Stand: FC Bayern München (1) – ratiopharm ulm (2) 1-1
Was wir bisher gelernt haben: Zumindest in Sachen Endergebnis muss es in der Finalserie nicht zwingend knapp zugehen. Nach dem deutlichen 82:66 (Highlights) des FC Bayern München zum Auftakt konterte ratiopharm ulm im zweiten Vergleich am vergangenen Mittwoch mit einem nahezu ebenso deutlichen 79:64 (Highlights) vor heimischer Kulisse. Entscheidet letztlich also der so oft in seiner Bedeutung herausgehobene Heimvorteil? Das spräche dann für Titelverteidiger München, der am Samstag und in einem möglichen fünften Finale am Donnerstag vor seinen eigenen Fans antreten darf.
Status quo: Die Ausgangslage vor dem Duell im SAP Garden an diesem Samstag, 21. Juni, ist klar: Wer die Partie gewinnt, besitzt nach der Schlusssirene einen Matchball und könnte am kommenden Dienstag, 24. Juni, in Ulm den Titel feiern. Wiederholt München seinen Vorjahrestriumph? Oder tragen sich die Ulmer zum zweiten Mal nach 2023 in die Liste der Deutschen Meister ein?
Die besondere Brisanz: Wer kann in den mindestens noch zwei Spielen die letzten Reserven aktivieren? Beide Teams weisen Langzeitverletzte auf, momentan dürfte der eine oder andere zudem mächtig auf die Zähne beißen, um mögliche Beschwerden bestmöglich zu ignorieren. Der FC Bayern hat inzwischen satte 80 Pflichtspiele auf der Uhr, die Ulmer gehören mit immerhin 61 Einsätzen auch nicht zur Kategorie der unterbeschäftigten Teams.
Der Blick zurück: Am Dienstag schien der FC Bayern zunächst gewillt, mit aller Macht eine Vorentscheidung zu erzwingen. Angesichts früher Foulprobleme der Big Men Devin Booker und Johannes Voigtmann, der im Spielverlauf immer intensiver daherkommenden Ulmer Verteidigung und der mangelnden Münchener Zielgenauigkeit aus dem Feld gerieten die Schützlinge von Trainer Gordon Herbert allerdings zunächst zunehmend aus dem Tritt und schließlich in einen aussichtslosen Rückstand. Der Blick zurück offenbart den Münchnern folglich, dass sie sich am Samstag wieder steigern müssen, um nicht mit 1:2 in Rückstand zu geraten. Ulm wirkt bereit, etwaige Schwächephasen der Bayern humorlos auszunutzen.

Duell im Fokus: Im Prinzip könnte es unter den Körben mächtig zur Sache gehen, allerdings klappte das aus Münchner Sicht vor allem am Dienstag nur bedingt. Jeweils zwei Fouls von Booker und Voigtmann sorgten für eine deutliche Reduzierung ihrer Spielminuten, sodass Danko Brankovic vermehrt zum Einsatz kam (und mit fünf Punkten und sechs Rebounds der erfolgreichste der Big Men war). Wenn die Bayern am Samstag eine Wiederholung solch früher Fouls vermeiden, dürfte es Ulms Marcio Santos wieder schwerer haben. Er gehörte beim Heimsieg zu den auffälligsten Akteuren seiner Mannschaft (10 PTS, 6 REB). Und was ist eigentlich mit Voigtmann, seines Zeichens Co-Kapitän des Weltmeisterteams? In den Finals kam er im Schnitt nur auf 12:29 Minuten und konnte seine Qualitäten bislang kaum einbringen.
Spannend ist auch das gelegentliche Aufeinandertreffen des jungen Ben Saraf mit der Routine eines Vladimir Lucic; wenngleich auf unterschiedlichen Positionen unterwegs, kreuzen sich ihre Wege doch regelmäßig auf dem Parkett. Saraf gelang nicht nur aufgrund seiner vier Ballverluste am Dienstag längst nicht alles, am Ende kam er aber auf ordentliche zehn Punkte, vier Rebounds und vier Assists. Auf Lucic war derweil erneut Verlass mit diesmal 17 Punkten, sechs Rebounds und vier Steals, allerdings reichte seine starke Vorstellung nicht zum Sieg.

