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Home/Newscenter/Fragenfeuerwerk der Fans: Zonenverteidigung, Pokalmodus, Corona und die interessantesten Transfers

Kochs NachschlagFragenfeuerwerk der Fans: Zonenverteidigung, Pokalmodus, Corona und die interessantesten Transfers

13. November 2020
Sollten wir zum früheren Pokalmodus zurückkehren? Werden wir bei uns künftig mehr Zone sehen? Welche Wechsel haben mich aufhorchen lassen? Hat Ettore Messina Recht? Heute gibt es eine bunte Palette an Fanfragen:

– Stefan Koch

Sollten wir zum früheren Pokalmodus zurückkehren? Werden wir bei uns künftig mehr Zone sehen? Welche Wechsel haben mich aufhorchen lassen? Hat Ettore Messina Recht? Heute gibt es eine bunte Palette an Fanfragen:

Zum ersten Mal in dieser Saison heißt das Motto des Nachschlags „Fragenfeuerwerk der Fans“. Vielen Dank für eure Einsendungen. Wie üblich kann ich nur einen Teil eurer Fragen beantworten. Vor allem zum Thema Corona und den Auswirkungen auf den Spielbetrieb gab es viele Nachfragen, aber ich möchte nicht den kompletten Nachschlag dem Virus widmen. Entsprechend habe ich mir eine Frage aus diesem Bereich herausgepickt, die ich ganz am Ende beantworten werde. Los geht’s!

Miami hat in der NBA gezeigt, dass eine Zonenverteidigung sehr effektiv sein kann, deshalb die Frage, ob wir in Europa und konkret in Deutschland künftig auch wieder mehr Zone sehen werden?

Nein, das glaube ich nicht. Es gab in der abgelaufenen NBA-Saison die eine oder andere Mannschaft, die durchaus erfolgreich mit Zonenverteidigung agiert hat, aber grundsätzlich gilt erst einmal, dass eine Ball-Raum-Verteidigung im modernen Basketball keine primäre Defense sein kann, sondern bestenfalls eine Wechselverteidigung, um den Rhythmus zu verändern. In der NBA kann das aus meiner Sicht ein wenig besser funktionieren, weil in der nordamerikanischen Profiliga gegen Mann-Mann-Verteidigung das Spiel 1-1 stärker als in Europa akzentuiert wird. Entsprechend muss gegen eine Zonenverteidigung eine größere Anpassung der grundsätzlichen Spielidee vorgenommen werden. Auf dem Alten Kontinent gibt es gegen die Mann-Mann-Verteidigung kollektivere Konzepte, deren Ansätze sich leichter in den Angriff gegen Zone übertragen lassen. Die Spieler in Europa können passen, werfen und finden die Schnittstellen der Ball-Raum-Verteidigung. Die Tatsache, dass die Dreipunktelinie in der NBA fast einen halben Meter weiter vom Korb entfernt ist, spielt aus meiner Sicht nur eine untergeordnete Rolle.

Was hältst Du von einer Rückkehr zum früheren Pokalmodus, bei dem auch Mannschaften unterhalb der ersten Liga mitspielen können?

Ich halte es weder für eine gute Idee, noch für organisatorisch möglich. Wie soll das darstellbar sein angesichts der Tatsache, dass unter normalen Umständen fast die Hälfte der Erstligisten auch international spielt? Wir dürfen uns nicht täuschen lassen von der aktuellen Situation, in der aufgrund der Pandemie nur vier Teams europäisch unterwegs sind. Allein die Terminfindung wäre extrem schwierig. Zudem müsste für Partien zwischen Teams unterschiedlicher Ligazugehörigkeit eine Pokalausländerregel gefunden werden. Zwar standen mit Bayreuth (1993), Landshut (1995) und Rhöndorf (2000) drei Zweitligateams im Halbfinale eines Top Fours, aber ganz ehrlich, die riesengroßen Pokalsensationen wie im Fußball, bei denen unterklassige Teams die Erstligisten aus dem Wettbewerb kegeln, gab es im Basketball in dieser Form nie. Ein Fußballspiel kann durch einen Sonntagsschuss entschieden werden und mit 1:0 enden. Aktuell erzielen Teams im Basketball mehr als einen Punkt pro Ballbesitz – da ist das Überraschungspotenzial äußerst überschaubar.

