Stand: ratiopharm ulm (2) – FIT/One Würzburg Baskets (6) 1-1
Was wir bisher gelernt haben: Es ist Feuer in der Serie! Nach dem umkämpften Auftaktspiel dieser Halbfinal-Auseinandersetzung, in dem sich ratiopharm ulm nach Verlängerung mit 91:87 (Highlights) durchgesetzt hatte, folgte am Mittwoch ein weiteres intensives Ringen um jeden Ballbesitz, das an die Würzburger ging (87:77, Highlights). Die Ulmer mögen dank ihrer herausragenden Heimbilanz weiterhin leicht favorisiert sein, aber die Würzburger haben nicht zum ersten Mal bewiesen, dass man sie niemals abschreiben darf. Mentalitätsmonster eben!
Status quo: Mit der Rückkehr der Serie nach Ulm bewegen sich die Schützlinge von Trainer Ty Harrelson nun wieder auf ihrem geliebten heimischen Terrain. In der ratiopharm arena gewannen sie 15 von 16 Hauptrundenspielen, in den Playoffs lautet ihre Bilanz aktuell 3:0. Mit dezenter Sorge dürften die Ulmer allerdings einen Blick an den …
… Rande der Bande werfen. Denn während beim Meister von 2023 Isaiah Roby und Tommy Klepeisz schon seit Längerem nicht mitwirken können, fiel nun im Halbfinale auch noch Philipp Herkenhoff mit einer Verletzung am linken Bein aus. Den Würzburgern fehlt nach wie vor Center Owen Klassen.

Die besondere Brisanz: Bei den Ulmern wird sich ganz langsam die Erinnerung an die Vorsaison in die Köpfe schleichen, denn da schieden sie als Titelverteidiger im Viertelfinale gegen Würzburg aus. Wiederholt sich Geschichte? Dank der „Best-of-five“-Regelung winkt dem Sieger des dritten Spiels immerhin ein Matchball.
Der Blick zurück: Drei Tage nach ihrer knappen Auftaktniederlage in Ulm nutzten die Würzburger den Schwung, denen ihnen die Fans in der „Turnhölle“ verleihen. Vor heimischer Kulisse ackerten die Franken defensiv mit großer Leidenschaft und profitierten offensiv nicht zuletzt von den guten Leistungen eines Davion Mintz (21 Punkte). Lohn der Mühen waren das 87:77 und der 1:1-Ausgleich.
Duell im Fokus: Es ist überhaupt keine Überraschung mehr, dass die beiden Youngster Hannes Steinbach (19 Jahre, Würzburg) und Noa Essengue (18, Ulm) die Aufmerksamkeit der Basketball-Experten in Übersee auf sich gezogen haben. Steinbach wechselt nach der Saison ans College, Essengue gilt als aussichtsreicher Kandidat für die erste Draft-Runde in der NBA. In den bisherigen Playoffs gehören beide zu den positiven Erscheinungen: Steinbach legt mit 14,7 Punkten und 11,1 Rebounds pro Partie im Schnitt ein Double-Double auf, Essengue kommt auf 13,7 Punkte und 7,8 Rebounds. In der entscheidenden Saisonphase befindet sich Steinbach überdies auf der Jagd nach Karriere-Bestmarken: Im vierten Viertelfinale blockte er gegen Braunschweig vier gegnerische Würfe, zwei Tage später erzielte er im entscheidenden Spiel gegen die Basketball Löwen 20 Punkte – und im ersten Halbfinalspiel gegen Ulm schnappte er sich 18 Rebounds. Drei persönliche BBL-Rekorde für den Jüngling.

