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Kochs NachschlagFinal-Turnier 2020: Tiefere Rotationen, starke individuelle Leistungen und zwei klickende Teams aus dem Ländle

12. Juni 2020
Nachdem beim Final-Turnier 2020 jedes Team bereits zum zweiten Mal gespielt hat, nun meine Meinung zu ersten Tendenzen.

– Stefan Koch

Nachdem beim Final-Turnier 2020 jedes Team bereits zum zweiten Mal gespielt hat, nun meine Meinung zu ersten Tendenzen.

Es ist ein ungewohntes Szenario, Spiele der Basketball-Bundesliga vor leeren Rängen zu verfolgen. Ich gestehe aber, dass ich mich relativ schnell an diesen Umstand gewöhnt habe. Gleiches gilt auch für die Spieler, denn die Leistungen darf man nach der dreimonatigen Pause und einer kurzen Vorbereitungszeit durchaus als ansprechend beurteilen. Zugegeben, es gibt Schwankungen. So war am Donnerstag in der Partie zwischen Frankfurt und Vechta Schmalhans Küchenmeister, während in der Abendbegegnung die Ludwigsburger gegen Bamberg beeindruckend über das Parkett fegten (Video rechts). Ich möchte euch im Folgenden auf ein paar Trends aufmerksam machen, die ich an den ersten sechs Spieltagen des Finalturniers beobachtet habe.

Tiefere Rotationen

Ich habe keinen exakten Wert vorliegen, wie viele Spieler in dieser Saison pro Team und Partie bis Anfang März eingesetzt wurden. Aber er dürfte ziemlich sicher bemerkenswert unter dem der ersten zwölf Spiele in München liegen. Dort sind es bislang im Schnitt exakt 11,0! Diese Zahl ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt, dass Vechta nur mit zehn Akteuren angereist ist und Crailsheim (eine Partie mit zehn und eine mit sogar nur neun Spielern auf dem Spielberichtsbogen) und Göttingen teilweise dezimiert auflaufen mussten. Die lange Pause in Kombination mit der Turnierschlagzahl und dem Bestreben der Coaches, Kräfte für die K.o.-Runden zu sparen, führt dazu, dass wir mehr Spieler erleben und damit auch mehr deutsche Nachwuchskräfte, von denen Einige bereits ins Rampenlicht treten konnten.

Junge deutsche Spieler

Für mich ist per Definition derjenige ein junger Spieler, der für die Auszeichnung bester Nachwuchsspieler U22 in Frage käme. Göttingens Bennet Hundt hat für diese Gruppe gleich im ersten Spiel den Ton gesetzt: 30 Punkte mit fünf erfolgreichen Dreiern gelangen dem Linkshänder gegen Crailsheim (Video rechts). Der 21-Jährige hat konsequent durchtrainiert und erntet jetzt die Früchte seiner Arbeit als aktueller Turnier-Topscorer.

Natürlich profitieren die Youngster auch von den veränderten Kadern. So bekam zum Beispiel Len Schoormann (17 Jahre) bei den FRAPORT SKYLINERS in München schon jetzt mehr Minuten als zuvor in der gesamten Hauptrunde. Und es geht auch noch jünger. Jacob Patrick (MHP RIESEN Ludwigsburg) ist erst 16 Jahre und gab in dieser Woche sein Profidebüt. Dabei trat der Sohn von Head Coach John Patrick bislang äußerst cool auf und traf drei Dreier. Schade, dass sein Mannschaftskamerad, das Centertalent Ariel Hukporti (zehn Punkte gegen Bamberg), jetzt aus schulischen Gründen abreisen muss.

Go-to-guys gefragt

Nach einer langen Pause hakt es verständlicherweise immer mal wieder im Teamspiel. Genau deshalb sind Scorer, die außerhalb der Mannschaftsstruktur produzieren können, derzeit vielleicht noch wichtiger als sonst. Beispiel gefällig? Die bislang ungeschlagenen Ludwigsburger glänzten beim beeindruckenden 103:74 gegen Bamberg mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung, benötigten zuvor beim knappen Sieg gegen Frankfurt aber in der zweiten Halbzeit eine Galavorstellung ihres besten 1-1-Spielers Marcos Knight.

Eine ähnliche Aufgabenzuweisung findet man in einigen Teams. Bei Brose Bamberg ist es der frühere NBA-Star Jordan Crawford, der offensiv ein Spiel übernehmen kann, am anderen Ende des Feldes jedoch klare Schwächen offenbart. Der Ulmer Erfolg ist auch mit Tyler Harvey in Verbindung zu sehen, der sich jederzeit eine aussichtsreiche Scoring-Position erarbeiten kann, was die Bayern bitter zu spüren bekamen (Video rechts). RASTA Vechta setzt auf Trevis Simpson, der es in den ersten beiden Spielen 21 Mal von der Dreierlinie versuchte. Bei den EWE Baskets Oldenburg geht der Ball wie gewohnt zu Rasid Mahalbasic, der in zwei Begegnungen 19,5 Punkte in weniger als 20 Minuten Spielzeit auflegen konnte.

Kochs Nachschlag

Die MHP RIESEN Ludwigsburg und ratiopharm ulm verfügen bislang über die besten Bilanzen (jeweils 6-0). Die Ulmer haben die beiden Mitfavoriten München und Oldenburg souverän seziert, während die Ludwigsburger zuletzt Bamberg demontierten. Beide Teams haben nicht nur Ergebnisse, sondern auch Leistungen abgeliefert und somit den Favoritenkreis erweitert. Beim Ulmer Team von Headcoach Jaka Lakovic überrascht das gute Zusammenspiel und die Kompaktheit, aber mit Tyler Harvey, Per Günther und der Faust-aufs-Auge-Nachverpflichtung Thomas Klepeisz funktioniert die Kreativabteilung hervorragend.

Ja, die Hühner werden erst am Abend gezählt, aber dennoch kann ich die Diskussionen darüber, ob Ulm und Ludwigsburg schon zu früh zu gut in Form seien, nicht nachvollziehen. Das führt manchmal schon fast dazu, die bislang guten Vorstellungen als Nachteil zu interpretieren. Ich sehe die bisherige Qualität als gute Basis, um mit Selbstvertrauen ins Viertelfinale zu gehen.

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.