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Home/Newscenter/Zwei Duelle der besonderen Art: Die Kumpels und die Dauerbrenner treffen aufeinander

Kochs NachschlagZwei Duelle der besonderen Art: Die Kumpels und die Dauerbrenner treffen aufeinander

25. Oktober 2018
Trainer mögen es nicht besonders, wenn die Medien das Aufeinandertreffen zweier Teams auf einzelne Akteure herunterbrechen. Schließlich sei Basketball – so lassen es uns die Übungsleiter immer gerne wissen – ein Mannschaftssport. Aber am Wochenende stehen in der Liga zwei Partien auf dem Programm, die danach schreien, je zwei Protagonisten in den Vordergrund zu stellen:

– Stefan Koch

Trainer mögen es nicht besonders, wenn die Medien das Aufeinandertreffen zweier Teams auf einzelne Akteure herunterbrechen. Schließlich sei Basketball – so lassen es uns die Übungsleiter immer gerne wissen – ein Mannschaftssport. Aber am Wochenende stehen in der Liga zwei Partien auf dem Programm, die danach schreien, je zwei Protagonisten in den Vordergrund zu stellen:

Natürlich: bei der Begegnung Berlin gegen Ludwigsburg könnten die Big Men Johannes Thiemann (29 Länderspiele) und Bogdan Radosavljevic (7) aufeinander treffen, die sich vergangene Saison noch im jeweils anderen Trikot unterm Korb rauften (Update: Ludwigsburg hat sich von Radosavljevic getrennt, Anm. d. Red.). Und bei Bremerhaven gegen München treffen die Power Forwards Darnell Jackson (138 NBA-Einsätze) und Derrick Williams (436) aufeinander, die beiden Profis in der easyCredit BBL mit den meisten NBA-Spielen in der Vita.

Interessante Themen, aber beim heutigen Nachschlag soll es zum einen um die Partie Ulm gegen Gießen gehen, bei der sich die guten Kumpels Per Günther und John Bryant wiedersehen, und zum anderen um das Spiel Oldenburg gegen Frankfurt, bei dem sich die treuen Dauerbrenner Rickey Paulding und Quantez Robertson zum vermutlich elfundleipzigsten Mal im direkten Duell gegenüberstehen.

Die Kumpels

Im Basketball sind Freundschaften unter Spielern nichts Außergewöhnliches. Im Falle von Per Günther und John Bryant gibt es jede Menge Beweismaterial, das diesen besonderen Charakter ihrer Beziehung belegt. Ich bin mir sicher, dass es auch am Samstag wieder Aktionen geben wird, die diese beiden Herren mit einem gegenseitigen Augenzwinkern begleiten werden. Wahrscheinlich nicht so inszenierte Aktionen wie der verkehrte Dunk im Video rechts oder ein Privatduell wie 2012 beim Allstar Game, aber es wird vertraute Momente zwischen den beiden geben, in denen wir als Zuschauer für einen Sekundenbruchteil glauben dazuzugehören, bevor uns dann aber schlagartig klar wird, dass wir bestenfalls spekulieren können, was hinter einzelnen Gesten steckt. Von 2010-2013 spielte Speedy Günzalez sehr erfolgreich mit Big John in Ulm zusammen – sie erreichten 2012 das Finale um die Meisterschaft und 2013 das Pokal-Finale, bevor Bryant seine Zelte an der Donau abbrach.

Was können Freundschaften unter Spielern zum Erfolg eines Teams beitragen? Sehr viel, wenn sie so gestrickt sind, dass sie andere nicht ausschließen. Jedes Team hat Primi inter Pares, Spieler, die aufgrund ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit und/oder ihrer sozialen Kompetenz eine besondere Stellung einnehmen. Per und John hatten diesen Status inne. Da sie sich blendend verstanden, war eine wichtige Grundlage für eine gute Teamchemie gelegt, die es den anderen Spielern leicht machte, ihren Leadern zu folgen. Es kann aber auch vorkommen, dass die Primi inter Pares um die absolute Vorherrschaft kämpfen, darum, wer das Alphatier schlechthin ist (Der berühmteste dieser Streits hat sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag). Dann kann Lager- und Grüppchenbildung die Folge sein, was den dauerhaften Erfolg des Teams gefährdet.

2004 kamen der 19-jährige Anton Gavel und der 20-jährige Heiko Schaffartzik zu mir nach Gießen. Obwohl sich die beiden Youngster vorher nicht kannten und die gleiche Position spielten, also strenggenommen Konkurrenten waren, entwickelte sich von Anfang eine Freundschaft, die unsere Mannschaft auch ein Stück weit getragen hat. Warum erwähne ich das? Um zu verdeutlichen, dass es wichtig ist für ein Team, dass interne Konkurrenz nach sozialen Regeln abläuft und einer für alle Beteiligten gewinnbringenden Freundschaft nicht im Wege stehen muss.

Die Dauerbrenner

Seit 2007 trägt Rickey Paulding, der am Dienstag 36 Jahre alt, ähh, jung geworden ist, das Oldenburger Trikot. Sein Konterfei ziert die Stadt, er ist die Galionsfigur des Clubs und eines der Gesichter der Liga. Er war nie MVP, obwohl er es 2009 verdient gehabt hätte (wo er zumindest Finals-MVP wurde). Wie sehr die Fans der Liga ihn aber schätzen, zeigen die Auszeichnungen zum „Most Likeable Player“ 2017 und 2018. Sein Frankfurter Pendant heißt Quantez Robertson. Der nimmermüde Duracell-Hase hat in seiner Profikarriere für keinen anderen Verein gespielt und absolviert aktuell seine neunte Saison für die Skyliners. Es ist selten, dass deutsche Spieler einem Arbeitgeber über so viele Jahre die Treue halten, bei Amerikanern aber ist es ein absolutes Novum.

Da Paulding und Robertson die gleiche Position spielen und der Oldenburger seine Stärken eher offensiv hat, während der Frankfurter seit jeher als einer der besten Verteidiger der Liga gilt (2015/16 ausgezeichnet als bester Verteidiger der Liga, was auch die Oldenburger damals zu spüren bekamen), werden die Duelle immer mit besonderer Spannung erwartet. Als ich Rickey vergangene Saison fragte, wie er sich auf das Matchup mit „Tez“ vorbereite, antwortete er mit einem Lächeln: „Viel Schlaf! Er hat so unfassbar viel Energie.“

Natürlich sind die beiden die Aushängeschilder ihrer Clubs, aber auch für die Liga sind die beiden amerikanischen Evergreens nicht in Platin aufzuwiegen, weil sie das für viele Kritiker in Stein gemeißelte Klischee vom Basketballwanderarbeiter widerlegen. Sie haben Wurzeln geschlagen und sich längst nicht nur sportlich, sondern auch sozial integriert. Dadurch wissen sie auch, wie das Leben in Deutschland funktioniert und können gerade junge Landsleute ohne Europaerfahrung, die teilweise mit den abenteuerlichsten Vorstellungen ankommen, an die Hand nehmen.

Kochs Nachschlag

Per Günther (elfte Saison in der Liga), John Bryant (achte), Rickey Paulding (zwölfte) und Quantez Robertson (zehnte). Sie sind herausragende Spieler, und ihre Geschichten sind außergewöhnlich und spannend. Am Wochenende kreuzen sich ihre Wege wieder einmal. Ich wünsche mir und allen Basketball-Fans in Deutschland, dass dies noch möglichst häufig geschehen wird!

Zur Person:

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Telekom Sport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.