Zahlen, bitte: Ulm und Würzburg sind in den Playoffs bis dato die offensivfreudigsten Klubs. Ulm kommt im Schnitt auf 85,8 Zähler, Würzburg auf 85,4. Bei den Würzburgern stockt es noch in Sachen Assists (12,9; Ulm: 18,0), bei Ulm hapert es dagegen bei der Dreierquote. In der Hauptrunde hatten die Ulmer ligaweit am sichersten von Downtown genetzt (345/894 Dreier, 38,6 Prozent), in den Playoffs dagegen treffen sie bis jetzt am schlechtesten von allen acht Teams (42/147, 28,6) und in den ersten beiden Halbfinalpartien sank selbst diese Quote noch auf 23,8 Prozent (15/63), während Würzburg 35,1 Prozent (19/54) traf. Sorgenkind bei den Ulmern ist beispielsweise Alfonso Plummer als ihr gefährlichster Dreierschütze, der in der Hauptrunde 41,6 Prozent von der Dreierlinie traf (69/166), aber in den Playoffs bisher nur 26,3 (5/19), darunter null von sechs Versuchen in den ersten beiden Partien gegen Würzburg.
Die ewige Bilanz: Seit 2011 gab es 36 Spiele zwischen Ulm und Würzburg, 27-mal setzten sich die Ulmer durch. In den Playoffs siegte Ulm 2012 im Halbfinale 3:0, im Viertelfinale 2024 setzte sich Würzburg mit 3:1 durch.
Weise Worte: Würzburgs Trainer Sasa Filipovski war nach dem Ausgleich in der Serie verständlicherweise voll des Lobes: „Ich bin sehr glücklich und stolz, weil wir heute wieder ein Stück Würzburger Basketballgeschichte geschrieben und den ersten Sieg in einem Halbfinale geholt haben.“ Keine Frage: Er würde mit seinen Schützlingen am Samstag gern gleich den nächsten folgen lassen. Dagegen hat sicherlich sein Ulmer Gegenüber Ty Harrelson etwas einzuwenden, der konstatierte: „Was am meisten auffällt, wie auch schon bei unserem letzten Spiel hier, sind unsere vielen Ballverluste. Wir müssen besser auf den Ball aufpassen und uns damit die Chance geben, besser zu spielen.“
Koch-Kolumne: Die NBA lud die europäischen Top-Talente mit Blick auf die bevorstehende Draft aktuell ins italienische Treviso zum offiziellen Draft Combine; Ulms Noa Essengue und Ben Saraf haben nur bekanntlich gerade noch Playoff-Verpflichtungen. Entsprechend machten sich NBA-Vertreter kurzerhand auf den Weg nach Ulm. Stefan Koch hat in seiner aktuellen Kolumne über die Doppelbelastung und die besonderen Regeln für die beiden Ulmer Jünglinge sowie ihre Draft-Chancen geschrieben:

Im Blick des Bundestrainers: Neben Alex Mumbru, der sicher besonders auf die Ulmer Nelson Weidemann, Karim Jallow und Philipp Herkenhoff sowie auf die Würzburger Lukas Wank und Hannes Steinbach schaut, ist diese Halbfinal-Paarung auch für viele andere Nationaltrainer interessant. Tobias Jensen ist dänischer, Ben Saraf israelischer, Alfonso Plummer puertoricanischer, Noa Essengue französischer und Marcio Santos brasilianischer Nationalspieler. Aus dem Würzburger Team spielen international Jhivvan Jackson für Panama, Mike Lewis für Qatar und Bazoumana Kone für die Elfenbeinküste.
Alte Bekannte: Ulms Karim Jallow und Tommy Klepeisz sowie Würzburgs Lukas Wank und Bazou Kone spielten früher zusammen in Braunschweig, Jallow war davor in der Saison 2018/19 in Ludwigsburg Teamkollege von Würzburgs Center Owen Klassen. Ulms Nelson Weidemann und Würzburgs Aubrey Dawkins spielten 2020/21 zusammen in Göttingen. Max Ugrai versuchte sich von 2018 bis 2020 in Ulm, fand dann aber über Bremerhaven und Heidelberg wieder in die Heimat nach Würzburg.
Bewegte Bilder: Wer sich die entscheidenden Szenen aus dem zweiten Aufeinandertreffen noch einmal zu Gemüte führen möchte, dem seien unsere Fullgame-Highlights empfohlen:
M/W/D – German Basketball is mad sexy: Während hierzulande der Kampf um die Deutsche Meisterschaft auf die Zielgerade einbiegt, steht die Finalpaarung in der US-amerikanischen Profiliga NBA bereits fest. Oklahoma City Thunder misst sich mit den Indiana Pacers. Mittendrin: Isaiah Hartenstein. Der Center (OKC) könnte nach Dirk Nowitzki der zweite Deutsche sein, der sich die NBA-Krone aufsetzt. Der 19-malige deutsche Nationalspieler hat das hiesige Geschehen übrigens weiterhin gut im Blick, denn seit Februar 2024 ist er Investor bei ratiopharm ulm. German Basketball bleibt mad sexy!
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird am Samstag ab 18:15 Uhr live bei Dyn übertragen. Kommentator vor Ort ist Chris Schmidt, es moderiert Sebastian Meichsner. Als Experte ist Patrick Femerling am Mikro. Dyn ist das Zuhause der Basketballfans und bietet übrigens einen vergünstigten Playoff-Pass an, alle Details zu dem Angebot gibt es hier. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League, des FIBA Europe Cups und der amerikanischen Collegeliga NCAA aus. Das umfangreiche Basketball Live-Programm wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden. Dyn ist über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.