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Home/Newscenter/Die Halbzeit-Awards der besonderen Art: Edelschütze Eriksson, Evergreen Paulding und Ergänzungsspieler Sengfelder

Kochs NachschlagDie Halbzeit-Awards der besonderen Art: Edelschütze Eriksson, Evergreen Paulding und Ergänzungsspieler Sengfelder

07. Februar 2020
Das Pokalfinale steht an, was bedeutet, dass die Hälfte der regulären Saison bereits geschafft ist. Deshalb hier meine Halbzeit-Awards - allerdings nicht zu den offiziellen Auszeichnungen, die am Ende vergeben werden, sondern eigene Kategorien, um einige Spieler, die mir bislang aufgefallen sind, in den Vordergrund zu rücken.

– Stefan Koch

Das Pokalfinale steht an, was bedeutet, dass die Hälfte der regulären Saison bereits geschafft ist. Deshalb hier meine Halbzeit-Awards - allerdings nicht zu den offiziellen Auszeichnungen, die am Ende vergeben werden, sondern eigene Kategorien, um einige Spieler, die mir bislang aufgefallen sind, in den Vordergrund zu rücken.

Der beste Werfer: Marcus Eriksson

Zugegeben, 45,2 Prozent von der Dreipunktelinie und 87,5 Prozent von der Freiwurflinie sind gute Zahlen, aber doch nicht wirklich außergewöhnlich. Jordan Hulls legte zum Beispiel in den vergangenen Jahren noch stärkere Werte auf. Wer aber daran zweifelt, dass Marcus Eriksson der beste Werfer der Liga ist, der sollte sich noch einmal das unfassbare Trainingsvideo des Schweden anschauen, in dem er 254 von 259 Dreierversuchen durch die Reuse befördert (der vorherige Rekord von Spencer Butterfield lag bei 95/100). Da er manchmal auch vom Parkplatz draufhält und als designierter Schütze, dem die Verteidigung auf den Füßen steht, schwierigere Würfe nimmt als andere Spieler, ist seine Dreierquote in der Bewertung einfach höher anzusiedeln als es die nackte Zahl aussagt.

Die Evergreens: Rickey Paulding und Quantez Robertson

Rickey Paulding ist 37 Jahre jung und glänzt mit dem zweitbesten Scoring-Schnitt in seiner mittlerweile 13. Spielzeit in Oldenburg. Die Spielfreude des Kapitäns ist ansteckend, seine Athletik scheint unverwüstlich, wenn wir uns seine kraftvollen Dunkings vor Augen führen. Dieser Mann muss einen persönlichen Jungbrunnen in seinem Keller haben.

Tez Robertson ist zwei Jahre jünger als Paulding und eher durchwachsen in die Saison gestartet. Mittlerweile ist er aber wieder der unumstrittene Leader by Example in Frankfurt, der der verletzungsgeplagten Mannschaft Energie und Siegeswillen einimpft. Mit fast 36 Minuten pro Begegnung führt er erneut die Liga an und ist nur knapp hinter Ish Wainright der zweitbeste Balldieb.

Der nächste Draftpick: Killian Hayes

Killian Hayes ist ungefähr halb so alt wie diese beiden Gallionsfiguren. Aber mit seinen 18 Lenzen spielt er schon eine zentrale Rolle in Ulm. Sein Dreier fällt noch zu inkonstant, aber der Franzose ist schon jetzt ein exzellenter Passgeber aus dem Pick and Roll. Er findet sowohl den abrollenden Spieler in NBA-Manier per Alley oop als auch die Schützen auf der ballentfernten Seite. Letzteres funktioniert deutlich besser, wenn er über seine stärkere linke Hand kommt. Entsprechend ist das Attackieren über rechts neben dem Wurf der Bereich, in dem er sich noch verbessern muss. Ich glaube, dass ihm ein weiteres Jahr in Europa guttäte. Da er aber in den meisten Mock Drafts hoch gehandelt wird, könnte er sich dafür entschieden, schon im Sommer den Atlantik zu überqueren.

Der beste Ergänzungsspieler: Christian Sengfelder

Die Amerikaner benutzen gerne den Begriff des „Complementary Players“, womit sie einen Spieler beschreiben, der hinter den absoluten Topstars des Teams eine wichtige Rolle erfüllt und im Angriff als dritte oder vierte Option fungiert. Bei der Oscar-Verleihung wäre es wahrscheinlich die Auszeichnung für die beste Nebenrolle. Nun wird es Chris Sengfelders Bedeutung für die Bamberger Mannschaft nicht gerecht, ihn so zu klassifizieren. Er ist aber auch nicht der Go-to-Guy oder die zentrale Figur des Systems. Der Power Forward bringt sowohl das Mind- als auch das Skillset mit, um der ideale Complementary Player in einem Topteam zu sein. Einzig seine überschaubare Athletik schlägt negativ zu Buche.

Der am wenigsten beachtete Topspieler: Scott Eatherton

Wie der „Complementary Player“ ist auch der „Unsung Hero“ ein geflügelter Begriff in den USA. Scott Eatherton ist für mich der Spieler, der dauerhaft gute Leistungen zeigt und dafür zu wenig Aufmerksamkeit erhält. Mittlerweile spielt der Braunschweiger Center seine dritte Saison in der Löwenstadt und seine insgesamt vierte in der Liga. Aktuell ist er der beste Rebounder, der viertbeste Scorer und der zweiteffektivste Spieler. Die Center, die primär in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, sind aber die illustreren Rasid Mahalbasic, Greg Monroe und John Bryant. Das mag auch damit zusammenhängen, dass Eatherton in seiner unaufgeregten und bescheidenen Art nichts ferner liegt als Werbung in eigener Sache.

Die besten Comebacks: Alex Ruoff und Kyan Anderson

Zwei Akteure aus dem gleichen Verein? Alex Ruoff ist der Spieler mit dem besten saisonübergreifenden Comeback, Kyan Anderson mit dem besten saisoninternen. Ruoff hatte seit seinem Weggang aus Göttingen 2017 seiner Vita nur 19 Spiele in Finnland hinzugefügt. Als er im Dezember zur BG zurückkehrte, war nicht absehbar, was der 33-Jährige noch leisten könnte. Jetzt wissen wir es: 11,7 Punkte, 5,6 Rebounds und 4,6 Assists legt der smarte Allrounder im Schnitt auf. Aber noch wichtiger: Seit er im Team steht, haben die Roijakkers-Schützlinge sechs von sieben Ligapartien gewonnen. Großen Anteil an der Göttinger Erfolgsgeschichte hat natürlich auch Kyan Anderson. In den ersten fünf Saisonspielen gelangen ihm nur 6,2 Punkte pro Partie bei einer Feldwurfquote von 23,1 Prozent; Bennet Hundt schien mit seinem starken Saisonstart den Amerikaner ausgestochen zu haben. Doch spätestens seit Ruoff ihn in der Kreativabteilung entlastet, ist der pfeilschnelle Guard mit 22,6 Punkten für die gegnerischen Verteidigungen zu einem 1-1-Albtraum mutiert.

Kochs Nachschlag

Bislang ging es nur um einzelne Spieler, daher möchte ich im Nachschlag die beiden Mannschaften erwähnen, denen ich in der ersten Saisonhälfte am liebsten zugeschaut habe. Meine wichtigsten Kriterien sind in diesem Zusammenhang Kreativität, Teamplay und Tempo in der Offensive. Deshalb haben mir Berlin und Crailsheim besonders viel Freude bereitet.

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.