Stand: NINERS Chemnitz (4) – MLP Academics Heidelberg (5) 0-2
Was wir bisher gelernt haben: Nur einer der Crunchtime-Könige der Saison ist es auch in den Playoffs. Beide Spiele der Serie wurden mit nur drei (90:93) bzw. vier Punkten Differenz (74:70) entschieden. Das Ärgerliche aus Sicht von Chemnitz: In keiner anderen Serie sind die Spiele so eng gewesen bisher, und trotzdem stehen die NINERS mit leeren Händen da. Aber wird es jetzt noch eine Frage der Kraft? Denn Heidelberg spielt verletzungsbedingt nur mit einer Achter- bzw. Neuner-Rotation (siehe Am Rande der Bande), Niklas Würzner kam dabei als neunter Mann nur gut sechs Minuten zum Einsatz. Topscorer Ryan Mikesell hat dafür im ersten Spiel 38:09 Minuten abgespult und im zweiten mit 33:48 nur ein paar weniger. Rodrigo Pastore verteilt die Minuten seines Teams dagegen auf wenigstens zehn Spieler.
Der Blick zurück: Die Heidelberger hatten einfach die besseren Nerven in der Crunchtime. Im ersten Spiel machten sie den Sieg in letzter Minute mit sechs erfolgreichen Freiwürfen in Serie klar, im zweiten schoss DJ Horne sein Team per Dreier zum Sieg.
Zahlen, bitte: Der Plan von Pastore, neben einer Switch-intensiven Verteidigung des Öfteren mal eine Zonen-Verteidigung einzustreuen, greift bisher. Im zweiten Spiel drückten die MLP Academics 39 Dreier ab und trafen davon gerade mal ein Viertel (zehn Treffer, 25,6 Prozent). Allerdings sollten die NINERS dann auch im Boxout besser agieren; das Duell um die Rebounds ging in beiden Spielen - mit 44:35 und 44:40 - an Heidelberg.
Duell im Fokus: Bisher ging es in dieser Serie weniger um einzelne Duelle als um die Frage: Wer hält die Zone besser dicht? In beiden Spielen machten die Teams mindestens ein Drittel ihrer Punkte – oder mehr – in der Zone. Dabei gewann Heidelberg beide Male das Rebound-Duell, obwohl Chemnitz sogar einen leichten Größenvorteil hat. Da Osun Osunniyi (2,08 m) bei den MLP Academics verletzungsbedingt fehlt, haben sie den 2,07-Meter-Männern Kevin Yebo und Jonas Richter nur Marcel Keßen mit gleicher Länge entgegenzustellen. Um das auszugleichen, schickte Danny Jansson dafür aber bspw. schon in seiner ersten Fünf in Ryan Mikesell (2,01 m), Bakary Dibba (2,02 m) und Paul Zipser (2,03 m) drei große Forwards aufs Feld, wobei gerade Zipser im Kampf um den Offensivrebound eine neue Lieblingsbeschäftigung gefunden zu haben scheint.
Am Rande der Bande: Wie erwähnt fehlen Heidelberg Osun Osunniyi sowie Erol Ersek. Zudem rutsche Mateo Seric im letzten Spiel weg und kam danach nicht mehr zurück aufs Feld. Sein Einsatz ist also wohl fraglich.
Die ewige Bilanz: Heidelberg hat vier von elf Duellen in der Beletage gegen Chemnitz für sich entschieden, alle vier Siege gab es in dieser Saison.
Meilensteine: Jeff Garrett fehlen noch fünf Rebounds, um die 500 vollzumachen.
Rekordverdächtig: Noch sind die MLP Academics Heidelberg weit entfernt von einer Sensation mit dem Titel „Ohne Heimvorteil bis ins Finale“, aber der Einzug ins Halbfinale wäre der erste nach 50 Jahren für den Basketballstandort. Als Team mit dem Heimvorteil gestartet, müssen nun die NINERS Chemnitz eine historische Aufholjagd in Angriff nehmen. Seit der digitalen Erfassung ab der Saison 1998/99 gelang es nur drei Teams in den Playoffs, nach 0:2-Rückstand noch eine Serie zu drehen: Zuletzt war das Bonn gegen Leverkusen im Viertelfinale der Saison 2002/03.
Alte Bekannte: Victor Bailey und Bakary Dibba spielten vergangene Saison noch zusammen in Karlsruhe in der ProA. Nicholas Tischler und Mateo Seric standen von 2019 bis 2021 gemeinsam beim Bamberger Nachwuchsteam in Baunach im Kader.
Bewegte Bilder: Michael Weathers ist bisher mit seiner Leistung einer der X-Faktoren in dieser Serie; unter anderem, weil ihm auch diese Dinger gelingen: siehe hier. Auf die weiteren "stillen Helden" und "üblichen Verdächtigen" aller Viertelfinal-Serien wirft Experte Stefan Koch in seiner aktuellen Kolumne einen Blick.

Weise Worte: Bei TAG24 sagte Chemnitz' Trainer Pastore nach dem zweiten Spiel: „Am Ende waren es wieder die kleinen Dinge, die den Unterschied gemacht haben: zweite Chancen, die Shotclock im Blick haben, die Ausführung unseres Gameplans.“ Und natürlich kommt es auf jeden einzelnen Rebound oder Turnover in so engen Spielen an, die „Ausführung des Gameplan“ ist aber doch schon vielleicht etwas mehr als eine Kleinigkeit ...
Harte Worte: „Die Kollegen müssen auch wachgerüttelt werden wollen.“ In der Einzelkritik von Freie Presse kommen einige Chemnitz-Spieler und ihre Einstellung auf dem Feld nicht gut weg; Beispiel gefällig? Über Jacob Gilyard heißt es dort u.a.: „Mittlerweile wirkt es so, als wolle er nur noch raus aus dem taktischen Konzept, in dem ihn Cheftrainer Rodrigo Pastore sehen will. Und es macht nicht den Anschein, als würde der ehemalige NBA-Spieler seinem Trainer überhaupt noch zuhören.“
M/W/D – German Basketball is mad sexy: Nationalspieler Paul Zipser kommt aus einer Basketball Familie, genauer: aus einer Heidelberger Basketball-Familie. Papa Dieter spielte beim USC ebenso wie seine Schwestern Hellen und Anne. Im Jahr 2012 war Paul damals von Heidelberg zum FC Bayern München gewechselt, von dort in die NBA zu den Chicago Bulls, dann wieder zurück nach München und nach zwei weiteren Jahren nach Hause nach Heidelberg. Da steht er jetzt mit seinem Jugendklub in den Playoffs und hat nach dem emotionalen Heimsieg bei Dyn am Mikrofon ein paar Tränen wegdrücken müssen bei der Frage, was ihm das bedeutet. Zudem mausert sich der beste Nachwuchsspieler von 2016 zum heimlichen X-Faktor, wie auch Stefan Koch in seiner Kolumne anmerkt. Das bekam er zusätzlich noch von offizieller Seite seines Vereins zu lesen, und so ist Basketball eben einfach auch mad sexy, weil er emotional schöne Geschichten schreibt.
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird am Samstag ab 16:15 Uhr live bei Dyn übertragen. Kommentator vor Ort ist Florian Pertsch. Dyn ist das Zuhause der Basketballfans und bietet übrigens einen vergünstigten Playoff-Pass an, alle Details zu dem Angebot gibt es hier. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League, des FIBA Europe Cups und der amerikanischen Collegeliga NCAA aus. Das umfangreiche Basketball Live- Programm wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden. Dyn ist über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.