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Kochs NachschlagGöttingen und Würzburg: Was die beiden Überraschungsteams der Saison verbindet

28. April 2023
Die BG Göttingen und die Würzburg Baskets sind die Überraschungsteams dieser Saison, könnten es beide mit kleinerem Etat in die Postseason schaffen und haben auch sonst einige Gemeinsamkeiten, zum Beispiel kleinere Etats, unbekannte Spieler und Cheftrainer, die im Rennen um die Auszeichnung als Coach des Jahres vorne mitlaufen.

Die BG Göttingen und die Würzburg Baskets sind die Überraschungsteams dieser Saison, könnten es beide mit kleinerem Etat in die Postseason schaffen und haben auch sonst einige Gemeinsamkeiten, zum Beispiel kleinere Etats, aufstrebende Spieler und Cheftrainer, die im Rennen um die Auszeichnung als Coach des Jahres vorne mitlaufen.

Am Donnerstag trafen in Würzburg die beiden Überraschungsteams auf den Playoff-Rängen aufeinander. Nach dem 92:74-Erfolg der BG Göttingen steht fest, dass die Veilchen erstmals seit 2011 wieder in der Postseason dabei sein werden. Für die Gastgeber, die mit einem Sieg einen wichtigen Schritt hätten gehen können, ist es jetzt eminent wichtig, am Montag bei den stark abstiegsgefährdeten Frankfurtern in die Erfolgsspur zurückzukehren. 

Der Sieg der Göttinger ging in Ordnung. Sie erarbeiteten sich in der ersten Hälfte jede Menge zweite Chancen am offensiven Brett und fanden ihren in den Partien zuvor verlorengegangenen Rhythmus zurück. Zudem waren die Südniedersachsen mit fünf Spielern in Double Figures deutlich variabler aufgestellt als die Würzburger, die wieder einmal (zu sehr) am Tropf von Stanley Whittaker und Cameron Hunt hingen. 

Aber ich möchte jetzt nicht diese Partie analysieren, sondern vielmehr darauf schauen, was diese beiden Teams ausmacht. Die Bezeichnung Überraschungsteam haben sie sich redlich verdient, denn die meisten anderen Klubs auf den Playoff-Plätzen sind dort mehr oder minder Stammgäste und verfügen außerdem über höhere Budgets als Göttingen und Würzburg.

Die Gemeinsamkeiten

Wenn Mannschaften über den Erwartungen performen, hängt das häufig mit der guten Arbeit der Coaches zusammen. Die Namen Roel Moors und Sasa Filipovski müssen in der Diskussion um den Trainer des Jahres auf jeden Fall genannt werden. Aber es dürfte schwer werden, „Titelverteidiger“ Tuomas Iisalo angesichts der herausragenden Bonner Saison diese Auszeichnung zu entreißen. 

Im modernen Basketball werden die Guards immer wichtiger, vor allem für Mannschaften mit überschaubarer finanzieller Ausstattung. So ist es nicht verwunderlich, dass die Go-to-Guys jeweils im Backcourt zu finden sind. Während Göttingen mit Harald Frey, Geno Crandall und Mark Smith hier auf ein Trio zurückgreifen kann, muss sich Würzburg auf das Duo Whittaker/Hunt verlassen. Die Verletzung von C.J. Bryce bedeutete das Ende des dreiköpfigen Monsters und könnte in letzter Konsequenz die Playoffs kosten. Und eine weitere Gemeinsamkeit: Alle die genannten Schlüsselspieler kamen – wie auch weitere Teile beider Mannschaften – aus schwächeren Ligen in die deutsche Beletage. 

Die Topscorer beider Teams sind dafür gute Beispiele: Whittaker kam über die zweite litauische Liga, Österreich und das ProA-Team von Karlsruhe in die Bundesliga und legt dort in dieser Saison bisher 18,0 Punkte (49,4 FG%), 5,0 Assists und 3,1 Rebounds auf. Göttingens Smith liefert direkt vom College kommend 17,2 Punkte (42,5), 2,9 Assists und übertriebene 7,1 Rebounds. Die beiden Guards liegen bezüglich der Effektivität ligaweit auf den Plätzen zehn und zwölf, also: Ja, den Verantwortlichen in beiden Klubs ist ein gutes Näschen bei der Auswahl ihrer Akteure zu attestieren.

Die BG Göttingen

Nachdem den Göttingern in der vergangenen Spielzeit auf der Zielgeraden der Sprit ausgegangen war (neun Niederlagen in den letzten elf Begegnungen), haben sie jetzt die Playoffs vorzeitig klargemacht. Dabei gerieten sie in den letzten Wochen gelegentlich ins Schwanken, fielen aber nicht. Die Probleme stehen in unmittelbarem Bezug zum unglücklichen Spielplan. Nach dem 87:86-Sieg in Chemnitz am 15. Februar musste das Team wegen einer Bombenräumung an ihrer Heimspielstätte bis zum zehnten März auf die nächste Partie warten. So ging einerseits der Rhythmus flöten (sowohl die Dreier- als auch die Assist-Quoten rutschten in den Keller), und darauf folgte das Wahnsinnsprogramm mit zehn Spielen im April für den nicht sonderlich tiefen Kader. Angesichts der Tatsache, dass die Moors-Schützlinge über weite Strecken der Saison sowohl guten als auch attraktiven Basketball gespielt haben, ist die Playoff-Teilnahme hochverdient.

Die Würzburg Baskets

Die dünne Personaldecke ist in Würzburg ein noch größeres Problem als in Göttingen. Der Anfang Februar für den verletzten Bryce verpflichtete Dayon Griffin reicht nicht an dessen Klasse heran. Für den nach Israel gewechselten Xerius Williams kam gar kein Ersatz. In den vier Begegnungen vor dem Göttingen-Spiel fielen wechselweise die Power Forwards Collin Welp und Felix Hoffmann aus. Entsprechend müssen Whittaker und Hunt immer wieder aus dem 1-1 punkten. Ein schweres Programm, die schwindenden Kräfte und die hohe Ausrechenbarkeit haben dafür gesorgt, dass die Mannschaft trotz größtem Einsatz fünf der letzten sechs Spiele verloren hat. Das Restprogramm sieht mit Begegnungen in Frankfurt und gegen Braunschweig lösbar aus. Aber Vorsicht: Diese beiden Teams kämpfen ums Überleben. Ein großer Trumpf sind auf jeden Fall die direkten Vergleiche, welche die Baskets gegen die Verfolger aus Bamberg, Rostock und Chemnitz gewonnen haben.

Kochs Nachschlag

Sollten die Filipovski-Schützlinge die Playoffs erreichen, so wären sie krasser Außenseiter. Gegen die besten sechs Mannschaften der Liga lautet die Bilanz 1-11. Dazu dürften die Rebound-Probleme gegen den wahrscheinlichen Erstrundenkontrahenten Bonn erheblich sein. Auch für Göttingen dürfte es sehr schwer werden. Man müsste den aktuellen sechsten Platz verbessern, um den beiden Euroleague-Teams Berlin und München aus dem Weg zu gehen. Einerseits wird das angesichts der nächsten Aufgaben gegen Bayern und Bonn nicht einfach, andererseits wäre es auch genau das, weswegen Überraschungsteams so genannt werden: Weil sie überraschen!

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.