Rekordverdächtig: Sind wir ehrlich: So mancher Rekord im Basketball ist ein klein wenig konstruiert. Gerade in den USA gibt es ja gerne mal Bestmarken der Art „Meiste Punkte eines unter 26-Jährigen an einem Dienstag, wenn der Tipoff vor 20:30 Uhr Ostküstenzeit war“ – aber dafür lieben wir Basketball doch, oder? Einen echten, riesigen, wirklich beeindruckenden Rekord gibt es aber – aller Voraussicht nach – am Samstag in Bamberg zu bestaunen, wenn Karsten Tadda, sobald er ins Spiel eincheckt, zum 638. Mal in der easyCredit BBL auf dem Parkett stehen wird. Kein anderer Spieler stand häufiger auf dem Court als der „Kettenhund aus Gundelsheim“, und nur einer ebenso häufig: Alex King. Und weil der und Tadda gut befreundet sind, ist er natürlich auch dabei, wenn sein Rekord eingestellt wird – ehe der Bamberger dann entweder in Ulm oder am letzten Spieltag in Bamberg zum alleinigen Rekordhalter aufsteigen wird.
Weise Worte: „Ich bin sehr stolz auf meine 638 Spiele in 20 BBL-Jahren, aber Rekorde sind nun mal dazu da, um gebrochen zu werden und wenn dem schon so ist, dann freue ich mich, wenn es mit Karsten zumindest ein alter Freund ist, der mich einholt“, sagt Alex King.
Duell im Fokus: Da könnten wir uns jetzt natürlich auf dem Court auf Filip Stanic und Jonas Wohlfarth-Bottermann konzentrieren, die als deutsche Big Men unter dem Korb gegeneinander ein Duell zweier Brettcenter aufführen werden.

Aber, sind wir ehrlich: Das Duell im Fokus ist, natürlich, Karsten Tadda gegen Alex King. Schauen wir mal auf die Karrieren: Tadda wurde in Bamberg ausgebildet und feierte dort vor 18 Jahren sein Debüt in der Beletage, ehe es über Gießen, Ulm, Oldenburg und Bonn wieder zurück nach Bamberg ging. Er gewann fünf Meisterschaften, darunter von 2010 bis 2012 das „Triple Double“, als er drei Mal in Serie Meister und Pokalsieger wurde, und führte 2023 die Bonner zum Sieg in der Basketball Champions League. King begann seine Karriere in der Jugend bei Bayern München und Schwabing, ehe er in Frankfurt sein BBL-Debüt gab und in der Folge für Bonn, Würzburg, Berlin und die Bayern 20 Jahre lang im Oberhaus spielte, dabei drei Mal Meister und dreifacher Pokalsieger wurde. Beide Spieler sind für ihre Verteidigung gerühmt worden, waren Nationalspieler und spielten gemeinsam die Europameisterschaften 2013 und 2015, ehe Tadda 2017 noch ein drittes Turnier im DBB-Trikot dranhängte. Vor allem aber sind beide absolute Legenden des deutschen Basketballs!
Die besondere Brisanz: Klingt alles nach einer entspannten Party, oder? Nix da, denn die MHP RIESEN Ludwigsburg wollen die Feierlaune trüben und dafür sorgen, dass es nicht nur um Karsten Tadda, sondern eiskalt um Punkte in der Tabelle geht. Denn während die Bamberger die Saison aller Voraussicht nach auf Rang 15 beenden werden, wollen die Schwaben noch den Sprung in die Postseason schaffen - schaut mal in den Tabellenrechner! - und brauchen dafür in ihren letzten drei Spielen so viele Siege wie möglich.
Status quo: Umso mehr gilt das seit dem Donnerstag, als passend zum Tag der Arbeit in Chemnitz eine Extra-Schicht geschoben wurde: Hunter Maldonado leistete sich beim Stand von 90:88 mit 1,5 Sekunden Restspielzeit ein eher unnötiges Foul an der Mittellinie, Chemnitz glich von der Linie aus und gewann in der Overtime. Ludwigsburg verpasste so die Punktgleichheit mit Weißenfels und Hamburg, sodass der Sieg nun doppelt wichtig wäre. Immerhin: Mit dem 114:93 der Bamberger in Hamburg haben die Oberfranken dafür gesorgt, dass es im Kampf um die Play-Ins weiter eng bleibt.
