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Home/Newscenter/Nach der Vorrunde, vor dem Achtelfinale: Neue alte Reize und mehr Small Ball

Kochs NachschlagNach der Vorrunde, vor dem Achtelfinale: Neue alte Reize und mehr Small Ball

05. September 2025

Die Vorrunde ist absolviert, und Deutschland geht neben der Türkei als einzige ungeschlagene Mannschaft ins Achtelfinale. Der Kontrahent Portugal muss als krasser Außenseiter gelten, auch wenn das Team um den Sevenfooter Neemias Queta (2024 NBA-Champion mit Boston) zwei Spiele gewinnen und Serbien überraschend hartnäckig ärgern konnte. Die Auftritte der DBB-Auswahl waren bislang zu beeindruckend, um ernsthafte Zweifel am Weiterkommen zu hegen. Dabei werden unsere Eindrücke von Zahlenreihen untermauert, die perfekter daherkommen als der Quellcode der Matrix. Die deutsche Mannschaft erzielte mit 105,8 die mit Abstand meisten Punkten pro Partie (Slowenien folgt dahinter mit satten 12 Zählern weniger), blockte dazu die meisten Würfe, klaute die meisten Bälle und netzte die meisten Dreier (es lohnt sich, hier mal zu stöbern, um ein genaues Bild von der deutschen Dominanz zu bekommen). Das Offensiv-Rating ist mit 140,7 Punkten pro 100 Ballbesitze absurd hoch und mit Riesenvorsprung spitze. Da auch die Verteidigung zu den vier besten des Turniers gehört, liegt das Net-Rating mit +43,4 in einer eigenen Sphäre.

Leistungshöhepunkt zu früh?

Die Kritiker merken an, dass die Arbeit beim Defensiv-Rebound zu wünschen übriglässt. Darüber kann man sprechen, wenn man unbedingt ein Haar in der Suppe finden will. Neben den Kritikern gibt es aber auch die Mahner, die sich gerne Gehör verschaffen wollen, wenn es gut läuft. Dann unken sie, dass die Mannschaft ihren Leistungshöhepunkt zu früh erreicht habe und sprechen sogar davon, dass es „zu gut“ laufe.

Vor einem Jahr in Paris gab es zum Ende der Vorrunde das Spiel gegen Frankreich, in dem die deutsche Mannschaft brillierte, aber auch gleichzeitig extrem viel emotionale Energie investierte, die dann in den Partien danach nicht mehr zur Verfügung stand. Diese Gefahr sehe ich nach den Begegnungen in Tampere nur begrenzt. Schröder, Wagner und Co haben konstant auf hohem Niveau gespielt. Die Gefahr, zum falschen Zeitpunkt ein schlechtes Spiel abzuliefern wie bei der WM 2023 im Viertelfinale gegen Lettland, ist für mich deutlich größer als die des zu frühen Leistungshöhepunktes.

Steht vor der Rückkehr: Bundestrainer Alex Mumbru. (Foto: Jakob Berger)

Außerdem erhält die Mannschaft jetzt zwei wichtige Reize, die von enormer Bedeutung sind, um Fokus und Spaß bei diesem (zu) langen Turnier auf hohem Niveau zu halten. Fokus und Konzentration sollten durch die Rückkehr von Alex Mumbru noch einmal zunehmen. Der Spanier hat die Idee des Hochgeschwindigkeitsbasketballs erfolgreich etabliert, Alan Ibrahimagic hat sie in der Vorrunde konsequent umgesetzt. Der Wechsel vom spanischen Head Coach zum Interimschef hat die Sinne geschärft – und das könnte die Wiedereinnahme der alten Rollenverteilung jetzt erneut bewirken.

Genauso dürfte der Ortswechsel Trott und gefährlichen Routinen vorbeugen. Erst einmal kann ein neues Umfeld die Gefahr des Lagerkollers bannen, und zudem ist Riga wirklich eine schöne Stadt, in der man sich wohlfühlen kann.

Mehr Small Ball ohne Joe Voigtmann

Der Ausfall von Johannes Voigtmann tut natürlich weh. Der Co-Kapitän ist ein Spieler, dessen Wert sich nicht in Statistiken ausdrücken lässt. Der 32-Jährige hat sich als spielintelligenter und erfahrener Big und als wichtige Stimme in der Kabine fast unentbehrlich gemacht. Durch sein Fehlen werden wir noch mehr Small Ball sehen, was gut zu Mumbrus Philosophie passt. Das war bereits gegen die Finnen erkennbar, als Franz Wagner häufiger auf der Vier agierte als zuvor. Auch der Plan B mit mehr gemeinsamer Zeit von Johannes Thiemann und Daniel Theis wurde vorgestellt.

Die primäre Variante ist aber das Spiel mit vielseitigen und athletischen Flügelspielern, die über den technischen Werkzeugkasten eines Guards verfügen. So kann es sein, dass Wagner gleichzeitig mit Tristan da Silva und Isaac Bonga auf dem Parkett steht (was bereits vor der EM thematisiert wurde). Diese Formation eröffnet viele Möglichkeiten, Mismatches zu attackieren. Wagner ist einer der Stars dieser Titelkämpfe, und Bonga spielt ebenfalls ein großartiges Turnier. Der 24-Jährige überragt defensiv und könnte auch am anderen Ende des Feldes noch mehr beitragen, aber wie kann man das einfordern, wenn die Mannschaft 105,8 Punkte pro Partie erzielt? Tristan da Silva spielt seit fünf Jahren in den USA (vier Spielzeiten am College, eine in der NBA) und ist deshalb vielen Nicht-Insidern nur dem Namen nach bekannt gewesen. Der 24-Jährige dürfte in den nächsten Jahren ein Leistungsträger der DBB-Auswahl sein, vor allem, wenn er mental und physisch noch eine Ecke härter wird.

Liefert wertvolle Impulse: Tristan da Silva. (Foto: FIBA)

Kochs Nachschlag

Die letzte Vorrundenpartie gegen Finnland hatte wieder rauschhafte Momente, auch wenn es über 40 Minuten weniger waren als in den Spielen davor. Aber die deutsche Mannschaft unterstrich in dieser Begegnung ihre defensiven Qualitäten, über die wegen der alles überstrahlenden offensiven Brillanz nur wenig gesprochen wird. Genau diese starke Verteidigung ist jedoch die Basis für einen tiefen Run bei diesen Europameisterschaften. Denn wenn wir tatsächlich einen offensiv schlechten Tag erleben sollten, kann sie das Team vor größerem Schaden bewahren.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Im Podcast "Talkin‘ Basketball", der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist, sprechen er und Oliver Dütschke regelmäßig mit Protagonisten aus der deutschen Basketballszene. Seine Kolumne zum BBL-Geschehen findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".