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Home/Newscenter/Der Pokal im neuen Gewande: Warum der veränderte Modus dem Wettbewerb guttut

Kochs NachschlagDer Pokal im neuen Gewande: Warum der veränderte Modus dem Wettbewerb guttut

05. Oktober 2018
An diesem Wochenende startet der reformierte Pokal-Wettbewerb mit den acht Partien der ersten Runde. Genau der richtige Augenblick, um den bisherigen und den neuen Modus mal zu vergleichen.

– Stefan Koch

An diesem Wochenende startet der reformierte Pokal-Wettbewerb mit den acht Partien der ersten Runde. Genau der richtige Augenblick, um den bisherigen und den neuen Modus mal zu vergleichen.

Die Historie des Pokal-Wettbewerbs

Seit 1967 wird im deutschen Basketball der Pokal ausgespielt, und ohne nachzuschlagen wissen nur absolute Obernerds, dass der VfL Osnabrück der erste Titelträger war. Die Modi, nach denen der Wettbewerb ausgetragen wurde, änderten sich mehrmals. Bis 1992 wurde der Pokal im klassischen K.o.-Modus ausgespielt, teilweise im Finale mit Hin- und Rückspiel. Seit 1992/1993 findet die Pokalendrunde als Top Four mit Halbfinale und Finale statt, wobei ab der Saison 2009/2010 der Gastgeber automatisch teilnahmeberechtigt war und die drei anderen Teilnehmer nach der BBL-Hinrunde auf Grundlage einer eigenen Pokaltabelle (ohne den Ausrichter) in Qualifikationsspielen ermittelt wurden. Seit dieser Spielzeit nun gilt wieder der K.o.-Modus, wobei die 16 Erstligisten der Vorsaison teilnahmeberechtigt sind und nach jeder Runde neu ausgelost wird. Das Finale ist auf den 17. Februar 2019 terminiert.

Die Schwächen des alten Modus

Zugegeben, das Top Four hatte Happening-Charakter: Die Basketballgemeinde traf sich, Fanfreundschaften wurden geschlossen, und es wurde über die Zuschauerblöcke hinweg gemeinsam angefeuert und gefeiert. Dieser gesellschaftliche Aspekt hatte beinahe schon Teambuildingcharakter und fällt jetzt leider weg.

Aber die Schwächen des alten Modus waren offensichtlich und wurden in den letzten Jahren auch immer wieder thematisiert. War es angemessen, dass sich ein ausrichtender Klub Pokalsieger in den Briefkopf drucken lassen darf, der nur zwei Heimspiele dafür gewinnen musste? Und war es fair, dass nur eine begrenzte Zahl an Vereinen überhaupt die Chance hatte, das Privileg der qualifikationslosen Ausrichtung genießen zu können, da sie eine angemessen große und edle Arena vor Ort stehen haben? Ich beantworte beide Fragen mit einem klaren Nein!

2011 stand ich mit den Artland Dragons im Top Four in Bamberg, und wir unterlagen den Gastgebern im Halbfinale nach Verlängerung. Hinterher hatten alle unsere Spieler und wir Coaches das Gefühl, dass wir in jeder anderen Halle das Spiel und dann am nächsten Tag auch den Pokal gewonnen hätten. Das mag eine komplett subjektiv gefärbte Fehleinschätzung sein, aber ich bin sicher, dass viele Mannschaften, die gegen die Heimteams verloren, ähnliche Gedanken hatten. Zwei Heimsiege des Ausrichters und er darf sich Pokalsieger nennen? Das entwertet einen Traditionswettbewerb des deutschen und europäischen Sports!

Die Stärken des neuen Modus

Zunächst einmal bedeutet die neue Praxis schlicht und einfach mehr Pokalcharakter und Pokalfeeling (lies: mehr Möglichkeiten für Überraschungen). Jede Runde wird neu ausgelost, und das impliziert, dass vielleicht schon im Achtel- oder Viertelfinale zwei der Topfavoriten aufeinandertreffen können. Im Umkehrschluss gibt dies einem vermeintlichen Außenseiter die Chance, weit im Wettbewerb zu kommen – möglicherweise bis ins Finale. Wenn es dann die Losfee noch einmal gut meint und dem Underdog den Heimvorteil beschert, stehen die Türen für eine Überraschung zumindest offen.

Und dass bisher beim Pokalwochenende zwei Spiele in zwei Tagen absolviert werden mussten, kam auch den Spitzenteams mit tieferem Kader zu Gute – Beim neuen Modus ist das nicht mehr so und auch das erhöht die Chance auf Sensationen durch kleinere Teams.

Ich freue mich jedenfalls riesig auf das erste Pokalwochenende, an dem mit Berlin und Bayreuth schon zwei Top-Four-Teilnehmer der Vorsaison aufeinandertreffen. Darüber hinaus bietet auch das Frankenderby zwischen Bamberg und Würzburg als Pokalfight jede Menge Reize.

Kochs Nachschlag

Wer unbedingt will, kann auch beim neuen Modus Haare in der Suppe finden. Für mich gilt dies aber nicht. Wenn ich höre, dass es unfair sei, dass die Absteiger bzw. die Aufsteiger nicht dabei seien, dann kontere ich, dass der Wettbewerb unter diesen Vorgaben mathematisch mit 18 Teams nicht funktionieren kann. Mit der manchmal geforderten Hinzunahme der Zweitligisten kann ich noch weniger anfangen. Wie soll das darstellbar sein angesichts der Tatsache, dass die Hälfte der Erstligisten auch international spielt? Zudem müsste für die Duelle erste gegen zweite Liga extra eine Pokalausländerregel gefunden werden.

Und brächte das wirklich mehr Überraschungen? Zwar standen mit Bayreuth (1993), Landshut (1995) und Rhöndorf (2000) drei Teams im Halbfinale eines Top Fours, aber ganz ehrlich: Die großen und häufigen Pokalsensationen des Fußballs, bei denen teilweise sogar Amateurteams Erstligisten aus dem Wettbewerb kegeln, kommen bei uns in dieser Form nicht vor; Sieg durch Sonntagsschuss plus 90 Minuten mauern, ist im Basketball halt nicht drin. Deshalb: Betrachtet man alle Rahmenbedingungen, die berücksichtigt werden müssen, ist der neue Modus in meinen Augen eine glatte Eins mit Sternchen!

Zur Person:

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Telekom Sport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.