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Home/Newscenter/Mein bester Verteidiger der Liga: Warum Yorman Polas Bartolo so wichtig für Ludwigsburg ist

Kochs NachschlagMein bester Verteidiger der Liga: Warum Yorman Polas Bartolo so wichtig für Ludwigsburg ist

01. April 2021
Wie gut er verteidigt, ist bekannt. Und auch, dass er ein außergewöhnlich feiner Typ mit einem noch außergewöhnlicheren Werdegang ist. Aber Yorman Polas Bartolo spielt mit 35 Jahren auch seine offensiv beste Saison und ohne ihn wäre Ludwigsburg nicht Tabellenführer.

– Stefan Koch

Wie gut er verteidigt, ist bekannt. Und auch, dass er ein außergewöhnlich feiner Typ mit einem noch außergewöhnlicheren Werdegang ist. Aber Yorman Polas Bartolo spielt mit 35 Jahren auch seine offensiv beste Saison und ohne ihn wäre Ludwigsburg nicht Tabellenführer.

Verteidigung ist in Realität und Wahrnehmung mit Arbeit und Einsatz verbunden. Da unser medienmanipuliertes Auge aber eher nach Glamour Ausschau hält, bekommen Akteure, die sich vor allem über ihr defensives Engagement definieren, zu wenig Aufmerksamkeit. Yorman Polas Bartolo kann in diesem Zusammenhang als Paradebeispiel gelten. Der Deutsch-Kubaner ist nachgewiesenermaßen ein Topverteidiger, wurde 2018 und 2019 als bester Defensivspieler der Liga ausgezeichnet (2020 wurde der Award aufgrund der Pandemie nicht vergeben) und könnte beim aktuellen Stimmungsbild auch in dieser Saison die Trophäe einheimsen. Dazu spielt er mit 10,7 Punkten (47 Prozent aus dem Feld) und 2,6 Assists auch noch die beste offensive Saison seiner Karriere und darf als ein Stützpfeiler für die herausragende Spielzeit der MHP RIESEN Ludwigsburg gelten. Bezüglich der Barockstädter wird vornehmlich über den MVP-Kandidaten Jaleen Smith gesprochen, heute aber geht es um den „Schattenmann“ Yorman Polas Bartolo.

Zur Person:

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games. Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL. Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.

Sein Werdegang

Bis 2012 war der Flügelspieler in seinem Heimatland Kuba aktiv, wo er auch für die Nationalmannschaft auflief. Nach seiner Heirat mit einer Deutschen wechselte er nach München, wo er eine Saison in der Regionalliga Süd-Ost auf Korbjagd ging. Fun Fact am Rande: In der Zeit organisierte Bastian Schweinsteiger ein Probetraining für ihn bei den Bayern-Basketballern unter Svetislav Pesic, aber da Polas Bartolo zu diesem Zeitpunkt noch nicht über einen deutschen Pass verfügte, kam keine Verpflichtung zustande. Über die ProA arbeitete er sich dann ins Oberhaus hoch, wobei ihm sowohl mit Crailsheim (2014) als auch mit Gießen (2015) der Aufstieg gelang. Im September 2015 erhielt er dann die deutsche Staatsbürgerschaft, die seiner Karriere einen zusätzlichen Schub verlieh, da er nicht mehr unter das Ausländerkontingent fiel. Nach vier Jahren in Bonn (hier einige Highlights) und dem Finalturnier 2020 mit Frankfurt steht Polas Bartolo seit August letzten Jahres in Ludwigsburg unter Vertrag. Ja, das kann man wirklich einen außergewöhnlichen Werdegang nach oben nennen!

Sein Spielstil

„El Ciclon“ – der Wirbelsturm, so lautet der Spitzname des 35-Jährigen und der Name ist Programm. Die Energie, die er bringt, ist absolut außergewöhnlich. Defensiv ist er ein Terrier, der sich in jedem 1-1-Duell festbeißt und es zu einer persönlichen Auseinandersetzung, einer Frage der Ehre, stilisiert. Polas Bartolo ist ein unangenehmer Gegenspieler, der versucht, in den Kopf des Angreifers zu kommen. In Verbindung mit seiner physischen Härte und seinen defensiven Skills ist er eine Art Albtraum für die besten Scorer der Liga. Dazu kommt seine Vielseitigkeit. Er kann mit seinen 191 Zentimetern vom Point Guard bis zum Power Forward jede Position verteidigen, rangiert bei den Ballgewinnen unter den ersten Fünf der Liga und würde selbst gegen einen D-Zug in Höchstgeschwindigkeit das Offensiv-Foul annehmen. Ja, Yorman Polas Bartolo ist ein Hustle-Player par excellence, wie auch einige Szenen im Video rechts zeigen, aber es wäre ungerecht, ihn darauf zu reduzieren.

Er ist nämlich auch der zweiteffektivste Akteur des Tabellenführers. In anderen Worten: Er spielt die beste Saison seiner Karriere. Zugegeben: Das Entscheidungsverhalten bei seinen Drives zum Korb ist sowohl im Fast Break als auch im Halbfeld hier und da fragwürdig. Und manchmal ist er (auch im Umgang mit den Schiedsrichtern) nicht Herr seiner Emotionen. Aber er reboundet bärenstark für einen Spieler seiner Länge und erackert sich knapp zwei offensive Abpraller pro Partie. Noch beeindruckender ist aber, dass Polas Bartolo in dieser Saison den Dreier für sich nicht entdeckt – er hat auch früher immer mal wieder von draußen abgedrückt –, sondern gemeistert hat: 41,6 Prozent bei 3,6 Versuchen pro Partie! Damit wirft er hinter dem Spezialisten Jordan Hulls die zweitbeste Quote bei den Ludwigsburgern! Wer hätte ihm das vor dieser Saison zugetraut? Ich jedenfalls nicht! Zu guter Letzt: Neben seiner Rolle als startender Small Forward kann er jederzeit die des ultrakleinen Power Forwards für die „Smallball-Riesen“ übernehmen.

Kochs Nachschlag

Yorman Polas Bartolo und der Basketball von John Patrick. Das passt wie der Steal zum Hustle. Der Deutsch-Kubaner bringt alle Voraussetzungen mit, die sich der Coach bei seinen Spielern wünscht. Es stellt sich die Frage, warum diese Konstellation nicht schon früher zustande kam. Aber besser spät als nie. Ich bin sehr sicher: Ohne das Puzzleteil Yorman Polas Bartolo würden die Ludwigsburger nicht diese Wahnsinnssaison spielen. Gutes aktuelles Beispiel ist der knappe 97:92-Sieg gegen Bayreuth am vergangenen Sonntag, bei dem er mit 22 Punkten seine Saisonbestleistung auflegte (Video rechts).

Wer die Charakterisierung des (Defensiv-)Spielers Polas Bartolo aufmerksam gelesen hat, kann zu dem Schluss kommen, dass es sich dabei quasi zwangsläufig um einen äußerst unangenehmen Zeitgenossen handeln müsse. Aber die Folgerung, dass ein unangenehmer Gegenspieler auch eine unangenehme Person sein muss, ist oft unlauter (Quantez Robertson und Max DiLeo sind weitere Beispiele dafür) und auch in diesem Fall komplett falsch. Wer sich mit Yorman Polas Bartolo unterhält, lernt einen extrem höflichen, freundlichen, aufgeschlossenen und liebenswürdigen Menschen kennen. Der Wirbelsturm verfügt über jede Menge Qualitäten – auf dem Parkett und außerhalb.