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Home/Newscenter/Zum Euroleague-Duell zwischen Berlin und München: Warum sich Europas Eliteliga nicht vor der NBA verstecken muss

Kochs NachschlagZum Euroleague-Duell zwischen Berlin und München: Warum sich Europas Eliteliga nicht vor der NBA verstecken muss

18. Dezember 2019
Nie war die Euroleague stärker als in dieser Saison. Hochkaräter wie Shane Larkin oder Nikola Mirotic versüßen unter der Woche die Zeit bis zu den nächsten Bundesligaspielen. Mit Bayern München und ALBA BERLIN spielen zwei deutsche Teams in der europäischen Eliteliga, die sich am Mittwoch in der Hauptstadt treffen. Anlass genug, zu schauen, was die Euroleague ausmacht und vor allem: Warum Sie sich nicht vor der NBA verstecken muss.

– Stefan Koch

Nie war die Euroleague stärker als in dieser Saison. Hochkaräter wie Shane Larkin oder Nikola Mirotic versüßen unter der Woche die Zeit bis zu den nächsten Bundesligaspielen. Mit Bayern München und ALBA BERLIN spielen zwei deutsche Teams in der europäischen Eliteliga, die sich am Mittwoch in der Hauptstadt treffen. Anlass genug, zu schauen, was die Euroleague ausmacht und vor allem: Warum Sie sich nicht vor der NBA verstecken muss.

Der lebende Beweis: Luka Doncic

Ganz vereinfacht könnte die Antwort auf diese Frage lauten: Luka Doncic! Der 20-jährige Slowene ist zum jetzigen Zeitpunkt neben James Harden, LeBron James und Giannis Antetokounmpo ein MVP-Kandidat in jener Liga, die mit grenzenlosen Selbstvertrauen ihren Meister zum „World Champion“ kürt. Kein Spieler verdeutlich besser als das europäische Wunderkind, wie nah der Spitzenbasketball auf dem alten Kontinent der einstmals in eigenen Sphären schwebenden nordamerikanischen Profiliga gekommen ist.

Doncic wurde in Europa zum gestandenen Profi ausgebildet und gewann 2018 mit Real Madrid die Euroleague, wobei er, gerade 19 Jahre alt geworden, MVP der Saison und des Final Fours wurde. In dieser Saison 2017/18 erzielte er im Schnitt bereits 16 Punkte, 4,8 Rebounds und 4,3 Assists, aber seine aktuellen Zahlen in der NBA sind noch beeindruckender: 29,3 Punkte, 9,6 Rebounds und 8,9 Assists. Schlicht und einfach: Herausragend!

Natürlich muss beim Vergleich der Zahlen aus beiden Wettbewerben bedacht werden, dass in der NBA jedes Spiel acht Minuten länger dauert, allerdings befindet sich Doncic auch in einem Alter, in dem er sich noch ständig verbessert – seine Statistiken könnten also weiter steigen. Und die Tatsache, dass ein junger Spieler, der in der Euroleague groß geworden ist, in seinem zweiten Jahr in der NBA solche Zahlen auflegt, verdeutlicht: Die Euroleague und ihre Spitzenspieler sind verdammt nahe dran am NBA-Niveau.

Individuelles Talent versus taktische Komplexität

Die besten Spieler der Welt tummeln sich in der NBA, aber der beste Basketball der Welt wird in der Euroleague gespielt – das klingt überspitzt, aber es lassen sich durchaus Argumente für diese Aussage finden. Natürlich ist das individuelle Talentlevel in der NBA weiterhin unerreicht, insbesondere im athletischen Bereich versammelt sich dort das Nonplusultra. Aber in einem Euroleague-Spiel ist jede Sequenz hoch umkämpft, anders als in der NBA, wo die Intensität deutlich volatiler ist. Das kommt auch daher, dass es weniger Partien gibt (34 zu 82) und somit jede einzelne eine größere Bedeutung gewinnt. Die Hauptrunde in der NBA mit ihren 82 Spielen führt auch dazu, dass Stars hier und da geschont werden. Load Management in der Euroleague? Fehlanzeige!

