Die besondere Brisanz: Seien wir ehrlich: Für einen Deutschen Meister mutet ein Heimspiel gegen den 13. der Tabelle wie Ligaalltag an. Und doch erlebt ratiopharm ulm derzeit alles andere als den grauen Alltag – denn es ist auch „Do or Die“ angesagt. Schließlich stand die Gavel-Truppe vor knapp drei Wochen im Pokal-Endspiel, das sie gegen den FC Bayern München aber verlor. Und vor der Partie gegen Göttingen ging es im EuroCup-Achtelfinale gegen Badalona um den Einzug in die nächste Runde, was Ulm jedoch ebenso nicht geglückt ist.
Status Quo: Zwischen TOP FOUR und EuroCup stand für Ulm ein Ligaspiel an, das aber alles andere als Alltag war – ging es doch zum Tabellenzweiten aus Chemnitz. Anton Gavel monierte hinsichtlich einer schwachen ersten Hälfte, sein Team sei noch im „Urlaubsmodus“ gewesen, der Meister zeigte aber nach der Pause Comeback-Qualitäten, kam zurück, musste sich in der Crunchtime aber mit 82:83 geschlagen geben.
Eine Crunchtime erlebte auch die BG Göttingen, wobei die Veilchen diesmal nicht in eine Verlängerung mussten: Den 94:91-Heimerfolg gegen die MLP Academics Heidelberg hatten sie auch Karlis Silins zu verdanken, der bei 35 Sekunden auf der Uhr einen Dreier zur 90:89-Führung traf. Für die Veilchen war dies der dritte Heimsieg in Serie, auswärts hat die Foucart-Mannschaft hingegen die vergangenen drei Partien verloren.

Duell im Fokus: Fedor Zugic war in den vergangenen Jahren eines der vielen europäischen Talenten, die in Ulm ihr Talent aufblitzen ließen. 2021 war der Flügelspieler in die Münsterstadt gewechselt, in seinem zweiten Jahr, in der Meistersaison, fiel seine Rolle jedoch nicht sehr viel größer aus, womit er den Verein verließ und nach Göttingen ging. Dort bringt der 20-jährige Montenegriner mit durchschnittlich 10,2 Punkten in 21:15 Minuten Scoring-Gefahr von der Bank, auch wenn der Dreier weiter nicht so stabil fällt (31,8 3P%). Die Ulmer können den Abgang durchaus verschmerzen – stand mit Pacome Dadiet doch schon das nächste Talent in den Startlöchern. Der 18-jährige Franzose legt aktuell 5,9 Punkte bei einer Dreierquote von 38,5 Prozent und 2,3 Rebounds pro Spiel auf, bessere Werte als Zugic in seinen Ulmer Jahren. Dadiets Dreierquote kann sich sehen lassen, denn seine Stärken hat der Forward vor allem im Fastbreak und mit seinem athletischen Zug zum Korb. Zugic wird derweil sicherlich nicht nur gerne nach Ulm zurückkehren, um es seinem ehemaligen Club zeigen zu wollen, er wird dann auch mit einem Meisterring zurück nach Göttingen reisen.
Alte Bekannte: Neben Zugic steht auch für Zach Ensminger eine Rückkehr an: 2017 kam der Guard zusammen mit seinem Vater Chris Ensminger nach Ulm. Papa Chris koordiniert seitdem die Ulmer Nachwuchsarbeit, Zach spielte drei Jahre lang für die Ulmer Jugend und debütiete im Oktober 2020 im Ulmer Trikot in der ersten Liga. Gegen seinen ehemaligen Club wird der Combo-Guard jedoch nicht mit einem Leistungshoch auflaufen: In den vergangenen vier Partien hat Ensminger zusammen nur 13 Zähler erzielt. Ulms Robin Christen und Göttingens Osaro Jürgen Rich waren 2021/22 Teamkollegen in Hamburg.
