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Kochs NachschlagUlmer Perspektiven: Mit Killian Hayes und dem Orange Campus in neue Sphären

05. Oktober 2019
In Ulm reiften Per Günther, Robin Benzing, Daniel Theis und zuletzt David Krämer zum Profi – nun soll NBA-Talent Killian Hayes auch in Ulm wachsen. dadurch könnte Nachwuchs aus ganz Europa angelockt werden, der dann von Chris Ensminger und Anton Gavel im einzigartigen Orange Campus ausgebildet werden soll. Ein Besuch vor Ort.

– Stefan Koch

In Ulm reiften Per Günther, Robin Benzing, Daniel Theis und zuletzt David Krämer zum Profi – nun soll NBA-Talent Killian Hayes auch in Ulm wachsen. dadurch könnte Nachwuchs aus ganz Europa angelockt werden, der dann von Chris Ensminger und Anton Gavel im einzigartigen Orange Campus ausgebildet werden soll. Ein Besuch vor Ort.

Das spannendste Projekt der Liga

Bayern München gelang es vor der Saison, mit dem früheren NBA-Profi Greg Monroe den namhaftesten Neuzugang an Land zu ziehen, aber das spannendste individuelle Projekt könnte Killian Hayes in Ulm sein. Der Franzose wurde erst am 27. Juli 18 Jahre alt und brillierte in den vergangenen beiden Jahren auf internationalem Parkett. 2017 gewann er mit Frankreich die U16-Europameisterschaften und wurde zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt (Video). Im darauffolgenden Jahr errang er bei den U17-Weltmeisterschaften die Silbermedaille, legte 16,1 Punkte, 3,6 Rebounds, 3,3 Assists und 2,7 Ballgewinne pro Partie auf und wurde in die Turnierauswahl berufen. In den sogenannten Mock Drafts der NBA, in denen Experten die Wahl des nächsten Jahres prognostizieren, taucht Hayes überall in der ersten Runde auf, teilweise sogar in den Top Ten.

Tragende Rolle bei Eurocup-Team

Wie landet ein solches Ausnahmetalent in Ulm? „Sein Agent kam auf uns zu. Unser aktives Werben begann erst, als er Interesse an unserer Situation signalisiert hatte“, sagt Sportdirektor Thorsten Leibenath. Der für seine Position mit 1,96 Meter relativ große Athlet hatte erst im vergangenen Sommer seinen ersten Profivertrag unterschrieben, der eigentlich eine Laufzeit von drei Jahren vorsah. In Cholet spielte der Sohn eines amerikanischen Vaters und einer französischen Mutter auf Anhieb eine gute Rolle und erzielte 7,1 Punkte pro Partie in der ersten französischen Liga. Doch die Aussichten gestalteten sich eher durchwachsen. Dem NBA-Aspiranten wäre hinter einem amerikanischen Spielmacher und einem US-Starter auf der Position Zwei die Rolle des dritten Guards in der Rotation zugefallen. Spieler und Umfeld wünschten sich aber eine tragende Rolle bei einer Mannschaft, die im Gegensatz zu Cholet auch europäisch spielt.

Ulm kann genau das bieten. „Wir haben uns mittlerweile einen Ruf in Europa erarbeitet, so dass Agent und Spieler uns angesprochen haben und jetzt mit einem guten Gefühl hinter dem Wechsel stehen“, sagt Leibenath. Die Bereitschaft, junge Talente früh mit verantwortungsvollen Aufgaben zu betreuen, zeichnet Ulm schon länger aus. Per Günther, Robin Benzing, Daniel Theis oder zuletzt David Krämer (Video) sind Namen, die dies belegen. Entsprechend ist die Verpflichtung von Hayes für den Sportdirektor der nächste Schritt und die konsequente Fortführung eines eingeschlagenen Weges.

Liga-Legenden und der Orange Campus

Mitte nächsten Jahres wollen die Ulmer ihren Orange Campus eröffnen, ein Projekt nach dem Vorbild der Jugendleistungszentren im Fußball. Mit diesem in Deutschland einzigartigen Komplex (Kosten 23 Millionen Euro) wollen sie jugendliche Ausnahmetalente aus ganz Europa anlocken. Derzeit trainieren bereits 21 nichtdeutsche Jugendnationalspieler im Programm. Mit Chris Ensminger (Video) als Jugendkoordinator und Anton Gavel als Trainer des NBBL- und des Pro B-Teams stehen zwei Erstligalegenden in verantwortungsvollen Positionen, die nach jeweils alleine schon 14 Jahren als BBL-Profi den Youngstern dezidiert vermitteln können, was es alles braucht, um ein Berufssportler zu sein. Daneben arbeiten mit Jaivon Harris und Marin Petric zwei weitere ehemalige Bundesligaspieler als Trainer im Programm. Mit dieser Manpower und dem Pfund Orange Campus können die Ulmer wuchern und vielleicht auch damit, dass ein junger Akteur bei ihnen auch die Chance auf Spielzeit erhält.

Mit Hayes haben die Schwaben einen Spieler der obersten Kategorie abgegriffen, was ihnen zukünftig bei der Rekrutierung ambitionierter Nachwuchsspieler nur zum Vorteil gereichen kann. „Die Interessensgleichheit mit Hayes und seinen Beratern war schnell abgeklopft, den Vertrag in trockene Tücher zu wickeln, aber noch ein schwieriges Stück Arbeit“, erläutert Leibenath, der jedoch keine Details preisgeben möchte. Aber es ist davon auszugehen, dass angesichts des Vertragsverhältnisses mit Cholet eine Ablösesumme im Raum stand. Genauso ist es wahrscheinlich, dass der neue Dreijahreskontrakt zumindest vorzeitige Ausstiegsklauseln für die NBA beinhaltet.

Entsprechend wünscht sich Leibenath, dass der Linkshänder seinen Fokus auf die anstehende Saison richtet und nicht auf das, was danach kommt. Er ist aber sehr zuversichtlich, was sowohl die mentale als auch sportliche Klasse seines Neuzugangs betrifft: „Ich bin beeindruckt, wie er seine Mitspieler besser macht. Er hat eine echte Spielmachermentalität.“

Kochs Nachschlag

Die Erwartungen sind hoch, der 18-Jährige soll die Fäden in der Hand halten, organisieren und kreieren. Doch kann ein dominanter Jugendspieler schon im Eurocup, dem zweithöchsten kontinentalen Wettbewerb, konstant eine tragende Rolle spielen? Am Mittwoch beim Auftakt gegen Bologna musste der Teenager noch Lehrgeld zahlen: Stefan Markovic zeigte dem Franzosen den Unterschied zwischen einem gestandenen europäischen Top-Aufbau und einem Talent mit NBA-Aspirationen (Video). Aber ich habe Killian Hayes beim Individualtraining beobachten können. Die Professionalität und Konzentration, mit denen er die Drills durchläuft, haben mir gut gefallen. Ulm wird niemals die Summen für 14-jährige europäische Toptalente aufrufen können wie z.B. Real Madrid oder Barcelona. Aber wenn Hayes über Ulm die NBA erreichten sollte, haben es die Verantwortlichen geschafft, noch mehr Aufmerksamkeit für ihr ambitioniertes Projekt zu generieren.

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.