Die MLP Academics Heidelberg gewinnen auch ihr erstes Playoff-Heimspiel nach 46 Jahren. Erneut behält das Team dabei in der Crunchtime die Nerven und sichert sich mit dem Sieg eine 2:0-Führung in der Serie. Damit stehen die NINERS Chemnitz, die mit Heimvorteil ins Viertelfinale gegangen waren, schon jetzt mit dem Rücken zur Wand.
Stand: MLP Academics Heidelberg (5) - NINERS Chemnitz (4) 2-0
Spielverlauf und Wendepunkt: Der Chemnitzer Plan im ersten Viertel ging insofern auf, als dass Heidelberg auf die Zonenverteidigung mit Würfen aus der Distanz reagierte; zehn Dreier schossen die Gastgeber, drei davon waren erfolgreich. Die meisten Punkte ergaben sich auf beiden Seiten aber aus schnellen Abschlüssen durch Ballbewegung, wobei die MLP Academics mit 19:15 leicht die Nase vorn hatten. Das Tempo blieb danach hoch, aber kein Team setzte sich mit einem längeren Lauf ab. Den Gleichstand zur Halbzeit verhinderte nur Michael Weathers mit seinem spektakulären Buzzerbeater aus der eigenen Hälfte zum 36:33.
Das dritte Viertel ging ähnlich dahin, bis sich Heidelberg mit einem 9:2-Lauf zum Ende auf 56:48 absetzte und erstmals an einem zweistelligen Vorsprung kratzte. Den ließ Chemnitz allerdings nicht zu und kämpfte sich zurück ins Spiel, bei dem es erneut eine Entscheidung in letzter Minute gab. Nachdem die NINERS nach eigener Auszeit eine Minute vor Schluss keinen Wurf los geworden waren, nutzten die Gastgeber diesen Ballverlust doppelt aus: Denn durch den Fehlwurf mit anschließendem Offensivrebound nahmen sie Zeit von der Uhr, und DJ Horne versenkte 15 Sekunden vor dem Ende einen Dreier zum 74:70-Endstand.
Duell im Fokus: Im ersten Spiel hatte Bakary Dibba statistisch eines seiner besten Liga-Spiele abgeliefert (20 Punkte, zehn Rebounds, vier Blocks). Dieses Mal blieb er mit einem Punkt und immerhin acht Rebounds deutlich unauffälliger. Die Rolle des vielseitigen Big Man gehörte damit dieses Mal seinem Gegenüber Kevin Yebo. Er lieferte 19 Punkte und fünf Rebounds ab, traf dafür zwei seiner drei Dreier.

Spieler der Partie: "I am a shooter, i put the ball in the basket." Mit diesen Worten kommentierte DJ Horne nach dem Spiel am Mikrofon bei Dyn nüchtern seinen Gamewinner. Im ersten Spiel war er noch kein Faktor, das holte er nun im zweiten nach. 14 Punkte machte er, sammelte dazu sechs Rebounds ein und verteilte drei Assists. Seine Dreierquote war mit vier Treffern aus elf Versuchen sicher ausbaufähig; aber wer fragt schon danach, wenn der wichtigste Schuss fällt. Zumal auch seine Teamkollegen Paul Zipser und Michael Weathers nach dem Spiel im Interview bei Dyn seine Qualität, wichtige Schüsse zu treffen, heraushoben.
Zahlen, bitte: 19 Fouls zog Heidelberg und damit zwei mehr als Chemnitz mit 17. Allerdings holten die MLP Academics aus diesen Fouls nur sieben Freiwürfe heraus - keinen einzigen davon in der ersten Halbzeit. Die Ausbeute war mit vier Treffern noch magerer. Chemnitz stand dagegen 19-mal an der Freiwurflinie, ließ bei zwölf Treffern allerdings auch ein paar Punkte dort liegen.
Noch mehr Zahlen: Heidelberg spielt auch aufgrund von Verletzungen (siehe unten) mit einer kleinen Rotation. Ohne die zweieinhalb Minuten von Niklas Würzner standen für das Heimteam nur acht Spieler auf dem Parkett. In Weathers, Mikesell (beide je über 30 Minuten), Horne und Dibba standen vier Akteure dabei jeweils rund 30 Minuten auf dem Feld. Rodrigo Pastore verteilte die Spielminuten bei Chemnitz deutlich ausgeglichener: Dort kamen zehn Spieler zum Einsatz, nur Victor Bailey Jr. spielte mehr als 30 Minuten.
Rekordverdächtig: Die Heidelberger festigten den Status als Crunchtime-Könige der Liga! In der Hauptrunde hatten sie sieben ihrer zehn Spiele gewonnen, die mit maximal sechs Punkten Differenz entschieden wurden – die Siegquote von 70,0 Prozent ist der Bestwert vor Chemnitz (69,2%). Nun haben sie in den Playoffs in zwei Spielen eine Quote von 100 Prozent und beide Spiele mit weniger als sechs Punkten gewonnen.
Die Deutschen: Paul Zipser und Mateo Seric untermauerten ihre Vielseitigkeit und Wichtigkeit für die MLP Academics. Zipser legte zehn Punkte, vier Rebounds und drei Assists auf, Seric neun Punkte, sechs Rebounds und drei Assists. Allerdings kam Seric nach einem Umknicken im letzten Viertel nicht mehr zurück aufs Feld, sondern strampelte nur noch auf dem Ergometer hinter der Bande.
Am Rande der Bande: Bei Heidelberg fehlten weiterhin Erol Ersek und Osun Osunniyi. Zusätzlich waren im ausverkauften SNP dome unter den 4.494 Zuschauern auch ein paar Promis; u.a. die Handballer Uwe Gensheimer und David Späth sowie Comedian Bülent Ceylan. Nicholas Tischler hatte zudem Besuch von seinem Zwillingsbruder Brandon.
Was wir bisher gelernt haben: Die eingestreute Zonenverteidigung von Chemnitz zeigte Wirkung. 39 Dreier nahm Heidelberg, in der regulären Saison waren es im Schnitt 24,2 vom Team mit den zweitwenigsten Dreiern der Liga. Um diese Fehlwürfe auszunutzen, muss Chemnitz allerdings aggressiver rebounden. So griffen die Gastgeber 13 zweite Chancen ab, die sie für 18 Punkte nutzten.
Sonstiges: Jacob Gilyard wechselte in der Halbzeit die Schuhe, von blau zu neongelb - ansonsten blieb der Aufbauspieler allerdings unauffällig.
Wie geht’s weiter: Das dritte Spiel der Serie stiegt am Sonntag in Chemnitz und könnte unter Umständen schon das letzte der Saison für die NINERS sein.
Video: Highlights zu dieser Partie gibt es in Kürze hier bei Dyn oder auch auf dem Youtube-Kanal von Dyn und der Liga.