Award-Anwärter: Mit seinem Spielwitz ist Trevion Williams nicht nur ein integraler Bestandteil für die Ulmer Offense, schließlich verteilt kein Big Man mehr Assists als Williams (3,6 APG), er darf auch als Kandidat für die Auszeichnung zum besten Offensivspieler gelten – nennt er doch ein breites Arsenal zwischen Low-Post und Dreierlinie sein Eigen. Das bewies Williams auch jüngst gegen Chemnitz, als er mit 22 Punkten seinen Saisonbestwerte einstellte und dabei neun seiner 13 Würfe aus dem Feld traf.
Zahlen, bitte: Mit Ulm (91,6 PPG) und Göttigen (90,3 PPG) stehen sich zwei von derzeit sechs Teams unserer Liga gegenüber, die im Schnitt mindestens 90 Zähler erzielen. Den Ulmern gelingt dies unter anderem durch die drittbeste Zweier- (60,2 2P%), den Göttingen durch die drittbeste Dreierquote (39,0 3P%) der Liga. Mit 9,1 Steals pro Spiel führt der Meister die Bundesliga an, die Göttinger sind vor allem als Team im unteren Tabellendrittel aber recht ballsicher (13,4 TPG, 6.).
Am 6. Januar entführten die Ulmer einen 100:90-Erfolg aus Göttingen – für die Veilchen die vorerst letzte Heimniederlage. Mit 34:19 bestimmte der Meister das vierte Viertel, um die Partie dort zu drehen. Vor allem Karim Jallow war dabei nicht zu stoppen, 17 seiner 25 Punkte legte der Flügelspieler in den letzten zehn Minuten auf.
Die ewige Bilanz: 22 von bisher 31 Duellen gingen an Ulm, die vergangenen beiden Partien in Ulm gewannen aber die Göttinger
Meilensteine: Ulms Philipp Herkenhoff steht vor seinem 150. Einsatz in der Beletage. Sein Teamkollege Tommy Klepeisz fehlen noch neun Assists, um in der digitalen Bestenliste seit 1998/99 mit Luke Sikma (961 Assists) auf dem 16. Platz gleichzuziehen.
Am Rande der Bande: Die Göttinger konnten beim Spiel gegen Heidelberg nicht auf ihren Topscorer Umoja Gibson (Rückenproblemen) zurückgreifen. Die Ulmer müssen immer noch auf den langzeitverletzten Dakota Mathias verzichten. Der Flügelspieler ist nun auch in die USA gereist, um sich operieren zu lassen. Die Südwest Presse hat sich demnach auch gefragt, ob die Ulmer nachverpflichten werden.
Es ist alles Gold, was glänzt: Was Ulm und Göttingen verbindet? Unter anderem ein besonderes Ausleihgeschäft, das von Dylan Osetkowski. Der Center lief 2019/20 zunächst für Göttingen auf, erst später wurde bekannt, dass er eigentlich einen Zwei-Jahres-Vertrag in Ulm unterzeichnet hatte und nach Göttingen ausgeliehen wurde. Nach der Saisonunterbrechung kehrte Osetkowski für das Final-Turnier nach Ulm zurück – samt deutschem Pass. Somit wurde und ist Osetkowski auch für die DBB-Auswahl interessant. Und tatsächlich nominierte Gordon Herbert ihn im Februar 2023 für zwei EM-Qualifikationsspiele – für die Osetkowski verletzungbedingt aber absagen musste. Bislang kam es nicht zum DBB-Debüt, wobei man auch sagen muss: Auf den großen Positionen mangelt es dem deutschen Team nicht an Qualität. Denn bei großen Jungs wie Daniel Theis, Moritz Wagner, Johannes Voigtmann und Johannes Thiemann sprechen wir ja auch von Weltmeistern!
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird ab 18.15 Uhr live bei Dyn übertragen, Florian von Stackelberg kommentiert. Dyn ist das neue Zuhause der Basketballfans. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League aus. Das umfangreiche Live-Programm im Basketball wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden. Dyn ist seit Anfang August über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.