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Home/Newscenter/Duell zweier BBL-Gründungsmitglieder als Rarität: Können Zipser und Heidelberg auch gegen Meister München überraschen?

VorberichteDuell zweier BBL-Gründungsmitglieder als Rarität: Können Zipser und Heidelberg auch gegen Meister München überraschen?

30. Mai 2025

Stand: FC Bayern München (1) – MLP Academics Heidelberg (5) 0-0

Titel: München: Deutscher Meister 1954, 1955, 2014, 2018, 2019, 2024 – Deutscher Pokalsieger 1968, 2018, 2021, 2023, 2024 / Heidelberg: Deutscher Meister 1957, 1958, 1959, 1960, 1961, 1962, 1966, 1973, 1977 – Deutscher Pokalsieger 1977, 1978

Status Quo: Spielt die Frische eine Rolle? Die Bayern hatten nach ihrem 3:0-Sweep gegen die Wölfe acht Tage spielfrei, die Academics nach dem 3-1 gegen Chemnitz immerhin fünf. Ob die Kraftreserven reichen, thematisiert Stefan Koch auch in seiner Kolumne "Kochs Nachschlag".

Die besondere Brisanz: Die Bayern sind als Titelverteidiger der Favorit in der Serie, das steht außer Frage. Allerdings konnte man den Pokal bereits nicht verteidigen und in der EuroLeague nicht – wie sie sich selber vorgenommen hatten – in die Playoffs einziehen. Die Meisterschaft ist also die letzte Chance, um die Saison mit einem Titel zu beenden. Sollte dies nicht gelingen, wäre die erste Saison von Weltmeister-Trainer Gordon Herbert eine Enttäuschung. Druck und Brisanz liegen also beim Favoriten aus München, Heidelberg dagegen kann befreit aufspielen, denn mit dem Einzug ins Halbfinale hat man eine Saison nach der Rettung am letzten Spieltag die Erwartungen bereits übertroffen.

Rekordverdächtig: Dieses Duell ist nicht nur rekordverdächtig, weil die beiden Klubs zusammen bereits 15 Deutsche Meisterschaften gewonnen haben, sondern auch, weil die MLP Academics Heidelberg erstmals seit 50 Jahren wieder in einem BBL-Halbfinale stehen. Was für eine Wiedergeburt! Der neunfache Deutsche Meister war 1966 Gründungsmitglied der Bundesliga, wurde aber 1985 nach dem dritten Abstieg in fünf Saisons in den Jahren danach bis in die Regionalliga durchgereicht und steht nun nach dem Wiederaufstieg 2021 in der vierten BBL-Saison endlich wieder in den Playoffs – und gleich auch im Halbfinale. Das letzte Mal, dass die Academics im Halbfinale standen, war 1975 als USC Heidelberg. Damals wurde Leverkusen in Hin- und Rückspiel knapp bezwungen (84:69 und 73:80, +8), das Finale gegen Gießen ging noch knapper verloren (69:84 und 67:56, -4). Die Heidelberger holten zwar 1977 noch den letzten ihrer neun deutschen Meistertitel, zu der Zeit gab es in der Bundesliga allerdings am Ende keine K.-o.-Runde (und somit auch kein Halbfinale), sondern eine Endrunde der sechs besten Hauptrundenteams mit Hin- und Rückspiel.

Außerdem sind München und Heidelberg Gründungsmitglieder unserer Liga (die in der ersten Saison 1966/1967 in der Südgruppe Dritter bzw. Vierter wurden), und ein Playoff-Halbfinale mit zwei BBL-Klubs der ersten Stunde ist eine Rarität, die es seit Einführung der Playoffs mit drei Runden zur Saison 1985/86 erst einmal gab: 2014 gewann München mit 3-2 im Halbfinale gegen die EWE Baskets Oldenburg, die 1966/67 beim Ligastart als Oldenburger TB auf dem sechsten Platz der Gruppe Nord landeten.