Zur Person:

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.

Natürlich: Dass Maodo Lo von München in seine Heimatstadt Berlin wechselt, war der Königstransfer des Sommers, aber bei welchen anderen Wechseln hast Du richtig aufgehorcht?

Da Berlin in der Frage auftaucht, bleibe ich bei den Albatrossen und beginne mit dem 31-jährigen Jayson Granger. Es war ein Risiko, einen älteren Spieler mit der Verletzungshistorie der beiden vergangenen Jahre zu holen: Ein Achillessehnenriss ist schwerwiegend. Aber die Entscheidung war mutig und hat sich gelohnt. Granger bringt Erfahrung, Ruhe und Abgeklärtheit ins Berliner Spiel. Außerdem hat er eine sehr klare Vorstellung, wann er als Assist-Pointguard auftreten und wann er scoren muss.

Kommen wir zu den Bayern, dem bisherigen Club von Maodo Lo. Auch hier hatte ich bei der Besetzung der Spielmacherposition einen ähnlichen Gedanken wie in Berlin: Risiko. Aber auch die Münchner handelten mit der Verpflichtung von Wade Baldwin richtig. Ich war mir nicht sicher, ob er primär auf der Eins agieren könnte. Das kann er. Ich war mir nicht sicher, ob sein wackliger Dreier ein echtes Problem darstellen würde. Aber das spielt keine große Rolle dank seiner Fähigkeit, jederzeit aus dem Dribbling den Halbdistanzwurf anbringen zu können.

Bleiben wir bei den Bayern und kommen zum interessantesten Ausländerwechsel innerhalb der Liga: Nick Weiler-Babb. Hier habe ich nicht aufgehorcht, weil ich Risiken sah, sondern weil ich befürchtet hatte, dass dieser tolle Spieler schon nach einer Saison in Ludwigsburg die Liga wieder verlassen könnte. Der Amerikaner ist ein großartiger Allrounder auf den Außenpositionen, der perfekte Spielertyp für den modernen Basketball.

Abschließend möchte ich noch Sebastian Herrera erwähnen. Ich will nicht behaupten, dass ich nach seiner Supersaison in Crailsheim (im Final-Turnier im Schnitt 19,0 Punkte bei einer Wurfquote von 55,2 Prozent aus dem Feld und 90,5 von der Linie, dazu durchschnittlich 4,8 Assists) erwartet hätte, dass er in Berlin oder München landet. Aber aus meiner Sicht wäre es zumindest möglich gewesen. Phasenweise wurde Interesse aus der Hauptstadt kolportiert, und die Bayern hätten nach den Abgängen von Lo und Danilo Barthel auf den deutschen Positionen nachlegen können. Oldenburg darf sich glücklich schätzen, diesen tollen Spieler verpflichtet zu haben, der erst 23 Jahre alt ist

Kochs Nachschlag

Wie siehst du den europäischen Wettbewerb unter der aktuellen Situation bzw. teilst du die Meinung von Ettore Messina, dass aktuell die nationalen Ligen Vorrang haben sollten?

Wir haben erst Mitte November und die Saisonplanung kommt bereits jetzt an ihre Grenzen. Gleiches gilt für die Belastbarkeit der Mannschaften. Wenn sich die Lage nicht verschlechtert, kann man gerade so über die Runden kommen. Ansonsten muss ein Plan B her, der angeblich in den Schubladen der Euroleague liegen soll, den ich aber nicht kenne. Aber das einzige Konzept, das sich bislang als tragfähig erwiesen hat, ist die Turnierblase. Gleichzeitig nationale und internationale Bubbles zu spielen, halte ich für komplett utopisch. Wenn sich die Lage weiter zuspitzt, wäre es ein Muss, Messinas Vorschlag, den internationalen Spielbetrieb zunächst ruhen zu lassen, in Betracht zu ziehen.