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Kochs NachschlagOldenburg mit Rickey Paulding und Ulm mit Per Günther: Anwärter fürs Halbfinale oder doch für mehr?

22. September 2021
Über Berlin und München reden sowieso alle, deshalb thematisiere ich hier gegen den Trend zwei andere Teams, die sich gut beschreiben lassen mit den folgenden zwei Slogans: „Rickey und die Rasselbande“ und „Abschlusstournee mit Gaststars“.

Von Stefan Koch

Über Berlin und München reden sowieso alle, deshalb thematisiere ich hier gegen den Trend zwei andere Teams, die sich gut beschreiben lassen mit den folgenden zwei Slogans: „Rickey und die Rasselbande“ und „Abschlusstournee mit Gaststars“.

Wie es nicht anders zu erwarten war, nimmt in den Betrachtungen vor der am Donnerstag beginnenden Saison das antizipierte Titelduell der Euroleague-Teilnehmer ALBA BERLIN und FC Bayern München den meisten Raum ein. In der der vergangenen Spielzeit bestritten die beiden Platzhirsche das Finale, und es käme keinesfalls überraschend, wenn wir 2022 eine Neuauflage dieses Showdowns erleben würden. Ich möchte im ersten Nachschlag der neuen Saison bewusst meinen Blick auf zwei andere Teams richten: Die EWE Baskets Oldenburg und ratiopharm ulm. 

Beide Teams wurden in den letzten Jahren immer genannt, wenn es darum ging, einen erweiterten Favoritenkreis zu benennen. Beide Teams haben vor dieser Spielzeit interessante Personalrochaden vollzogen – und beide Teams haben weiterhin ihren großen Elder Statesman als Gallionsfigur an Bord. Rickey Paulding und Per Günther gehören zum Inventar der Liga und dürfen in ihrem Status bedenkenlos den Begriff Legende verankern.

Rickey und die Rasselbande

Der Oldenburger Ansatz stand bislang wie kein anderer in der Liga für Kontinuität. Entsprechend war der radikale Schnitt im Sommer ungewöhnlich. Obwohl die Mannschaft letzte Saison eine unfassbar effiziente Offensive zelebrierte, wurde ein Paradigmenwechsel ausgerufen. Jünger, athletisch und defensivstärker – das waren die Attribute, an denen die Oldenburger ihr Recruiting orientierten. Mit Braydon Hobbs, Karsten Tadda, Philipp Schwethelm, Nathan Boothe und Rasid Mahalbasic sind fünf Eckpfeiler, die mehrere Jahre im und für das Programm standen, nicht mehr dabei. Bis auf den 27-jährigen Boothe sind alle diese Spieler älter als 30. Vor allem das Ausscheiden Mahalbasics dürfte zu einer Neuausrichtung im Angriff führen. Der „Point Center“ lieferte mit seinen Scoring- und Passfähigkeiten jede Menge Treibstoff für die Offensiv-Maschinerie. Die Neuen sind im Schnitt 25 Jahre alt. Der 38-jährige Rickey Paulding fungiert also quasi als Anführer einer Rasselbande! Lediglich Phil Pressey hat außer ihm schon die 30 überschritten. Der wird mit dem 23-jährigen Bennet Hundt ein gutes Spielmacherduo bilden, das aber aufgrund fehlender Länge (beide nur 1,80 Meter) angreifbar sein könnte. Mit dem ausgeliehenen Amerikaner Max Heidegger (24 Jahre), Liga-Topscorer Michal Michalak (27) und Paulding steht auf den Außenpositionen jede Menge Scoring zur Verfügung. Dazu kommen mit Dreier Alen Pjanic (24), Fünfer Tai Odiase (26) und Vierer T.J. Holyfield (26) weitere Profis, die ihren Leistungshöhepunkt vermutlich noch vor sich haben.

Abschlusstournee mit Gaststars

Der Rickey Paulding der Uuulmer heißt Per Günther. Der Kapitän kündigte bereits im Juni an, dass die jetzt beginnende Saison seine letzte sein wird. Dabei flankieren jede Menge Gaststars die Abschlusstournee des Ulmer Kapitäns. Mit Semaj Christon, Jaron Blossomgame und Cristiano Felicio haben die Schwaben, bei denen alle Ausländer das Schiff verließen, drei Profis mit NBA-Erfahrung verpflichten können. Vor allem der brasilianische Center Felicio verspricht allerhöchste Qualität. Nach sechs Jahren bei den Chicago Bulls entschied er sich für eine Spielzeit in Ulm. Aber der 29-Jährige ist nicht nur ein Spieler, sondern vor allem auch ein Arbeiter, der mit einer Topeinstellung seinem Job nachgeht und als Vorbild für die jungen Talente dienen kann. Mit Karim Jallow und Philipp Herkenhoff hat Sportdirektor Thorsten Leibenath zwei der interessantesten deutschen Perspektivspieler an die Donau gelockt. Als Sahnehäubchen konnte er mit Fedor Zugic eines der größten europäischen Talente gewinnen. Nach dem Franzosen Killian Hayes soll(te) es auch dem 18-jährigen Montenegriner gelingen, über Ulm den Sprung in die NBA zu schaffen. Mit Troy Caupain, Andi Obst und Dylan Osetkowski an der der Spitze haben die Ulmer viel Qualität verloren, aber das Team für die kommende Saison verspricht genauso interessant zu werden wie das letzte. Wer weiß: Vielleicht eine Überraschung im Pokalwettbewerb und damit auf der Schlussgeraden doch noch ein Mannschaftstitel für Speedy Günzalez? Gönnen würde es ihm wohl jeder.

Kochs Nachschlag

Bayern Meister, Berlin Finalist. Ich denke, so tippe nicht nur ich, sondern die meisten Basketballenthusiasten in Deutschland. Dahinter beginnen sich dann aber die Meinungen zu teilen. Ich setzte auf Oldenburg und Ulm im Halbfinale. Gut möglich, dass beide Teams aufgrund des personellen Umbruchs Zeit brauchen, um sich zu finden. Aber die Hühner werden am Abend gezählt! Außerdem sollte man bei Ulm nicht vergessen, dass die Mannschaft mit nur fünf Ausländern startet, sich also während des laufenden Wettbewerbs noch gezielt verstärken kann. Jetzt werdet ihr fragen: Aber was ist mit den MHP RIESEN Ludwigsburg, dem Überraschungsteam der vergangenen Saison? In die Playoffs sollten die Schützlinge von John Patrick auf jeden Fall kommen. Da der Coach noch zwei Verpflichtungen angekündigt hat, wird das Team auf jeden Fall ein Wörtchen mitreden. Es fällt mir aber angesichts der Unsicherheit, wer diese beiden Spieler sein werden, schwer, mich aktuell darüber hinaus festzulegen.

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.