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Home/Newscenter/Die Rückkehr der Wirbelwinde: Kleine Point Guards sorgen für Furore

Kochs NachschlagDie Rückkehr der Wirbelwinde: Kleine Point Guards sorgen für Furore

21. Oktober 2021
1,73, 1,75 und 1,80 Meter klein sind drei der Attraktionen der Liga, aber Bambergs Justin Robinson, Crailsheims T.J. Shorts und Bonns Parker Jackson-Cartwright sind nur die auffälligsten Akteure eines Trends zu kleinen Aufbauspielern.

1,73, 1,75 und 1,80 Meter klein sind drei der Attraktionen der Liga, aber Bambergs Justin Robinson, Crailsheims T.J. Shorts und Bonns Parker Jackson-Cartwright sind nur die auffälligsten Akteure eines Trends zu kleinen Aufbauspielern.

Nicht nur nach einem Auftaktspiel, bei dem Bonn dank eines brillanten Parker Jackson-Cartwright (25 Punkte, fünf Rebounds und je sechs Assists und Steals - Highlights unten) in Berlin 88:86 gewann, sondern auch nach vier Spieltagen lässt sich immer noch konstatieren, dass die easyCredit BBL einen fulminanten Saisonstart hingelegt hat.

Die Rückkehr der Zuschauer unter unterschiedlichen Bedingungen (2G- und 3G-Standorte), hochumkämpfte Partien und einige faustdicke Überraschungen kennzeichneten die ersten Runden. Bei Brose Bamberg stand Head Coach Johan Roijakkers schon kurz vor dem Rauswurf, weil seine Mannschaft bereits in der Qualifikation für die Champions League sowie in der ersten Pokalrunde die Segel streichen musste. Nach dem Sieg gegen den Überraschungsaufsteiger Heidelberg thront er jetzt mit seiner alleinig ungeschlagenen Mannschaft an der Tabellenspitze. Mit den Fraport Skyliners gibt es nur ein siegloses Team, und die Platzhirsche und Euroleague-Teilnehmer Alba Berlin und Bayern München mussten schon immerhin drei Niederlagen einstecken. Kurz und knapp: Es ist richtig Leben in der Bude, auch weil kleine Point Guards das Gaspedal durchdrücken und für spektakuläre Momente sorgen.

Hohes Tempo dank atemberaubender Pacemaker 

Fast alle Spiele sind tempogeladen. Es geht mit viel Intensität hin und her. Auf die kickende Zunft übertragen, könnte man das „Rauf-und-runter-Fußball“ nennen, so wie es Günter Netzer vor rund 50 Jahren tat, um den Ansatz seines Trainers Hennes Weisweiler leicht despektierlich zu umschreiben. Netzer meinte damit einen Stil, der in der englischen Premier League jahrzehntelang üblich war, bevor diese sich kontinentalen Einflüssen öffnete.

Daran erinnert im Moment unsere Bundesliga, in der die meisten Teams sich auf die Fahnen geschrieben haben, schnell zu spielen. Dieser Ansatz hat auch die Renaissance des kleinen, wendigen und nicht ausrechenbaren Kreativspielers entscheidend mitbeeinflusst. Während in der Euroleague die Top-Spielmacher Nick Calathes (FC Barcelona) und Vasilije Micic (Anadolu Istanbul) an den zwei Metern kratzen, erleben wir in der deutschen Beletage die Rückkehr der kleinen Wirbelwinde, die sich als atemberaubende Pacemaker präsentieren. Wir genießen Spieler, denen es immer wieder gelingt, über ihre Geschwindigkeit sowohl im Umschaltspiel als auch im Halbfeldangriff Lücken in die gegnerische Verteidigung zu reißen, die dann eigene Korberfolge oder hervorragende Abschlussmöglichkeiten für ihre Mitspieler nach sich ziehen. Tolle Finten im Dribbling mit unerwarteten Richtungswechseln und Tempobeschleunigungen zeichnen diese Akteure aus.

PJC, T.J. Shorts und Justin Robinson brillieren

Mit Parker Jackson-Cartwright (1,80 Meter, Telekom Baskets Bonn), T.J. Shorts (1,75 Meter, HAKRO Merlins Crailsheim) und Justin Robinson (1,73 Meter, Brose Bamberg) haben drei dieser Spieler den ersten Spieltagen ihren Stempel aufgedrückt. Am Samstag des dritten Spieltags beispielsweise führte Robinson Bamberg mit 21 Punkten (8/13 Würfe) und zwölf Assists zum 94:83-Sieg in Ulm (Highlights oben), einen Tag später dominierte Shorts trotz 111:116-Niederlage der Merlins in Weißenfels mit 30 Zählern (12/19 Würfe), 13 Assists und fünf Rebounds (Highlights unten).

Dieses Trio gehört also bislang zu den Attraktionen der Liga, es glänzt mit spektakulären Aktionen und legt exzellente Zahlen auf. Robinson gelangen bislang 13,5 Punkte, Jackson-Cartwright 18,8 Zähler (4.) und Shorts 17,5 Punkte (10.). Sehen wir von Jabril Durham ab, der die Hamburg Towers Richtung Italien verlassen hat, belegen sie bei den Assists drei der ersten vier Plätze. Shorts führt hier das Klassement mit 9,0 Korbvorlagen vor Robinson mit 8,5 an. Jackson-Cartwright rangiert mit 7,3 Assists auf dem vierten Platz. Seine Zahl läge deutlich höher, wenn seine Mannschaftskameraden bei über 38 Dreierversuchen pro Partie mehr als die ausbaufähigen 32 Prozent eintüten würden. 

Daneben gibt es weitere „kleine“ (1,80 Meter große) Point Guards in der Liga, die bislang aber nicht auf diesem extrem hohen Niveau agieren konnten. Die EWE Baskets Oldenburg, ein Team mit gehobenen Ansprüchen, vertrauen mit Phil Pressey und Bennet Hundt gleich auf zwei dieser Spielmacher. Dazu kommen noch die beiden BBL-Rückkehrer Kyan Anderson (JobStairs GIESSEN 46ers) und Stephen Brown (BG Göttingen) sowie Tookie Brown von den Basketball Löwen Braunschweig, der mit seinem bulligen Körper an die Trierer Legende Carl „Charly“ Brown erinnert.

Kochs Nachschlag

Wie sehr diese kleinen Point Guards die Attraktivität und den Unterhaltungswert einer Partie beeinflussen können, durfte ich am Freitag in Bonn bei der Partie der Telekom Baskets gegen die FRAPORT SKYLINERS erleben. In der ersten Halbzeit war Parker Jackson-Cartwright richtig gut unterwegs und lag zur Pause bei 14 Punkten und sieben Assists. Nach dem Wechsel wurde es dann ruhiger um den Bonner Spielmacher und die Partie gefühlt deutlich langweiliger.

Ich weiß nicht, ob wir jemals so viele kleine Spielmacher in der Liga hatten, aber mit Tyrese Rice (1,80 Meter) und David Holston (1,67 Meter, Video unten) durfte ich in Quakenbrück zwei außergewöhnliche Point Guards coachen, die nicht nur mir vor Augen führten, wie Spielwitz und Ideenreichtum unser Spiel auf ein höheres Niveau hieven können. 

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.