Nach dem Sieg in den Playoffs gegen den amtierenden Meister aus Ulm und dem damit verbundenen Halbfinal-Einzug durfte Würzburg als die größte Überraschung der vergangenen Saison bezeichnet werden. Trotz namhafter Abgänge – allen voran MVP Otis Livingston – haben die Verantwortlichen um Coach Sasa Filipovski bei den FIT/One Würzburg Baskets wieder ein spannendes Team zusammengestellt, das auf drei Hochzeiten tanzen darf: In der Liga, im Pokal und der Basketball Champions League!
Saisonziel: Dass ein Halbfinaleinzug nicht der Maßstab für aktuelle Saisonziele ist, dürfte nicht nur in Würzburg jedem klar sein. Besonders da der Klub beim Budget trotz eines neuen Namenssponsors wohl immer noch in der unteren Tabellenhälfte steht. Nichtdestotrotz geht man am Main selbstbewusst in die neue Spielzeit und hat die Play-Ins als Saisonziel ausgegeben.
Die große Personalie: 13,5 Punkte bei 64 Prozent Zweiern und 45 Prozent von der Dreierlinie sowie zusätzlich 5,7 Rebounds in knapp 29 Minuten pro Spiel: Die Werte von Zac Seljaas in der abgelaufenen Spielzeit waren herausragend. Umso beachtlicher ist es, dass es den Verantwortlichen gelungen ist, den charismatischen US-Amerikaner von einem Verbleib in Würzburg zu überzeugen. Seljaas ist nach dem Karriereende von Kapitän Felix Hoffmann ohne Zweifel das Aushängeschild der FIT/One Würzburg Baskets.

Der Anführer: Seljaas dürfte auch der Anführer der neuen Würzburger Mannschaft werden. Nicht umsonst übernimmt er das Kapitänsamt von Felix Hoffmann, der mittlerweile die Basketball-Rente genießt.
Was ist neu, Teil I: Große Teile des Kaders sind neu, die Architekten des Erfolgs sind aber die gleichen geblieben. Trainer Filipovski, Sportmanager Kreso Loncar und Geschäftsführer Steffen Liebler mussten das Team ziemlich umbauen, da die Stars der vergangenen Saison Begehrlichkeiten auf dem internationalen Markt geweckt hatten. So zog es MVP Otis Livingston (Galatsaray) genauso in die Türkei wie mit Javon Bess den besten Verteidiger der Liga (Ankara). Um passenden Ersatz zu finden, vertrauen die Verantwortlichen auf ihr gutes Händchen im Scouting: So kamen mit Mike Davis von der Zweitvertretung Fenerbahces und Nelson Phillips aus Vrsac in Serbien zwei hochinteressante Spieler an den Main. Davis gilt als starker Scorer, Phillips als exzellenter Verteidiger. Ende August wurde noch Mike Lewis II geholt, der vergangene Saison in Litauen und Israel gespielt hat, und Anfang September verpflichtete man in Jhivvan Jackson zudem den Topscorer der Tigers Tübingen, der in der vergangenen Saison sein Potential bereits aufblitzen ließ. Damit stehen alleine vier Guards aus Übersee im Kader (sowie Aufbauspieler Tyrese Williams, der wohl vor allem im ProB-Farmteam und der Champions League spielen soll). Für die deutschen Spots stoßen in Olympionike Lukas Wank und Fabian Bleck zwei Spieler zum Team, die viel BBL-Erfahrung und weitere Tiefe in den Kader bringen.

Was ist neu, Teil II: Diese Tiefe wird man in Würzburg auch brauchen, denn Dank der Erfolge aus der Vorsaison haben sich die Baskets für die Basketball Champions League qualifiziert. Auch wenn der Klub vor einigen Jahren schon international gespielt hat, ist die Teilnahme am höchsten FIBA – Wettbewerb in Europa durchaus Neuland. Eine höhere Belastung durch zusätzliche Spiele und Reisestrapazen werden auf Team und Betreuerstab zukommen. Dennoch ist die Vorfreude riesig und in der Gruppenphase wurden den Mainfranken auch interessante Gegner zugelost. Igokea aus Bosnien, Nanterre aus Frankreich und Holon aus Israel heißen die Kontrahenten in Gruppe A. Gegen die Israelis geht es am 01. Oktober mit einem Heimspiel in der tectake Arena los.
Der nächste Schritt: Zugegeben, in dieser Rubrik einen Spieler aufzuführen, der vergangene Saison in unserer Liga 18,4 Punkte und 4,7 Assists im Schnitt aufgelegt hat, liest sich erstmal komisch. Aber so stark Jhivvan Jackson individuell auch gespielt hat in Tübingen … am Ende ist er mit den Tigers wieder abgestiegen. Und nun spielt er bei einem Klub, der im Halbfinale stand, und beerbt auf seiner Position den amtierenden MVP Otis Livingston II. Wobei in Erinnerung kommt, dass der Kollege 2022/23 ja auch mit Bayreuth abgestiegen ist und anschließend unter Filipovski ganz groß rauskam. Hmm, sind wir da vielleicht der Wiederholung einer ganz großen Geschichte auf der Spur?

Spielweise: Der Kader mit vielen, vermeintlich scoringstarken Guards deutet wieder auf einen Spielstil hin, der viel von Einzelaktionen geprägt ist. Nicht umsonst waren die Würzburger in den letzten beiden Spielzeiten jeweils die Mannschaft mit den wenigsten Assists (2022/23: 14,2 bzw. 2023/24: 15,4). Die reine Zahl an direkten Korbvorlagen spielt für Coach Filipovski aber eine untergeordnete Rolle, denn der Slowene sieht seine Offense als Ganzes und misst den zwei, drei Pässen vor einem Abschluss große Bedeutung zu.
Der Trainer: „Wir investieren bewusst etwas mehr in den Trainer als es vielleicht andere Klubs tun“, erklärte Geschäftsführer Liebler vor wenigen Monaten. Das Vertrauen in den EuroLeague-erfahrenen Sasa Filipovski zahlt sich seit Amtsübernahme des Slowenen eindeutig aus. Der 50-jährige hat einen klaren Plan für sein Team und den gesamten Standort und wird diesen auch in der Saison 24/25 konsequent verfolgen.

Jung und talentiert: Hannes Steinbach legte bei der U18 Europameisterschaft in diesem Sommer für die DBB-Auswahl im Schnitt 15,4 Punkte und 12,7 Rebounds auf, war ein essentieller Faktor für den Titelgewinn der deutschen Mannschaft und wurde ins First Team des Turniers gewählt. Jetzt steht der 18-jährige fest im Kader der ersten Mannschaft und möchte sich in der easycredit BBL etablieren. Da mit Owen Klassen nur ein nomineller Center im Aufgebot steht, stehen die Chancen auf Parkettzeit gut, in der Vorbereitung gab es immer rund 15 Minuten.