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Home/Newscenter/Nach Siegen gegen Berlin und München: Ist Ludwigsburg mit neuem Personal ein Meisterschaftskandidat?

Kochs NachschlagNach Siegen gegen Berlin und München: Ist Ludwigsburg mit neuem Personal ein Meisterschaftskandidat?

24. Januar 2020
Erst das 81:77 gegen Berlin, dann vergangenen Sonntag das 81:74 gegen die Bayern  – spätestens jetzt sind die MHP RIESEN Ludwigsburg als Tabellenzweiter ins Rampenlicht gerückt. Grund genug, das aktuelle Team einmal genauer zu betrachten: Entwickelt sich da ein dritter Meisterschaftskandidat?

– Stefan Koch

Erst das 81:77 gegen Berlin, dann vergangenen Sonntag das 81:74 gegen die Bayern – spätestens jetzt sind die MHP RIESEN Ludwigsburg als Tabellenzweiter ins Rampenlicht gerückt. Grund genug, das aktuelle Team einmal genauer zu betrachten: Entwickelt sich da ein dritter Meisterschaftskandidat?

Nehmen wir es gleich vorweg: Ja, es stimmt, dass die MHP RIESEN Ludwigsburg als einziges deutsches Team Meister Bayern München (erstes Video) und Vizemeister ALBA BERLIN (fünftes Video) besiegt haben. Und nein, es stimmt nicht, dass sie deswegen jetzt ein Meisterschaftskandidat sind! Auch nach den Erfolgen gegen die die beiden Euroleague-Teilnehmer tun die Ludwigsburger mit ihrem Präsidenten Alexander Reil entsprechend gut daran, die Bälle flach zu halten. Aber angesichts dessen, was die Mannschaft bislang geleistet hat, besteht auch kein Grund, sein Licht unter den Scheffel zu stellen. 

Über John Patrick und seinen Stil ist schon viel geschrieben worden, dennoch kann ich nicht darauf verzichten, ihm ein paar Zeilen zu widmen – auch deshalb, weil es Leute gibt, die meinen, Patrick habe seine Spielweise grundlegend verändert. Das sehe ich anders. Ähnlich wie in der Saison 2017/2018 mit Thomas Walkup ist wieder relativ viel Talent in der Mannschaft, was sich sofort niederschlägt. Das Team ist jünger als in der vergangenen Spielzeit, so dass JP seine Grundsätze mit hoher Intensität umsetzen lassen kann.

Der Stil: Anders oder wie immer?

Dass sich die Spielweise nicht großartig von den Vorjahren unterscheidet, möchte ich allen Zweiflern mit Zahlen belegen – und die lügen ja bekanntlich deutlich seltener als Donald Trump: Ludwigsburg wirft fast schon traditionell schwache Quoten und trifft als einzige Mannschaft mit 48,2 Prozent weniger als die Hälfte seiner Würfe aus dem Zweipunktebereich. Auch die 42,5 Prozent aus dem Feld generell sind absoluter Ligakeller. Woher kommen also die Punkte?

Die Antwort: Volume Shooting! Der Tabellenzweite nimmt fast 67 Würfe pro Partie, und das ist Ligabestwert. Erreicht wird diese Zahl, weil die Barockstädter gemeinsam mit Braunschweig die meisten Offensiv-Rebounds wegpflücken (jeweils 12,9 pro Partie) und sich als einzige Mannschaft im Schnitt weniger als zehn Turnover leisten. Dafür sind die Ludwigsburger aber auch klares Schlusslicht bei den Assists mit schwachen 14,5 Korbvorlagen pro Begegnung. Na klar, wer wenig passt, reduziert die Ballverluste. Dieser Wert zeigt aber auch, dass die Offensive weiterhin stark auf das 1-1 ausgerichtet ist. In der Defense sind nach wie vor Druck und Physis angesagt. Fazit: Es hat sich beim Spielstil nicht wirklich etwas geändert!