Paul Zipser (links) kehrt zu seinem Ex-Klub zurück und freut sich unter anderem auf ein Wiedersehen mit Elias Harris. (Foto: Christina Pahnke)

Alte Bekannte: Natürlich, auch Heidelbergs Erol Ersek stand mal bei den Bayern unter Vertrag, aber die große Geschichte in dieser Rubrik ist natürlich das Aufeinandertreffen von Paul Zipser mit seinem ehemaligen Verein FC Bayern München. Als Talent aus Heidelberg nach München gewechselt, von dort den Sprung zu den Chicago Bulls geschafft, nach 104 NBA-Partien von 2016 bis 2018 zurück nach München gewechselt – und dann kam in den Playoffs 2021 die Not-OP wegen einer Gehirnblutung. Der heute 31-Jährige kämpfte sich zurück in den Profibasketball, fand in München aber kaum Minuten. 2023 wechselte "Paule", wie er in München genannte wurde, zurück zu seinem Heimatverein in seine Geburtsstadt Heidelberg, wo er jetzt im Viertelfinale wieder als Starter und Leistungsträger aufblüht: In durchschnittlich 23:27 Minuten erzielte Zipser je 6,0 Punkte und Rebounds, 52,9 Prozent Wurfquote, 2,0 Assists und 1,5 Steals! Im ersten Heimspiel der Serie gegen Chemnitz erzielte er zehn Punkte, im zweiten die BBL-Karrierebestleistung von elf Rebounds. Zudem veröffentlichte der Klub in den Tagen der Serie gegen die NINERS Zipsers Vertragsverlängerung. Was für eine Geschichte! Und: Was geht jetzt gegen den alten Verein? „Jetzt kommen die Bayern, da habe ich richtig Bock drauf. Uns gefällt die Rolle des Underdog“, sagt Paul.

Was wir bisher gelernt haben: Heidelbergs Trainer Danny Jansson setzte aufgrund der Ausfälle von Mateo Seric und Osun Osunniyi gegen Chemnitz zuletzt auf eine große und ungemein reboundstarke Starting Five mit Aufbau DJ Horne, Center Marcel Keßen sowie den drei Forwards Ryan Mikesell, Paul Zipser und Bakary Dibba und brachte von der Bank Überathlet Michael Weathers sowie in Erol Ersek und Andrew O'Brien zwei weitere Guards. Münchens Gordon Herbert vertraute vor allem auf eine Neuner-Rotation mit Nick Weiler-Babb, Andi Obst, Vladimir Lucic, Jack White und Devin Booker als Starter und brachte Shabaaz Napier, Justus Hollatz, Niels Giffey und Joe Voigtmann von der Bank.

Duelle im Fokus: Es bleibt abzuwarten, ob beide Teams taktische Änderungen in der Starting Five oder der generellen Rotation vornehmen – gerade bei den Bayern stünden mit Ivan Kharchenkov, Elias Harris, Danko Brankovic sowie Onuralp Bitim noch namhafte Akteure bereit. Trotzdem stellt sich aus Heidelberger Sicht die Frage, wem innerhalb der großen Startformation die Aufgabe zukommt, an Andi Obst dranzubleiben, wenn dieser durch die Blöcke jagt, um ein bisschen Tageslicht für den schnellen Dreier zu finden? Und wie werden die Bayern Michael Weathers (1,91 Meter) verteidigen? Heidelbergs Überathlet ist mit 21,3 Punkte im Schnitt bisher der Topscorer der Playoffs (produziert aber auch 4,0 Ballverluste im Schnitt) und im Drive zum Korb alleine fast nicht zu stoppen.

Der Anführer: Kapitän Vlado Lucic bleibt auch in der kommenden Saison bei den Bayern, und damit wird sich genauso wie in diesen Playoffs die Frage nach dem Anführer auch dann nicht stellen. Und wie bekannt, geht ein Anführer mit gutem Beispiel voran – und vermutlich auch deshalb ackerte der 35-Jährige im Viertelfinale auch am längsten von allen Münchener Profis auf dem Parkett (27:52 MPG). Anführer der Heidelberger ist Allrounder Ryan Mikesell, der von allen Playoff-Akteuren die meisten Minuten abriss (35:55 MPG) und aktuell vor Selbstvertrauen strotzt.

