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Home/Newscenter/Das Final-Turnier 2020 in München: Modus mit Playoff-Feeling und erhöhtem Überraschungspotenzial

Kochs NachschlagDas Final-Turnier 2020 in München: Modus mit Playoff-Feeling und erhöhtem Überraschungspotenzial

03. Juni 2020
Viele hatten geglaubt, dass die Bundesliga-Saison 2019/2020 mit der durch Corona bedingten Aussetzung beendet sein würde. Am Wochenende geht es aber tatsächlich weiter – nicht mit allen Teams, aber immerhin mit zehn Teilnehmern, die in München beim easyCredit BBL Final-Turnier 2020, so der offizielle Name, unter strengsten Hygieneauflagen einen Deutschen Meister küren werden. Da bereits zu genüge thematisiert wurde, wie es zu diesem Turnier gekommen ist, befasse ich mich nun mit den sportlichen Aspekten des Final-Turniers:

– Stefan Koch

Viele hatten geglaubt, dass die Bundesliga-Saison 2019/2020 mit der durch Corona bedingten Aussetzung beendet sein würde. Am Wochenende geht es aber tatsächlich weiter – nicht mit allen Teams, aber immerhin mit zehn Teilnehmern, die in München beim easyCredit BBL Final-Turnier 2020, so der offizielle Name, unter strengsten Hygieneauflagen einen Deutschen Meister küren werden. Da bereits zu genüge thematisiert wurde, wie es zu diesem Turnier gekommen ist, befasse ich mich nun mit den sportlichen Aspekten des Final-Turniers:

Der Modus

Im Herbst 2018 schrieb ich einen „Nachschlag“ zum neuen Pokalmodus, an dessen Ende ich der Modifizierung des Wettbewerbs eine glatte Eins mit Sternchen verlieh. Bezüglich der Gestaltung des Münchener Turniers ist meine Einschätzung ganz ähnlich. Eine den K.o.-Spielen (ich finde es unangemessen von Playoffs zu schreiben) vorgelagerte Gruppenphase ist exakt das, was die Mannschaften nach der langen Pause benötigen, um wieder einen Spielrhythmus zu finden. Dass die beiden Spiele einer Gruppe immer am gleichen Tag stattfinden, ist für eine Wettbewerbsgleichheit bezüglich der Regenerationsphasen unabdingbar. Dennoch haben natürlich die zwei Teams, die am ersten Spieltag aussetzen, einen Nachteil, weil sie nicht in den Genuss einer echten Pause kommen. Das betrifft Oldenburg und Bamberg. Crailsheim und Frankfurt, die in der fünften und letzten Runde aussetzen, könn(t)en zumindest vor dem Viertelfinale durchschnaufen.

Die Regelung keine Best-of-three-Serien zu spielen, halte ich für absolut sinnvoll. Möglich wäre das nur gewesen, wenn man den Zeitraum für das Turnier erweitert hätte. Angesichts der Rahmenbedingungen wäre das aus unterschiedlichen Gründen so gut wie nicht umsetzbar. Mit dem Hin- und Rückspielgedanken etabliert man aber immerhin den Charakter der Playoffs, der für unsere Sportart wie für keine andere immens wichtig ist. Ein Zehnerturnier, an dessen Ende einer jeder-gegen-jeden-Runde der Sieger zum Meister erklärt wird, fänden wir doch alle langweilig! So aber gibt es Playoff-Feeling mit erhöhtem Überraschungspotenzial, denn München oder Berlin sind in zwei Spielen eher zu knacken als in einer Best-of-five-Serie.

Die Fitness

Ich kenne die Probleme aus meiner Zeit als Head Coach in der BBL. Die Saisonvorbereitung beginnt, die Spieler absolvieren ihre Eingangstests, und in den ersten Einheiten wird deutlich, in welch unterschiedlichen körperlichen Verfassungen sie aus der Pause gekommen sind. Da gibt es den Fitness-Freak, der den ganzen Sommer – im Zweifelsfall sogar mit einem Privattrainer – an allen physischen und technischen Aspekten des Spiels gearbeitet hat. Aber nicht alle Basketballer denken so. Andere Akteure machen deutlich weniger und sehen die Preseason bei ihrem Verein als einzige und ausreichende Vorbereitung an. Solche Herren bekommen dann im Bereich der Grundlagenausdauer hier und da einmal eine Extra-Einheit in den Trainingsplan geschrieben.

Dieses Problem stellt sich vor dem Münchner Turnier ebenfalls, aber es ist schwieriger zu lösen. Die Vorbereitungszeit auf das erste ergebnisrelevante Spiel ist jetzt viel kürzer als vor Beginn der Clubsaison (oder für Nationalspieler auch vor einer EM oder WM) und damit auch die Möglichkeit, die in schlechterer Verfassung angetretenen Spieler auf ein entsprechendes Niveau zu hieven. Gravierende Rückstände führen aber nicht nur zu einer schlechteren Perfomance, sondern erhöhen auch das Verletzungsrisiko - gerade bei den eng getakteten Belastungen dieses Turniers mit vier Vorrunden-Spielen in sieben Tagen.

Wobei bei den großen FIBA-Turnieren die Schlagzahl noch höher liegt, bei einer EM beispielsweise wurden regelmäßig fünf Vorrunden-Spiele in sechs Tagen absolviert (DBB-Spielplan EM 2015 in Berlin) und auch bei den vergangenen beiden Medaillenerfolgen der DBB-Auswahl war die Belastung höher: Beim EM-Silber 2005 gab es für die deutsche Auswahl drei Vorrunden-Spiele in drei Tagen und am Ende an drei aufeinanderfolgenden Tagen Viertelfinale, Halbfinale und Finale (DBB-Spielplan) und beim WM-Bronze von 2002 absolvierten die deutschen Spieler neun Spiele in elf Tagen (DBB-Spielplan), beim jetzigen Final-Turnier könnten es maximal zehn Spiele in 23 Tagen werden.

Kochs Nachschlag

Die Bundesliga hat es geschafft, mit ihrem detailliert durchdachten Hygienekonzept die politisch Verantwortlichen zu überzeugen. Das ist ein Teil der im Vorfeld zu honorierenden Leistungen. Darüber hinaus hat sich die Liga in ihrer Außendarstellung als Einheit präsentiert. Zehn Mannschaften werden weiterspielen, sieben haben darauf verzichtet. Aber Befürworter und Gegner einer Saisonfortsetzung haben sich zu keinem Zeitpunkt zerfleischt, sondern haben in einer schwierigen Lage einen respektvollen Umgang mit den Meinungen der anderen Seite gefunden. Es ist bekannt, dass die Clubs zum Teil auch in wichtigen Fragen Differenzen miteinander haben. Als Beispiel sei nur die Größe der Liga genannt. Umso schöner ist es, dass man es in dieser Krise verstanden hat, einen für alle akzeptablen Weg zu gehen. Einziger Wermutstropfen: Die Spieler, die zentralen Figuren in diesem Konstrukt, fühlten sich zurecht anfangs zu wenig einbezogen.

Am Freitag folgt mein zweiter Nachschlag vor dem (Re-)Start in München. Dann werden ich mich mit den Veränderungen der Kader und den daraus resultierenden Kräfteverhältnissen beschäftigen.

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.