Zahlen, bitte: Mit 74,6 zugelassenen Punkten des Gegners stellen die Ludwigsburger die beste Defensive der Liga – Bamberg gegen liegt mit 86,7 Gegenpunkten im Schnitt nur auf Rang 15. Schaut man auf den offensiven Output, bei dem Ludwigsburg mit 76,1 eigenen Zählern nur auf Platz 16 steht und Bamberg mit 84,3 PPG auf dem sechsten Platz wird klar: Wer dieses Spiel gewinnen will, muss dem Gegner sein eigenes Spiel aufzwängen.
Das Hinspiel: Konterkariert das, was direkt obendrüber steht: Ludwigsburg gewann 92:73 – auch dank 21 Offensivrebounds.
Award-Anwärter: Justin Simon kam damals auf zehn Punkte, sechs Rebounds, sieben Assists und zwei Steals. Vielleicht kann er dieser beeindruckenden Statline ja am Ende der Saison außerdem seinen zweiten Award als bester Verteidiger der easyCredit BBL hinzufügen.
Die ewige Bilanz: Nicht weniger als 103 Duelle spuckt die Statistik-Datenbank für Bamberg und Ludwigsburg aus, wobei es 69 Bamberger Siege gab. In den letzten fünf Spielen gewann jeweils abwechselnd Bamberg und Ludwigsburg, dem Gesetz der Serie zufolge wäre Bamberg dieses Mal dran.
Meilensteine: Karsten Tadda, Mensch! Habt Ihr das oben etwa alles übersprungen, oder was? Naja, wir belohnen das mal und zeigen euch hier noch einmal die zehn BBL-Rekordspieler – und weisen auch mal darauf hin, dass John Bryant sich nur anderthalb Stunden später auf den geteilten achten Platz dieser Liste spielen kann:
Alex King (638 BBL-Spiele)
Karsten Tadda (637)
Rickey Paulding (584)
Philipp Schwethelm (516)
Immanuel McElroy (512)
Bernd Kruel (502)
Per Günther (500)
Chris Ensminger (485)
John Bryant (484)
Steffen Hamann (481)
Am Rande der Bande: Kevin Wohlrath fehlte zuletzt erkrankt, KeyShawn Feazell hat den Klub verlassen und Ibi Watson ist verletzt. Bei Ludwigsburg fehlten zuletzt Jacob Patrick (Mandel-OP) und Yorman Polas Bartolo.
Alte Bekannte: Letzteres wäre gleich auf mehreren Ebenen ärgerlich, spielten Polas Bartolo und Karsten Tadda doch gemeinsam in Gießen. In Jonas Wohlfarth-Bottermann kommt zudem ein Teamkollege aus Ulmer Zeiten in Bamberg vorbei. Brandon Tischler ist gebürtiger Bamberger und spielte für Nachwuchsteams im Netzwerk der Oberfranken, lief aber nie für die erste Mannschaft auf.
M/W/D – German Basketball is mad sexy: Ihr erinnert euch? Karsten Tadda, das „Triple Double“ mit Bamberg von 2010 bis 2012? Einmalig, oder? Ja … aber das hat einen Grund: Bayer Leverkusen gewann 1970 und 1971 das Double aus Meisterschaft und Pokal – damals eine Premiere in der BBL. Im Jahr darauf wurden die Leverkusener auch zum dritten Mal in Folge Deutscher Meister, aber: Das sei dem DBB zu viel gewesen, so der damalige Bayer-Center Norbert Thimm, „deshalb wurde uns 1972 verboten, im Pokal mitzuspielen, weil wir so dominant waren.“ Heute undenkbar, aber damals eben zumindest … mad!
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird Samstag ab 18:15 Uhr live bei Dyn übertragen. Kommentator vor Ort ist Michael Körner. Dyn ist das Zuhause der Basketball-Fans und bietet übrigens einen vergünstigten Playoff-Pass an, alle Details zu dem Angebot gibt es hier. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League und des FIBA Europe Cups aus. Das umfangreiche Basketball Live-Programm wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden. Dyn ist über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.