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Kochs NachschlagVizemeister Ulm: Zwischen Stolz und was wäre gewesen, wenn …

30. Juni 2025

„Stolzer Vizemeister 2025“, so ist der Nachbericht zum fünften Finale in München auf der Ulmer Website überschrieben. In der Tat können die Uuulmer stolz auf das sein, was sie erreicht haben, zumal ihnen das vor der Saison kaum jemand zugetraut hatte. Aber es bestand auch die Chance, den zweiten Titel nach 2023 an die Donau zu holen. Dass die Verantwortlichen von ratiopharm ulm in diesem Zusammenhang mit den Begleitumständen hadern, ist verständlich. Die Terminüberschneidung der letzten beiden Finalspiele mit dem NBA-Draft erwies sich als schwere Hypothek. Noa Essengue war in diesen Begegnungen nicht mehr dabei, und an Ben Saraf war der ganze Wirbel verständlicherweise nicht spurlos vorbeigegangen, sodass der Israeli zum Saisonabschluss weit unter seine Möglichkeiten blieb. Dieser Stachel sitzt tief bei den Ulmern, was Karim Jallow nach der Partie im Interview bei DYN verdeutlichte. Zunächst konstatierte er: „Bayern hat verdient gewonnen.“ Danach führte er aber aus, dass man aufgrund der Umstände zwei Spieler verloren habe. Es dürfte dauern, bis die Ulmer das „was wäre gewesen, wenn …“ ausblenden können.

Die Spieler

Es waren mit Saraf und Essengue die beiden Youngster, die die ganze Saison über im Rampenlicht standen und deretwegen sich die NBA-Scouts die Klinke in die Hand drückten. Wie stark das Ulmer Programm in den Fokus der nordamerikanischen Profiliga gerückt ist, unterstrich die Einladung der Portland Trail Blazers. Im Oktober bestritt Ulm als erste deutsche Mannschaft beim Westküstenteam eine Partie gegen eine NBA-Franchise auf amerikanischem Boden. Spätestens nach dem Auftritt der beiden Teenager in diesem Spiel war klar, dass sie in diesem Sommer gedraftet werden würden. Der erst 18-jährige Essengue ging an zwölfter Stelle an die Chicago Bulls, und der ein Jahr ältere Saraf an Position 26 an die Brooklyn Nets. Seit der Eröffnung des Orange Campus vor fünf Jahren wurden damit fünf Spieler aus Ulm gedraftet, darunter drei Spielmacher! Zudem gelang es den Ulmern in diesem Jahr, als erstes Team außerhalb der USA zwei Spieler in der ersten Runde zu platzieren.

Tobias Jensen ist zwar kein NBA-Talent, aber die Entwicklung des 21-Jährigen steht stellvertretend für die Ausrichtung des Programms. Der Däne, der die Saison als Ergänzungsspieler begonnen hatte, spielte sich nach der Verletzung von Kapitän Tommy Klepeisz in der zweiten Saisonhälfte in die Startformation und war in der Finalserie der effizienteste Ulmer. Der beste Spieler der Saison war aber Karim Jallow, der zukünftig aller Voraussicht nach für einen besser betuchten Klub auflaufen wird. „Wir haben gute Arbeit geleistet, wenn wir einen Spieler nicht halten können“, pflegt Sportdirektor Thorsten Leibenath in diesem Zusammenhang zu sagen.

Die Coaches

Auch bei der Wahl des Head Coaches bewies der 50-Jährige erneut ein gutes Händchen. Nachdem er selbst Ulm als Trainer in der deutschen Spitze etabliert hatte, gab er die Verantwortung in die Hände von Jaka Lakovic, der nach seinem Abgang aus Deutschland Gran Canaria zum Gewinn des Eurocups führte und dessen Name immer wieder gehandelt wird, wenn ein Posten in der Euroleague vakant ist. Auf den Slowenen folgte Anton Gavel, dem in seinem ersten Jahr der sensationelle Titelgewinn gelang. Mit Ty Harrelson fand Leibenath einen Nachfolger, der offensichtlich genau den richtigen Ton im Umgang mit seinem spielenden Personal anschlug. Unter seiner Führung gehörten die Ulmer offensiv und defensiv zu den besten drei Teams der Liga. Ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Ulmer Erfolge der letzten Jahre ist Tyron McCoy. Seine Expertise und seine unaufgeregte Arbeit im Hintergrund sind unverzichtbar. Bedenkt man, dass die Ulmer auch im Eurocup antreten, wird klar, welches Pensum der Ex-Profi als einziger Assistant Coach absolviert.

Kochs Nachschlag

Das Ulmer Programm ist nicht Mainstream, es ist einzigartig. Der Klub geht eigene Wege und könnte bezüglich der Zahl der jungen NBA-Aspiranten sogar noch zulegen. Leibenath hat gesagt, dass er sich vorstellen kann, in der nächsten Saison drei Spieler mit entsprechendem Profil im Team zu haben. Er hat den Standort als einen der attraktivsten auf dem ganzen Kontinent etabliert. Entsprechend sind die Ulmer nicht mehr darauf angewiesen, Talente zu finden. Stattdessen geschieht es immer häufiger, dass die Agenten anrufen, um ihre Hoffnungsträger zu platzieren.
Die Talente kommen, entwickeln sich weiter und gehen. Aber was wird aus Leibenath selbst? Aufgrund seiner Arbeit in den letzten Jahren hat auch er sich längst für größere Aufgaben empfohlen.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Im Podcast "Talkin‘ Basketball", der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist, sprechen er und Oliver Dütschke regelmäßig mit Protagonisten aus der deutschen Basketballszene. Seine Kolumne zum BBL-Geschehen findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".