Vladimir Lucic (mit Ball) und Ryan Mikesell spielen bei München und Heidelberg entscheidende Rollen. (Foto: Christina Pahnke)

Der X-Faktor: Bezüglich Heidelberg bitte unter „Alte Bekannte“ schauen! Erol Ersek und Paul Zipser könnten Schlüsselrollen einnehmen. Bei den Bayern könnte vor allem eine etwaige Rückkehr von Carsen Edwards einen Extrapush geben. Allerdings scheint der explosive Guard weiter an einer Rückenverletzung zu laborieren.

Die Trainer: Der Kanadier Gordon Herbert (Jahrgang 1959) hat seine Profikarriere als Spieler zum größten Teil in Finnland verbracht und dort auch seine ersten Trainerstationen gehabt. Danny Jansson (Jahrgang 1979) ist zwar Finne, hat aber nie unter Herbert gespielt oder überhaupt beruflich mit ihm zu tun gehabt. Aber als Herbert 1995 als Trainerdebütant mit seinem Team aus Uusikaupunki in den Playoffs stand, war Jansson als Nachwuchstalent mit seinen Mitspielern und jeder Menge Trommeln am Start, was er auch mit Privataufnahmen von damals belegen kann (auf dem Foto unten steht er links in der zweiten Reihe). Was die jüngere Vergangenheit der beiden Trainer angeht, hat Jansson aktuell vielleicht mehr zu lachen: Zwar stieg er vergangene Saison mit Tübingen ab und wechselte dann zum Fast-Absteiger Heidelberg, den er aber zum Überraschungsteam der Liga coachte. Herbert hatte sich als Bundestrainer zuletzt bekanntermaßen EM-Bronze, WM-Gold und Olympia-Halbfinale in die Vita geschrieben, aber die Saison als Klubtrainer in München hatte neben einigen Höhen (EL-Siege im SAP Garden) auch einige Tiefpunkte (Pokal-Aus im Halbfinale).

Anzahl der Pflichtspiele: München: 74 / Heidelberg: 39

Zahlen, bitte: Satte 35 Pflichtspiele mehr haben die Münchner im Vergleich zu ihren Heidelberger Herausforderern in den Beinen. Während die Kontrahenten in einigen statistischen Bereichen gar nicht so weit auseinanderliegen (München: 82,8 Punkte, 37,1 Rebounds, 45,6 Prozent Feldwurfquote / Heidelberg: 80,9 Punkte, 35,8 Rebounds, 45,9 Prozent Feldwurfquote), markieren sie in einer Hinsicht jeweils einen Extremwert: Die MLP Academics foulen im Schnitt pro Partie ligaweit am häufigsten (23,9), die Bayern am seltensten (18,6). Aber, keine Statistik ohne Zusatzbemerkung: In den Playoffs haben sie sich in dieser Hinsicht deutlich angenähert (München: 19,0, Heidelberg: 19,3).

Die Saisonduelle: Letztlich chancenlos waren die Heidelberger bei den beiden Duellen in der regulären Saison. Für die Partie im Januar waren die MLP Academics in die große SAP Arena in Mannheim umgezogen und erlebten vor 14.713 Fans (sechsthöchste Besucherzahl der Ligageschichte) eine herbe 59:87-Abfuhr (Highlights). Erol Ersek war Heidelbergs Topscorer mit zwölf Punkten, Devin Booker und Niels Giffey kamen für München auf jeweils 14 Zähler. Im Resultat erträglicher, unter dem Strich aber erneut nicht erfolgreich verlief das Rückspiel, als sich die Bayern vor heimischer Kulisse mit 87:78 (Highlights) durchsetzten. Carsen Edwards kam auf 19 Punkte, DJ Horne auf 21.

Ewige Bilanz: Seit 1966 gab es 22 Ligaduelle, von denen Heidelberg elf und München zehn gewann. 1970 endete eine Partie Unentschieden 80:80, und zwischen 1973 und 2021 gab es keine BBL-Duelle. Von den acht Partien seit dem Wiederaufstieg Heidelbergs gewann München sechs. Die beiden Klubs treffen das erste Mal in den Playoffs aufeinander.

