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Home/Newscenter/Wenn schon vor Weihnachten der Baum brennt: Vechta, Chemnitz und Gießen sind noch sieglos

Kochs NachschlagWenn schon vor Weihnachten der Baum brennt: Vechta, Chemnitz und Gießen sind noch sieglos

17. Dezember 2020
Drei Teams stehen mit 0:6 Spielen am Tabellenende, am Freitag treffen zwei dieser Clubs aufeinander, einer davon hat den Headcoach ausgetauscht und in dieser Ausgabe schauen wir, was die Gründe sind für den schlechten Start von Vechta, Gießen und Chemnitz.

– Stefan Koch

Drei Teams stehen mit 0:6 Spielen am Tabellenende, am Freitag treffen zwei dieser Clubs aufeinander, einer davon hat den Headcoach ausgetauscht und in dieser Ausgabe schauen wir, was die Gründe sind für den schlechten Start von Vechta, Gießen und Chemnitz.

Kein Erfolg aus den ersten sechs Begegnungen – RASTA Vechta, die NINERS Chemnitz und die JobStairs GIESSEN 46ers zieren sieglos das Tabellenende. Eine besinnliche Vorweihnachtszeit fühlt sich anders an. Wie hoch der Druck auf dem Kessel schon in dieser frühen Saisonphase ist, zeigt die Demission von Head Coach Ingo Freyer in Gießen nach der Niederlage am Dienstag gegen den MBC. Beim Kellerduell am Freitag gegen Chemnitz wird sein Nachfolger Rolf Scholz erstmals in der Verantwortung stehen. Eine der beiden Niederlagenserien wird auf jeden Fall enden und damit beim Sieger ein hörbares Aufatmen auslösen. Für Vechta ist das erste Erfolgserlebnis deutlich unwahrscheinlicher. Die Niedersachsen müssen am Samstag beim Vizemeister in Ludwigsburg antreten.

RASTA Vechta

Der Vechtaer Kader ist sicherlich nicht für den aktuell immens dichten Terminplan gebaut. Wenn dann noch Spieler wie Philipp Herkenhoff oder zuletzt Jean Salumu ausfallen, wird es ganz eng. Aber das ist beileibe nicht die ganze Geschichte. Die Marley-Jünger sind nach drei Pokal- und sechs Ligapartien immer noch auf der Suche nach Konstanz. Guten Auswärtsauftritten in München und in Ulm, wo fast der Überraschungssieg gelang, stehen Heimniederlagen gegen schlagbare Konkurrenten wie Würzburg, Bayreuth und Bonn gegenüber. Angesichts der Qualität des spielenden Personals kann es nur um den Klassenerhalt gehen. Die Schlüsselfigur ist für mich Stefan Peno, der von ALBA BERLIN ausgeliehene Spielmacher. Der 23-Jährige hat fraglos seine Qualitäten, aber mit seinem bisherigen Auftreten hilft er der Mannschaft von Thomas Päch nur bedingt weiter. Als Point Guard nimmt der Serbe die meisten Würfe im Team, liefert aber mit 32,2 Prozent die schlechteste Quote, inklusive 19 Prozent von der Dreierlinie bei 3,5 Versuchen pro Partie. Sein Assist-Turnover-Ratio liegt bei 1,5, der von Josh Young bei 4,0. Peno muss sich zurücknehmen und verstehen, dass es seine Aufgabe ist, das Gefüge zu stabilisieren. Beim Auftaktspiel im Pokal Mitte Oktober gegen Gießen beispielsweise nahm er nur fünf Würfe, verteilte aber sechs Assists – was zu einem 99:85-Sieg gegen Gießen führte (Video rechts).

NINERS Chemnitz

Zäumen wir das Chemnitzer Pferd zunächst einmal statistisch auf. Der Neuling gehört ebenso wie Vechta zu den fünf Teams, die weniger als 80 Punkte pro Partie erzielen. Schaut man genauer nach, sticht ins Auge, dass sich die Schützlinge von Rodrigo Pastore die meisten Ballverluste leisten und von allen Mannschaften am schlechtesten rebounden. Klar, dass hier besonders das Fehlen von Filip Stanic weh tut, der sich bereits im ersten Saisonspiel einen Muskelbündelriss zuzog. Mit Rückkehrer Joe Lawson wurde deshalb bereits auf den großen Positionen nachverpflichtet. Damit stehen aber auch sieben Ausländer im Kader, was zu Unsicherheiten bezüglich der Rollen führen und gerade bei einer Niederlagenserie abträglich sein kann. Die NINERS verfügen über ein interessantes Roster, konnten aber aufgrund der Umstände die Aufstiegseuphorie nicht mitnehmen und leiden vermutlich besonders unter den fehlenden Zuschauern. Die ersten beiden Niederlagen waren noch knapp, ein 86:93 in Bamberg und ein 99:103 nach Verlängerung gegen Göttingen (Video rechts), aber mittlerweile hat der schlechte Start das ehemals gute Selbstvertrauen angeknackst. Chemnitz braucht auch deshalb den ersten Sieg. Dazu muss eine Steigerung bei den Basics erfolgen: Verteidigung, Rebound, Ballkontrolle.

JobStairs GIESSEN 46ers

Bei den Mittelhessen kam es am Mittwoch zur ersten Trainerentlassung der Saison. Nach der Niederlage gegen den MBC (Video rechts) und saisonübergreifend 13 Pflichtspielpleiten in Folge trennte sich Geschäftsführer und Sportdirektor Michael Koch von Head Coach Ingo Freyer und beorderte den bisherigen ProB-Trainer Rolf Scholz auf die Kommandobrücke. Der 40-Jährige ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden, denn Gießen hinterließ von allen Teams bislang den schwächsten Eindruck und kassierte in den sechs Ligaspielen über 100 Zähler pro Partie. Sowohl in der 1-1-Verteidigung als auch im Teamverband zeigten die 46ers große Defizite. Offensiv dürfte der neue Coach darauf bedacht sein, mehr Struktur zu implementieren. Mit Scholz haben sich die Gießener für eine interne und kostengünstige Lösung entschieden. Das bedeutet nicht, dass es eine schlechte sein muss, denn in der ProB hat der Erstliganovize sehr gute Arbeit abgeliefert. Ob er das Schiff ohne Veränderungen im Kader wieder auf Kurs bekommen kann, ist aber fraglich. Ein Teil der Ausländer hat bislang nur begrenzt überzeugt, das gilt besonders für Routinier Brandon Bowman.

Kochs Nachschlag

Nach den bisherigen Eindrücken ist Gießen erster Abstiegskandidat, aber auch Vechta und Chemnitz werden zittern müssen. In Corona-Zeiten herrscht Ebbe in den Kassen. Aber es gilt nach wie vor, dass nichts kostspieliger ist als der Abstieg. Die Existenzängste sind durch die Pandemie sicherlich nicht kleiner geworden. Deshalb wird im Kampf um den Klassenerhalt der Zeitpunkt kommen, an dem die letzten Taler zusammengekratzt werden, um die eigene Ausgangsposition zu verbessern. Dann bleibt nur noch die Frage, wie sie eingesetzt werden. Kommt ein neuer Coach, und/oder kommt ein neuer Spieler, oder kommen gar mehrere Akteure vor Ende der Wechselfrist?

Zur Person:

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.