Ja, es stehen noch acht Spieltage auf dem Programm, aber die entscheidende Phase des Abstiegskampfes hat bereits begonnen. Vermutlich werden elf Siege ausreichen, um den Klassenerhalt zu sichern, möglicherweise sogar schon zehn. Die Teams auf den Plätz elf bis 14 haben diese Zahl an Erfolgen bereits auf ihrem Konto. Sie sind aus meiner Sicht so gut wie durch. Dahinter rangiert der SYNTAINICS MBC, der bislang neun Mal gewinnen konnte und damit deutlich bessere Karten hat als Braunschweig (sieben Siege), Frankfurt (sechs Siege) und Bayreuth (fünf Siege). Aber endgültig gesichert sind die Weißenfelser noch nicht. Nach dem in Leipzig stattfindende Derby gegen Chemnitz steht das Auswärtsspiel beim Konkurrenten in Frankfurt an, wo man sich vieler Restsorgen entledigen könnte. Am tiefsten stecken die Bayreuther im Schlamassel, die ihre „Woche der Wahrheit“ nach der Niederlage in Crailsheim am Samstag in Braunschweig fortsetzen. Ein Sieg ist Pflicht für die Oberfranken! Auch wenn der MBC mit fünf Niederlagen in Folge zuletzt ins Schlingern geraten ist, spricht im Moment Vieles dafür, dass die beiden Absteiger aus dem Trio Braunschweig, Frankfurt und Bayreuth kommen werden.
Basketball Löwen Braunschweig
Im Gegensatz zu den beiden härtesten Konkurrenten haben die Löwen keinen Tausch auf der Trainerposition vorgenommen. Mit Siegen in den Heimspielen gegen Bayreuth (Samstag, 18 Uhr) und Frankfurt kann man die eigene Ausgangssituation dramatisch verbessern. Diese Erfolge wären eminent wichtig, denn ansonsten geht es noch fünf Mal gegen Teams, die aktuell auf den Playoff-Plätzen stehen. Defensiv sind die Braunschweiger das klar beste der gefährdeten Teams, offensiv haben sie hingegen große Probleme. Der Ausfall von Braydon Hobbs wiegt extrem schwer, weil der Amerikaner das kreativste Element im Spiel war und neben David Krämer auch die einzig echte Bedrohung von der Dreipunktelinie, von der die Ramirez-Schützlinge mit 31,3 Prozent die schlechteste Quote der Liga auflegen. Die Nachverpflichtung R.J. Cole wird das nicht auffangen können. Aber der 23-Jährige muss trotzdem besser spielen als bei seinem Debüt in Crailsheim.
FRAPORT SKYLINERS
Die Hoffnung hat einem Namen: Jordan Theodore. Obwohl der unmittelbar vor Ende der Wechselfrist unter Vertrag genommene Spielmacher noch keine einzige Partie bestritten hat, wird er fast schon wie ein Heilsbringer gefeiert. Der Rückkehrer, der bereits 2015/2016 am Main spielte, ist die vierte Nachverpflichtung der Hessen, die zuvor mit Derek Cooke Jr. ihre Präsenz am Brett deutlich verbessern konnten. Aber eine Situation mit neun Ausländern ist nicht leicht zu managen. Sofern kein Akteur mehr abgegeben wird, müssen immer drei Spieler aussetzen. Das Restprogramm bietet mit Heimspielen gegen den MBC und Bayreuth sowie der Auswärtspartie in Braunschweig genügend Chancen, die Abstiegsränge zu verlassen. Aber dafür muss der 33-Jährige Theodore so performen, dass die Mannschaft ihn als neuen Leader akzeptiert. Zudem wäre die Rückkehr des an der Hüfte verletzten Laurynas Beliauskas extrem hilfreich. Der Litauer war der bislang beste Scorer und konstanteste Akteur.
medi bayreuth
Mladen Drijencic hat Bayreuth definitiv neues Leben eingehaucht. Er hat die Strukturen für diese relativ junge Mannschaft vereinfacht und den Ball in die Hände seiner Guards Otis Livingston und Brandon Childress gegeben. Nach unglücklichen Niederlagen gegen die Bayern und in Würzburg folgten die Heimsiege gegen Oldenburg und den MBC, bevor man am Mittwoch in Crailsheim einen herben Rückschlag hinnehmen musste und die Begegnung trotz einer 61:50-Führung nach drei Vierteln noch verlor. Es war die zwölfte Auswärtsniederlage im zwölften Spiel. Da ist es keine gute Nachricht, dass die Wagnerstädter noch fünf Mal in fremden Hallen um Punkte kämpfen müssen. Das Spiel am Samstag in Braunschweig hat für die Oberfranken schon Do-or-Die-Charakter. Mit einer Niederlage wäre man faktisch vier Spiele hinter Braunschweig (drei Siege und der verlorene direkte Vergleich), durch einen Sieg mit mindestens zwei Punkten Differenz nur ein Spiel!
Kochs Nachschlag
Diese Partie ist also ein absolutes Schlüsselspiel. Sollten die Bayreuther verlieren, wären sie gefühlt abgestiegen. Diese Konstellation unterstreicht noch einmal die Bedeutung der direkten Vergleiche. Diese zu gewinnen, sollte das Hauptanliegen der Frankfurter sein. Dafür müssten die Skyliners gegen den MBC (Höhe egal, da siegreich im Hinrundenspiel), gegen Bayreuth mit zwei Punkten und gegen Braunschweig mit drei Punkten gewinnen. Ähnlich wie für Bayreuth könnte die Begegnung in Braunschweig auch für Frankfurt das wichtigste Spiel der Saison werden.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.
Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.