Bewegte Bilder: Vergangene Saison konnten die Heidelberger einen 89:82-Sieg mit wilder Schlussphase gegen München feiern:

Am Rande der Bande: Um die Mission Titelverteidigung zu einem Erfolg bringen zu können, würden die Bayern gern auch wieder auf die Künste von Topscorer Carsen Edwards setzen. Der Guard laboriert allerdings an einer Rückenverletzung und konnte in den Playoffs bisher noch nicht ins Geschehen eingreifen. Das gilt auch für seinen Teamkollegen Oscar da Silva (Knieverletzung). Bei den Heidelbergern fehlte schon zu Beginn des Viertelfinales Osun Osunniyi (Knieverletzung), nach einer Blessur im zweiten Viertelfinale pausiert zudem Mateo Seric.

Im Blick des Bundestrainers: Johannes Voigtmann (121 Länderspiele), Niels Giffey (118), Andreas Obst (79), Justus Hollatz (45), Elias Harris (36), Nick Weiler-Babb (22) und Oscar da Silva (15): Die Bayern vereinen mit 436 DBB-Länderspielen mehr als zehnmal so viele in ihrem Kader wie Heidelberg, wo lediglich Paul Zipser (43) bereits einmal im DBB-Trikot auflief. Je näher die Europameisterschaft rückt, desto intensiver befasst sich Bundestrainer Alex Mumbru mit den Überlegungen für den passenden Kader. Die Weltmeister Voigtmann, Hollatz und Obst sowie Weiler-Babb sollen mithelfen, die Medaillenträume zu erfüllen. Giffey hat ja seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt, da Silva fällt seit Längerem verletzt aus. Ein Spieler mit großer Zukunft dürfte zudem Ivan Kharchenkov sein, der in der laufenden Saison immer mal wieder auf sich hat aufmerksam machen können – und 2024 EM-Gold mit der U18-Auswahl gewann.

Nationalspieler Andi Obst trifft mit seinen Bayern auf starke Heidelberger. Die bevorstehende EM dürfte in seinen Gedanken aktuell noch keine Rolle spielen. (Foto: Lukas Adler)

Meilensteine: Münchens Carsen Edwards fehlen noch 15 Zähler bis zur Marke von 900 Punkten in der easyCredit BBL, mit zwei Treffern aus dem Feld hätte er zudem in dieser Kategorie 300. Bei den Feldwürfen stehen auch zwei Teamkollegen vor runden Zahlen: Andi Obst fehlen fünf zu 900, Devin Booker sechs zur 700. Dem früheren Münchner Paul Zipser würden vier Feldwurftreffer die 500 bescheren. DJ Horne (Heidelberg) fehlen noch sechs Punkte, um die 500 vollzumachen.

Sonstiges: Zu welchem Klub hält eigentlich Danilo Barthel in dieser Serie? Der frühere DBB-Nationalspieler (62 Länderspiele) spielte von 2016 bis 2020 für die Bayern, war dort auch Kapitän und holte mit dem Klub 2018 das Double und 2019 erneut die Meisterschaft. 2019 war Barthel sogar der erste in Deutschland geborene Finals-MVP der Ligageschichte! Nach seinem Karriereende lebt der Forward immer noch in der bayrischen Landeshauptstadt … ist aber geboren in Heidelberg und startete beim aktuellen Halbfinalisten auch seine Karriere. Ein Dilemma, lieber Danilo?

Fernsehen / Livestream: Die Partie wird am Sonntag ab 16:15 Uhr live bei Dyn übertragen. Flo Pertsch kommentiert, Heiko Schaffartzik ist als Experte dabei. Dyn ist das Zuhause der Basketballfans und bietet übrigens einen vergünstigten Playoff-Pass an, alle Details zu dem Angebot gibt es hier. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League, des FIBA Europe Cups und der amerikanischen Collegeliga NCAA aus. Das umfangreiche Basketball Live-Programm wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden. Dyn ist über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.

M/W/D – German Basketball is mad sexy: Die Leistungsexplosion von Paule Zipser ist natürlich die schönste Geschichte der Playoffs bisher – und damit dürfen wir jetzt auch noch mal ohne Wehmut zeigen, was der Kollege früher bei den Chicago Bulls gerissen hat. Hier seine Karrierebestleistung in der NBA, 21 Punkte (8/13 Würfe, 5/7 Dreier) am 12.04.2017 gegen die Brooklyn Nets.