Starke Verteidigung spielt in Europa eine deutlich wichtigere Rolle. Die taktische Komplexität ist größer als in der NBA, wo das 1-1 auch von den geänderten Regeln stärker in den Vordergrund gerückt wird. Das erkennen mittlerweile auch die Amerikaner an. „Allgemein wird angenommen, dass die besten Coaches Amerikaner sind. Aber ich musste darüber jedes Mal lachen, wenn ich ein Eurocup- oder Euroleague-Spiel sah, weil mich das Niveau des Coachings so sehr beeindruckte“, sagte Larry Brown, der als einziger Coach einen College- und NBA-Titel gewonnen hat, als er in der vergangenen Saison im Alter von 77 Jahren in Turin erstmals in Europa coachte (hier die sehenswerte Doku darüber, rechts der Trailer).

Die Rolle der Amerikaner als Lehrer und die der Europäer als Schüler ist längst aufgebrochen zugunsten eines Transfers in beide Richtungen. Spätestens die WM in China im September öffnete den letzten Unbelehrbaren die Augen. Die – wenn auch ohne absolute Topstars angetretene – NBA-Auswahl der USA enttäuschte mit einem siebten Platz, Argentinien kam ins Finale ohne einen aktuellen NBA-Profi, aber mit sieben Spielern, die zu dem Zeitpunkt in Europa unter Vertrag standen.

Europa holt finanziell auf

Die Euroleague hat sich mittlerweile so gut etabliert, dass auch etablierte NBA-Profis nach Europa kommen bzw. zurückkehren. So gelang es den Bayern, wie bereits zuvor mit Derrick Williams mit dem 29-jährigen Greg Monroe einen gestandenen NBA-Profi (Karrierewerte 13,2 Punkte und 8,3 Rebounds) im besten Basketballalter nach München zu lotsen. Das prominentestete Beispiel dieser Saison aber ist Nikola Mirotic. Der 28-Jährige unterschrieb nach fünf produktiven Jahren in Nordamerika einen Dreijahresvertrag in Barcelona, der ihm angeblich 4,5 Millionen Euro netto pro Saison einbringen soll. Qualität kostet Geld. In der Euroleague ist genügend Geld vorhanden, und entsprechend hoch ist das sportliche Niveau. Die Topteams agieren mit Budgets von über 40 Millionen Euro. Davon sind die Münchner mit geschätzten 23 Millionen Euro Etat noch weit entfernt, während die Berliner mit (ebenfalls geschätzten) elf Millionen nur noch von Roter Stern Belgrad unterboten werden.

Mit den Big Men Johannes Voigtmann (ZSKA Moskau) und Tibor Pleiß (Anadolu Efes Istanbul) stehen zwei deutsche Akteure bei ausländischen Euroleague-Topteams unter Vertrag. Am 27-jährigen Voigtmann waren im Sommer auch die Washington Wizards aus der NBA interessiert. Doch der frühere Frankfurter zog es vor, für 1,1 Millionen Euro netto pro Spielzeit aus dem spanischen Vitoria zum amtierenden Champion der Euroleague zu wechseln. Auch diese Entscheidung zeigt, wie die sportliche, organisatorische und auch monetäre Qualität der europäischen Königsklasse bewertet wird.

Kochs Nachschlag

Mit dem aktuellen Format von 18 Mannschaften und den damit verbundenen 34 Hauptrundenspieltagen ist die Euroleague an eine Grenze gestoßen. Mehr geht nicht. Es sei denn, ihre Teams spielen nicht mehr in den nationalen Wettbewerben. Dieses Szenario ist leider nicht unrealistisch. Bereits jetzt verfügen elf Teams über sogenannte A-Lizenzen, weswegen sie sich nicht sportlich qualifizieren müssen. CEO Jordi Bertomeu wird diese Zahl weiter erhöhen (auch München und Berlin sind dabei im Gespräch) und eine Qualifikation über die nationalen Ligen komplett ausschließen. Eine geschlossene Gesellschaft wie in der NBA passt nicht in die europäische Sportlandschaft, aber die Euroleague nähert sich in vielen Bereichen dem großen Vorbild an.

Berlin gegen München live:

Die heutige Partie zwischen ALBA BERLIN und dem FC Bayern München gibt es ab 19:45 Uhr hier auf MagentaSport. Das Spiel wird kommentiert von Alexander Frisch, Alex Vogel ist der Experte und Benni Zander führt die Interviews.

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.