Das Trio auf den Außenpositionen

Beim spielenden Personal gab es wie eigentlich vor jeder Saison große Veränderungen, und dabei muss zugegeben werden, dass John Patrick immer wieder interessante Spieler findet - wie beispielsweise den bereits erwähnten Thomas Walkup, der sich mit seinen kreativen Elementen mittlerweile bei Zalgiris Kaunas als Starter etablieren konnte. Oder auch Royce O’Neale, der in der Spielzeit 2015/2016 das Ludwigsburger Trikot trug, und vor wenigen Tagen seinen Vertrag beim Utah Jazz verlängerte für schlappe 36 Millionen Dollar für vier Jahre. Während die neuen ausländischen Akteure oftmals Wundertüten sind, kann man bei den deutschen Verpflichtungen immer ganz gut einschätzen, ob ein Spieler passen wird. So war es nicht verwunderlich, dass Arbeitstier Jonas Wohlfarth-Bottermann funktioniert, wogegen in der Vorsaison Bogdan Radosavjlevic schon früh seine Koffer packen musste.

Das Prunkstück der aktuellen Mannschaft ist das Trio auf den Außenpositionen mit Khadeen Carrington (zweites Video), Rückkehrer Marcos Knight (drittes Video) und Nick Weiler-Babb (viertes Video). Carrington und Knight geben dem Team einen herausragenden Scoring-Punch auf den Guard-Positionen mit knapp 34 Punkten pro Partie. John Patrick soll einmal gesagt haben, dass der Dreipunktewurf überschätzt sei, aber ich denke, dass er nichts dagegen hat, dass Carrington 42,5 Prozent seiner Versuche von Downtown einnetzt und in der Lage ist, Big Plays von jenseits 6,75 Meter zu machen. Knight ist ein unfassbar tougher 1-1-Spieler mit Dreier, Drive, Post-Up und Medium-Range-Game. Dazu reboundet er mit seinen nur 1,88 Meter wie ein Büffel, was zuletzt die Bayern durch seine vier Offensivrebounds erfahren durften. Weiler-Babb ist ein klassischer Allrounder, ein Schweizer Taschenmesser auf den Außenpositionen. Bereits am zweiten Spieltag legte der Rookie gegen die Telekom Baskets Bonn mit zehn Punkten, elf Rebounds und zwölf Assists ein Triple Double auf.

Das Duo aus dem Unterhaus

Neben dem G-League-Neuzugang Thomas Wimbush und der Nachverpflichtung Cameron Jackson komplettieren Jaleen Smith (Heidelberg) und Tanner Leissner (Ehingen) das Ausländerkontingent in Ludwigsburg, zwei Spieler, die in der Vorsaison noch in der Pro A aktiv waren und die belegen, dass es auf die Mischung ankommt. Smith steht immerhin 27 Minuten auf dem Parkett, auch wenn sein Dreier mit nur 31,9 Prozent deutlich schlechter fällt als in der Vorsaison. Das zeigt, dass JP ihn fast auf Augenhöhe mit seinen Big Three sieht. Leissner ist ein Spieler nach dem Geschmack des Coaches. Als Power Forward kann er mit seinem Dreier das Feld für die 1-1-Spieler weit machen, vor allem aber ist er ein Kämpfer, der keinen Kontakt scheut und dahin geht, wo es weh tut.

Kochs Nachschlag

Die Mannschaft macht bislang einen stabilen Eindruck. John Patrick ist einer der Kandidaten für die Auszeichnung „Trainer des Jahres“, die er bereits zwei Mal gewonnen hat. Neben den erklärten Titelfavoriten aus München und Berlin sind die Ludwigsburger zusammen mit den EWE Baskets Oldenburg ein heißer Anwärter auf das Halbfinale. Es ist davon auszugehen, dass die MHP RIESEN im Viertelfinale über das Heimrecht verfügen werden. Angesichts der Tatsache, dass sie zu Hause noch ungeschlagen sind, wird dies ein nicht zu unterschätzender Faktor sein. Am Samstag müssen Carrington, Knight und Co. aber auswärts ran. Bei den schwächelnden JobStairs GIESSEN 46ers (17.45 Uhr bei MagentaSport) könnte die bislang eindrucksvolle Bilanz von 24:06 Punkten weiter ausgebaut werden.

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.