Zahlen, bitte: Gerade einmal 32,2 Prozent ihrer Versuche aus dem Feld versenkten die Bayern im zweiten Spiel im gegnerischen Korb, entsprechend fiel die Ausbeute mit 64 eigenen Zählern auch ausgesprochen bescheiden aus – weniger hat das Team in der kompletten Saison in der Bundesliga kein einziges Mal erzielt. Für die Ulmer waren die 64 Münchner Punkte die zweitbeste Defensivleistung der Saison (gegen Ludwigsburg kassierten sie in der Hauptrunde nur 62). Gerät die zuvor gut geölte Offensivmaschine der Bayern zum unpassendsten Zeitpunkt aus dem Takt? Gegen Heidelberg im Halbfinale erzielten sie jeweils mindestens 90 Punkte, gegen Ulm kamen sie daheim auf 82 (allerdings auch nur 54 nach drei Vierteln, bevor der Gegner kurz vor Schluss einbrach) und in Ulm auf jene 64 – Ausrutscher oder Trend?
Weise Worte: Bayerns Geschäftsführer Marko Pesic hatte im DYN-Interview schon vor der ersten Partie betont: „Die Regel ist: Wenn du Meister werden willst – egal, ob du Heimvorteil hast oder nicht –, musst du ein Spiel auswärts gewinnen.“ Man könne nicht davon ausgehen, zu Hause alle drei Spiele für sich zu entscheiden.
Die ewige Bilanz: 40 Spiele gab es seit 1988 zwischen Ulm und München, die Bayern führen hier mit 25:15. Angesichts der Auseinandersetzung im laufenden Finale der easyCredit BBL fällt der besondere Blick natürlich auf die bisher einzige Begegnung in den Playoffs – und da setzte sich Ulm im Mai 2023 auf dem Weg zum Titel mit 3:0 durch, zwei Siege in München inklusive. Seitdem siegten die Bayern daheim allerdings viermal in Folge gegen den Herausforderer.
Meilensteine: Bayerns Vladimir Lucic ist noch vier Punkte von 2.500 und zwei Defensiv-Rebounds von 800 entfernt. Sechs Rebounds fehlen ihm bis 1.000, sein Teamkollege Nick Weiler-Babb benötigt noch zwei bis 750. Niels Giffey fehlen noch zwei Offensivrebounds bis 300.
Im Blick des Bundestrainers: Was Bundestrainer Alex Mumbru am Dienstag beobachtet hat, dürfte ihm nur bedingt gefallen haben, denn während Justus Hollatz mit acht Punkten eine solide Leistung bot, blieben Andi Obst (6), Nick Weiler-Babb (0) und Johannes Voigtmann unter ihren Möglichkeiten. Der Tribut einer langen Saison? Und die EM folgt erst noch …

Alte Bekannte: Bei Ulm haben Nelson Weidemann und der gebürtige Münchener Karim Jallow eine Vergangenheit in der bayrischen Landeshauptstadt, bei den Bayern lief Andi Obst für die Ulmer auf. Von 2019 bis 2021 trug Obst das Ulmer Trikot, ehe er im Anschluss zu den Bayern wechselte. Weidemann und Jallow standen im Nachwuchsprogramm der Münchener, bei den Profis schafften sie aber nicht den Durchbruch, womit beide ausgeliehen wurden, Weidemann gleich mehrmals. So spielte Jallow beim Meistertitel 2018 mit den Bayern nur eine kleine Rolle. Weidemann kehrte zur Saison 2023/24 nach München zurück, kam dort aber nicht über 20 Ligaeinsätze und eine Spielzeit von durchschnittlich zehn Minuten hinaus, womit er im vergangenen Sommer München in Richtung Ulm verließ. Weidemann und der verletzte Elias Harris kennen sich aus einer gemeinsamen Saison in Bamberg (2019/20).
Am Rande der Bande: Bei den Bayern fehlten zuletzt Carsen Edwards, Elias Harris und Oscar da Silva, Ulm muss auf Tommy Klepeisz und Isaiah Roby verzichten.
Bewegte Bilder: Die besten Szenen aus dem zweiten Finalspiel gibt es hier als Fullgame-Highlights:
Sonstiges: Je näher eine Entscheidung im Meisterrennen rückt, desto lauter werden die Diskussionen um den Finals-MVP. Aktuell würde bei den Ulmern vieles auf Karim Jallow hindeuten, der in den ersten beiden Spielen im Schnitt auf 15,0 Punkte sowie 5,5 Rebounds kam und mit seinem Auftreten an beiden Enden des Feldes als Energizer für das ganze Team dient. Fuchsen dürfte ihn seine Leistung von der Freiwurflinie: Auf 1/4 im ersten Spiel folgten 5/12 im zweiten … Bei den Bayern führt derweil kein Weg an Vladimir Lucic vorbei, der mit 13,5 Punkten, 8,5 Rebounds und einem Effektivitätswert von 20,0 pünktlich zu den Finals seine Saisonbestwerte einspielt.
M/W/D – German Basketball is mad sexy: In der US-amerikanischen Profiliga NBA kann sich in der Nacht zu Freitag der zweite Deutsche nach Dirk Nowitzki zum Champion krönen. Isaiah Hartenstein ist mit seinen Oklahoma City Thunder bei einer 3:2-Führung in der „Best of seven“-Serie nur noch einen Erfolg gegen die Indiana Pacers vom Titel entfernt. Hartenstein könnte sogar doppelt Meister werden: Als Investor von ratiopharm ulm drückt er Karim Jallow und Kollegen natürlich fest die Daumen. German Basketball? Mad sexy!
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird am Samstag ab 19:45 Uhr live bei Dyn übertragen. Kommentator vor Ort ist Michael Körner, es moderiert Anett Sattler. Als Experte ist Heiko Schaffartzik am Mikro. Dyn ist das Zuhause der Basketballfans und bietet übrigens einen vergünstigten Playoff-Pass an, alle Details zu dem Angebot gibt es hier. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League, des FIBA Europe Cups und der amerikanischen Collegeliga NCAA aus. Das umfangreiche Basketball Live-Programm wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden. Dyn ist über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport. BR24Sport überträgt das dritte Spiel am Samstag ab 20 Uhr hier im Livestream. Kommentator ist Lukas Schönmüller.