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Kochs NachschlagRückblick und Ausblick: Die Entdeckung, die Energieleistung und der Trend der Saison

25. Juni 2019
Die Saison ist beendet. Obwohl der spielerische Unterschied zwischen dem alten und neuen Deutschen Meister Bayern München und seinem Herausforderer ALBA BERLIN minimal war, gewann der Titelverteidiger am Ende verdient mit 3:0. Überspitzt formuliert war den Bayern immer bewusst, dass Profisport ein ergebnisabhängiges Geschäft ist, während die Berliner in Schlüsselsituationen zu häufig den Eindruck mangelnder Reife hinterließen. Aber ich möchte mich hier weniger mit dieser Serie beschäftigen, sondern werde stattdessen weitgefächerter auf die Saison 2018/2019 zurückblicken.

– Stefan Koch

Die Saison ist beendet. Obwohl der spielerische Unterschied zwischen dem alten und neuen Deutschen Meister Bayern München und seinem Herausforderer ALBA BERLIN minimal war, gewann der Titelverteidiger am Ende verdient mit 3:0. Überspitzt formuliert war den Bayern immer bewusst, dass Profisport ein ergebnisabhängiges Geschäft ist, während die Berliner in Schlüsselsituationen zu häufig den Eindruck mangelnder Reife hinterließen. Aber ich möchte mich hier weniger mit dieser Serie beschäftigen, sondern werde stattdessen weitgefächerter auf die Saison 2018/2019 zurückblicken.

Energieleistung der Saison: RASTA Vechta

Mit einer aus sieben Spielern bestehenden Rotation eliminierte der Sensationsaufsteiger Brose Bamberg im Viertelfinale. Dabei verzichteten die Vechtaner nicht auf ihr kräfteraubendes defensives Konzept! Müdigkeit? Fehlanzeige! Wahrscheinlich war das Team von Pedro Calles das konditionell Beste in der abgelaufenen Spielzeit. Aber um eine solche Leistung zu bringen, muss auch die Chemie in der Mannschaft außergewöhnlich gut sein. Unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen war das 3:1 der Marley-Jünger eine der größten Leistungen in der Historie der Liga.

Trend der Saison: Co-Trainer befördern

Vom Assistant Coach zum Head Coach: Fünf Mannschaften nahmen sechs Trainerwechsel vor. Vier Mal wurde der Assistent befördert. In Bamberg übernahm Federico Perego, in Bonn Chris O’Shea (und beide trafen daqnn sogleich im Halbfinale des Pokals aufeinander, wie im Video rechts zu sehen ist), in Bremerhaven Michael Mai und in Jena Marius Linartas. Keiner von ihnen wird in der kommenden Saison auf einem Chefsessel in der BBL Platz nehmen. Bremerhaven und Jena sind sportlich abgestiegen, O’Shea rückt in Bonn zurück ins zweite Glied und Perego wechselt nach Italien.

Aber der Trend setzt sich fort und gewinnt sogar eine neue Dimension. Waren in den aufgeführten Fällen die Assistenz-Trainer zuvor im gleichen Club tätig, was sicherlich auch dem Wechsel in der laufenden Spielzeit geschuldet war, so übernehmen jetzt bei drei Programmen Assistant Coaches von außerhalb. Der Berliner Assistent Thomas Päch besetzt die Kommandobrücke in Bonn, der bisherige Ulmer Co Pete Strobl in Braunschweig. Mit dem Slowenen Jaka Lakovic hat ratiopharm ulm einen Head Coach installiert, der (neben seiner illustren Spielerkarriere) bislang ebenfalls nur Erfahrungen im zweiten Glied sammeln konnte. Dass die FRAPORT SKYLINERS mit Sebastian Gleim den bisherigen ProB-Coach zum Chef ernannt haben, rundet das Bild ab. Wahrscheinlich hat der große Erfolg von Pedro Calles in Vechta die Vereine in nicht unerheblichem Maße zu diesen Entscheidungen ermutigt.

Entdeckung der Saison: Franz Wagner

Der 17-Jährige hat mit seinem selbstbewussten Auftreten und seinen Leistungen beeindruckt. In diesem Alter Topscorer in einem Meisterschaftsfinale zu sein, spricht für sich. Der junge Albatross steht jetzt vor der wegweisenden Entscheidung, ob er ans College wechseln oder in Berlin bleiben soll. Mit seinen über zwei Metern Körperlänge kann er als Shooting Guard und als Small Forward agieren. Mir gefällt extrem gut, wie flüssig er sich an beiden Enden des Feldes bewegt. In Berlin wüsste er, dass er weiter auf den Außenpositionen spielen würde. So mancher College-Coach würde ihn aber vielleicht auf die Vier verfrachten. Das wäre ein Argument für den Verbleib in der Hauptstadt, der wiederum einen Gewinn für alle Fans der Liga darstellen würde.

Kochs Nachschlag: Bayern und Berlin unantastbar?

München und Berlin werden 2019/2020 in der Euroleague antreten. Dann wird die Königklasse erstmals 18 Teams umfassen, sodass die deutschen Teilnehmer ohne Pokalwettbewerb und Playoffs bereits 66 oder 68 Partien absolvieren müssen. Dieser Umstand dürfte die bereits begonnenen Entwicklungen beschleunigen. Die beiden Aushängeschilder benötigen qualitativ und quantitativ eine weitere Steigerung beim spielenden Personal, wobei diese wiederum die entsprechenden materiellen Mittel voraussetzt. Aber mit der Euroleague als Zugpferd ist sowohl eine Aufstockung des Etats möglich als auch eine sportliche Grundlage gegeben, um Topspieler zu binden. Bei den Bayern kursieren für die nächste Spielzeit Summen von 25 bis 30 Millionen Euro. Damit sollten die Münchner auf jeden Fall die Playoffs im besten europäischen Vereinswettbewerb erreichen können. Berlin dürfte von solchen Beträgen ein gutes Stück weit entfernt sein. 

Letztendlich könnte der Saisonverlauf 2018/19 eine Blaupause für die nähere Zukunft sein. Die Euroleague-Teilnehmer lassen in der Hauptrunde aufgrund ihres immensen Programms punktuell Federn, sind aber in den Playoffs unantastbar aufgrund ihrer extremen personellen Tiefe und der im qualitativ hochwertigen internationalen Wettbewerb gemachten Erfahrungen. Spannung birgt dann nur noch das direkte Duell der Besten, der Showdown der Revolverhelden am Ende des Westerns.

Aber auch das könnte fraglich sein. Während die Berliner sich über die Rückkehr in die Euroleague freuen, geht es für die Bayern um mehr als nur das Dabeisein. Mittelfristig könnten die Münchner angesichts der Möglichkeiten, die sich ihnen eröffnen, das Final Four anstreben. Es besteht die Gefahr, dass nicht nur die Diskrepanz zum Rest der Liga wächst, sondern auch zwischen den beiden Hauptdarstellern.

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.