der ersten zehn RASTA-Punkte gingen auf sein Konto. Mit 89:84 lagen die Gäste bei zwei Minuten auf der Uhr vorne, trafen danach aber nicht mehr die besten Entscheidungen. Williams hustlete Ulm zum Ausgleich, aus der Auszeit traf Georginho de Paula bei 1,3 Sekunden zu spielen einen Dreier zum 92:89. Doch Ty Harrelson bat ebenfalls zur Auszeit, Ferner rettete RASTA per Buzzerbeater-Dreier in die Verlängerung.
Dort musste Vechta nach eineinhalb Minuten auf Kuhse verzichten, der mit seinem fünften Foul auf der Bank Platz nehmen musste. Beide Teams wechselten sich viermal nacheinander mit vier wilden Dreiern ab, der vierte trotz Foul von Wes Iwundu – nach verwandeltem Bonusfreiwurf – zum 100:100-Ausgleich. Nach zwei verwandelten Freiwürfen von Tommy Klepeisz antwortete Spencer Reaves mit dem nächsten Clutch-Dreier. Dann wurde de Paula zum tragischen Helden: Nach einem Schrittfehler ließ sich der Ulmer Spielmacher im nächsten Angriff von Aminu den Ball klauen, Vechtas Guard traf bei fünf Sekunden auf der Uhr seine beiden Freiwürfe zum 106:102 – die Entscheidung.

Duell im Fokus: Wie es bei zwei MVP-Kandidaten und den beiden effektivsten Spielern der Liga nicht verwundert, nahmen Vechtas Tommy Kuhse und Ulms Trevion Williams die ersten Würfe ihrer Teams: Kuhse punktete aus dem Pick-and-Roll, Williams vergab seinen einbeinigen Fadeaway – was zunächst die Tendenz beider Spieler anschneidet: Denn Williams punktete erst in der 13. Spielminute das erste Mal, Kuhse agierte zunächst nicht so auffällig, hatte dennoch schneller den Rhythmus gefunden. Im vierten Viertel übernahm Vechtas Guard, doch Williams sorgte mit seinen Offensiv-Rebounds für die entscheidenden Hustle-Aktionen. Auch wenn Kuhse die Schlussphase auf der Bank verfolgen musste, mit 21 Punkten (9/16 FG), fünf Rebounds und vier Assists hatte er im MVP-Rennen gegen Williams (13 PTS, 5/13 FG, 14 REB, 4 AST) leicht die Nase vorne. Der Big Man markierte aber sein viertes Double-Double nacheinander.
Zahlen, bitte: Ja, Vechta hat einen MVP-Kandidaten, aber auch eine starke deutsche Rotation: 57 Punkte kamen von Joel Aminu, Joschka Ferner, Johann Grünloh und Spencer Reaves, die deutschen Akteure in Ulmer Reihen kam nur auf 16 Zähler.
Spieler der Partie: Tommy Kuhse agierte für seine MVP-Verhältnisse zwar nicht ganz so auffällig, war dennoch Vechtas Topscorer. Zudem spielte Joel Aminu mit 20 Zählern, sechs Rebounds und drei Steals stark auf. Der entscheidende Ballgewinn kam sieben Sekunden vor Spielende zustande, woraus er die beiden Freiwürfe zum Sieg einnetzte. Bei Ulm war trotz zweier folgenschwerer Ballverluste Georginho de Paula mit 22 Zählern, fünf Rebounds, drei Assists und zwei Steals der auffälligste Akteur.
Die Deutschen: Nicht nur Joel Aminu drehte bei Vechta auf, mit Joschka Ferner (19 PTS, 5/15 3P, 3 REB, 3 AST) und Johann Grünloh (11 PTS, 7 REB) waren zwei weitere deutsche Akteure am Erfolg beteiligt.
Am Rande der Bande: Den Ulmern fehlten weiterhin Robin Christen und Dakota Mathias, zudem hatte sich Philipp Herkenhoff im vergangenen Spiel am Sprunggelenk verletzt und musste pausieren.
Wie geht’s weiter: Für die Ulmer stehen zwei Spiele innerhalb von drei Tagen an: Am Mittwoch gastiert im EuroCup Cluj-Napoca in der Münsterstadt, am Freitag treten die Ulmer bei den Bamberg Baskets an. Vechta ist derzeit Dauergast im Süden, nach Heidelberg und Ulm steht das dritte Auswärtsspiel nacheinander in Ludwigsburg (So, 21.1.) an.
Video: Highlights zu dieser Partie gibt es in Kürze hier bei Dyn oder auch hier auf dem Youtube-Kanal von Dyn.