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Home/Newscenter/Anführer dringend gesucht: Warum Bamberg bislang eine durchwachsene BBL-Saison spielt

Kochs NachschlagAnführer dringend gesucht: Warum Bamberg bislang eine durchwachsene BBL-Saison spielt

11. Februar 2021
Zwischen 2005 und 2017 neun der 13 Deutschen Meisterschaften abgeräumt, seitdem aber scheiterten bei Brose Bamberg vier Headcoaches. Der neue Cheftrainer Johann Roijakkers sollte nun einen Anführer finden, um Brose Bamberg auf sicheren Playoff-Kurs zu bringen.

– Stefan Koch

Zwischen 2005 und 2017 neun der 13 Deutschen Meisterschaften abgeräumt, seitdem aber scheiterten bei Brose Bamberg vier Headcoaches. Der neue Cheftrainer Johann Roijakkers sollte nun einen Anführer finden, um Brose Bamberg auf sicheren Playoff-Kurs zu bringen.

Am vergangenen Sonntag gegen Bayern München, am kommenden gegen ALBA BERLIN, dazwischen liegen Spiele bei den FRAPORT SKYLINERS und den NINERS Chemnitz: Vor drei oder vier Jahren wären das für Brose Bamberg Appetithäppchen zwischen den Hauptmahlzeiten gewesen. Aber in Bamberg hat sich viel geändert. Der 86:76-Sieg (Video rechts) am Dienstag in Frankfurt zeigte mit einer schwachen ersten und einer überragenden zweiten Halbzeit exemplarisch, dass es derzeit an Konstanz mangelt bei der Bamberger Mannschaft. Der Hauptgrund dafür liegt aus meiner Sicht in einer fehlenden Hierarchie im Team.

Die Ausgangslage

Mehr als ein Jahrzehnt war Bamberg die Topadresse im deutschen Basketball. Zwischen 2005 und 2017 räumten die Oberfranken neun der 13 Deutschen Meisterschaften ab. Seit der Trennung vom letzten Meistertrainer Andrea Trinchieri im Februar 2018 scheiterten mit Luca Banchi, Ainars Bagatskis, Federico Perego und Roel Moors vier Coaches an der Herausforderung, das Schiff wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Neuanfang und Paradigmenwechsel – diese Begriffe fielen permanent. Johan Roijakkers, der jahrelang in Göttingen das Maximum herausholen konnte, ist seit Saisonbeginn der fünfte Kandidat für diese Aufgabe. Der Anspruch lautet zwar nicht mehr, um Titel mitzuspielen, denn das (finanzielle) Wettrennen um die Spitze mit den Euroleague-Teams aus München und Berlin hat man bewusst aufgegeben, aber die Playoffs – am besten mit Halbfinalteilnahme – sollten es schon sein.

Die große Frage: Wer ist der Leader?

Mit Christian Sengfelder ist nur ein einziger Stammspieler der Vorsaison geblieben. Vielleicht fehlt es deshalb an Konstanz, sicherlich liegt es aber auch daran, dass es bisher keine erkennbare Hierarchie im Team gibt. David Kravish, der klar stärkste Akteur Bambergs (bester Rebounder und effektivster Spieler der Liga!), spielt auf der Centerposition und ist schon deshalb nur bedingt als Leader geeignet.

Schauen wir stattdessen also auf die Guards: Bennet Hundt ist erst 22 Jahre jung, Dominic Lockhart ein introvertierter Typ und Devon Hall ein Rookie bezüglich des europäischen Basketballs (bringt aber alle Voraussetzungen mit, um hier mal ein Topspieler zu werden). Zu allem Überfluss hat der als startender Spielmacher vorgesehene Tyler Larson nur zwei Spiele bestritten. Eigentlich sollte er im Januar zurückkehren, aber weil er sich nach seiner Achillessehnenverletzung auch noch einer Kniearthroskopie unterziehen musste, wird er wahrscheinlich bis März ausfallen. In Puncto Leadership tut das natürlich richtig weh. Während viele andere Teams einen Pointguard nachverpflichtet haben (Braunschweig mit Arnas Velicka, Gießen mit Diante Garrett, Göttingen mit Deishuan Booker, Frankfurt mit Joe Rahon und Bayreuth mit Lazeric Jones), entschied sich Bamberg mit Alex Ruoff für einen Kreativspieler auf der Flügelposition (neben Hundt, Lockhart, Joanic Grüttner Bacoul und dem bereits weitergewechselten Elias Lasisi der fünfte frühere Göttinger in Roijakkers‘ Kader). Aber der Routinier ist noch überhaupt nicht in Tritt gekommen und hat in fünf BBL-Einsätzen ganze vier Zähler markiert.

Zur Person:

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.

International ungeschlagen

Für Außenstehende ist es nur schwer verständlich, warum die Bamberger in der Liga zur Saisonhalbzeit eine negative Bilanz aufweisen, während sie international in der Champions League als einziges Team noch ungeschlagen sind und dabei großartige Siege wie das 100:63 beim italienischen Traditionsklub Fortitudo Bologna abbrannten (Video rechts). Johan Roijakkers hat aber mehrere Erklärungen. Für ihn sei die Champions League in der ersten Runde kein grundsätzlicher Härtetest und lediglich das erste Spiel gegen Bilbao und die beiden Partien gegen Karsiyaka wirkliche Gradmesser gewesen. Außerdem gibt aus seiner Sicht Spieler im Team, die im internationalen Wettbewerb besser zurechtkommen, weil es dort weniger physisch als in der BBL zugeht. Als letzten Punkt führt der Niederländer an, dass es aber auch Akteure gäbe, die international motivierter zur Sache gehen würden.

Kochs Nachschlag

Für den Coach geht es deshalb vor allem um die Einstellung. Das machte er auch am Dienstag nach dem Sieg in Frankfurt deutlich, bei dem seine Mannschaft die erste Halbzeit mit 16 Punkten verlor und die zweite mit 26 gewann! Joanic Grüttner Bacoul, ein Spieler, der derzeit nur aufgrund der Verletzungsmisere (Tyler Larson, Chase Fieler, Dominic Lockhart) relevante Minuten erhält, musste seine Mannschaftskameraden bezüglich Defense und Einsatz inspirieren. Auch das zeigt noch einmal, dass es noch keinen wirklichen Häuptling gibt.

Dennoch zeigt der Richtungspfeil nach den ersten beiden Spielen dieser Hammerwoche eindeutig nach oben. Gegen die Bayern beeindruckten die stark ersatzgeschwächten Bamberger, waren absolut gleichwertig und unterlagen nur höchstunglücklich mit 92:93 (Video rechts). Über die letzten Sekunden dieser Partie dürfte noch lange gesprochen werden. In Frankfurt zeigten die Oberfranken in der zweiten Halbzeit eine starke Reaktion und verteidigten auf höchstem Niveau. Dazu kommt, dass die Formtendenz bei den meisten Spielern positiv ist und die spielerische Identität immer deutlicher wird. Deshalb gehe ich davon aus, dass Johan Roijakkers Brose Bamberg in die Playoffs führen wird.