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Home/Newscenter/Ein Auge für Talente und hungrige Profis: Ulms Strategie wird belohnt

NewsEin Auge für Talente und hungrige Profis: Ulms Strategie wird belohnt

09. Juni 2023
Wenn in der Finalserie zwischen ratiopharm ulm und den Telekom Baskets Bonn der neue Deutsche Meister gesucht wird, stehen auf Seiten der Ulmer wieder Mal auch junge Spieler im Mittelpunkt sowie hungrige Profis, die vorher in Europa unbekannt waren. Dieses Auge für talentierte Basketballer hat in Ulm auf drei Ebenen System.

Wenn in der Finalserie zwischen ratiopharm ulm und den Telekom Baskets Bonn der neue Deutsche Meister gesucht wird, stehen auf Seiten der Ulmer wieder Mal auch junge Spieler im Mittelpunkt sowie hungrige Profis, die vorher in Europa unbekannt waren. Dieses Auge für talentierte Basketballer hat in Ulm auf drei Ebenen System.

Aktuelles Beispiel dafür ist Juan Nunez. Der Spanier gehört mit gerade einmal 19 Jahren zu den absoluten Leistungsträgern in der Mannschaft von Trainer Anton Gavel. Der Point Guard kam vor der Saison von Real Madrid, wo er vor allem im Farmteam eingesetzt wurde. Der Start in die Saison in Ulm war auch mal holperig für ihn, aber in den Playoffs jetzt wird klar, warum Nunez der MVP der U20-EM von 2022 war und Spanien dort zum Titel führte.

Ulms 19-jähriger Juan Nunez, hier gegen DBB-Nationalspieler Nick Weiler-Babb, war gegen München ... veteranesk (Foto: Harry Langer).

In der BBL-Hauptrunde kam er auf durchschnittlich 8,3 Punkte (45,7 Prozent Wurfquote) und 4,2 Assists. In den ersten beiden Playoff-Serien aber zeigte er, dass bei beiden Statistiken Luft nach oben ist: im Viertelfinale gegen Berlin lieferte er im Schnitt 6,8 Assists, im Halbfinale gegen die Bayern 14,0 Punkte (56,0 Prozent). Besonders beeindruckend dabei seine Abgeklärtheit im ersten Spiel in München: Beim 87:69-Sieg war er mit 19 Punkten Topscorer, blieb dabei ohne Fehlwurf aus dem Feld (6/6 FG), hatte vier Assists, keinen Ballverlust und gab im Pick-and-roll in aller Seelenruhe die Bayern-Defense mehrfach der Lächerlichkeit preis. Wie oben geschrieben: 19 Jahre! 

(Hier ein längeres Interview mit Nunez auf der Homepage der Ulmer!)

Junge Spieler dürften in Ulm eben auch Fehler machen, ohne gleich ihre Spielzeit zu verlieren, erklärt BBL-Experte Stefan Koch (hier seine Analyse der Finals). „Und so etwas zahlt sich jetzt im Fall von Nunez aus und es spricht sich natürlich auch bei den Spieleragenten rum und dann hat ein Klub für die Zukunft gute Karten, wenn es darum geht, europäische Talente für sich zu interessieren.“

Richtig, denn außerdem steht bei Ulm das zweite Jahr der Slowene Fedor Zugic im Kader, der auch 19 Jahre alt ist und bei der erwähnten U20-EM als drittbester Scorer in die Erste Fünf des Turniers gewählt worden war. Der Flügelspieler hatte Anfang April Hamburg 25 Punkte eingeschenkt, ist aber dieses Jahr nicht so konstant wie 2021/22, weshalb er in den Playoffs bisher nur zu Kurzeinsätzen kam.

Und davor gab es bezüglich europäischer Talente in Ulm bereits den Franzosen Killian Hayes, der in jungen Jahren schon als NBA-Talent galt, 2017 MVP der U16-EM war und in der Saison 2019/20 mit 18 Jahren bereits als Starter auf der Eins das Ulmer Spiel leiten durfte. Nach der Saison wurde Hayes an siebter Stelle der NBA-Draft gezogen und spielt mittlerweile sein drittes Jahr bei den Detroit Pistons (2022/23: 10,3 PPG und 6,2 APG).

Killian Hayes gelang der Sprung aus Ulm in die NBA. (Foto: Harry Langer)

„Wir haben eine komfortable Situation“, sagt Thorsten Leibenath, der von 2011 bis 2019 Ulmer Headcoach war und seit 2019 Sportdirektor ist. „Der Eurocup ist die ideale Plattform, um Spieler in ihrer Entwicklung zu fördern.“ In dieser Saison sind die Ulmer dort bis ins Viertelfinale vorgedrungen, konnten dabei als Team noch besser zusammenwachsen – und sie spielen jetzt, pünktlich zu den Playoffs, ihren besten (und erfolgreichsten) Basketball. „Wir möchten ein Alleinstellungsmerkmal besitzen und haben uns dafür auf die Fahnen geschrieben, besonders gute Nachwuchsarbeit zu machen“, sagt Leibenath, „Dabei muss man natürlich bereit sein, für dieses Ziel zu investieren.“

Die zweite Ebene: Hungrige Profis

Der Fokus auf europäische Talente mit viel Entwicklungspotential und dem, was Leibenath als „Auge für Talente“ bezeichnet, ist bei ratiopharm ulm aber nur eine Ebene. Dazu finden die Ulmer Verantwortlichen auch generell hungrige Profis, denen sie den Sprung auf größere Bühnen zutrauen. Hier fünf Spieler, von der anderen Seite des Atlantiks, die ihre europäische Karriere in Ulm begannen und dann steil gingen:

EuroLeague-Champion Will Clyburn ging seine ersten Schritte im europäischen Basketball in Ulm. (Foto: Matthias Kuch)

Will Clyburn: Der US-Forward spielte von 2013-15 in Ulm und startete danach in Europa durch: ZSKA Moskau, Anadolu Efes Istanbul, Olympiakos Piräus und 2019 Euroleague-Champion und MVP des Final Fours.

John Bryant: 2012 und 2013 BBL-MVP in Ulm, 2014 Meister mit München, 2013 bester Offensivspieler und 2018 effektivster Spieler unserer Liga und fünf Mal im First Team. Keine Ahnung, ob die Ulmer das geahnt hatten, aber jedenfalls gaben sie der Basketball-Anomalie Big John – und das ist im positivsten Sinne gemeint – als erstes Team einen Profivertrag.

Dru Joyce: Zuerst nur dafür bekannt, dass er mit LeBron James zusammen im Highschoolteam war, aber seine beiden Saisons in Ulm (2007-09) waren der Auftakt für eine zwölfjährige Profikarriere in Europa.

Pierria Henry: 2015/16 in Ulm, danach bei Topklubs in Israel, Russland, Türkei und Spanien aktiv, 2020 spanischer und 2022 türkischer Meister.

Chris Babb: Startete 2015-17 in Ulm und spielte danach bei bekannten Klubs in Russland, der Türkei, Griechenland und Israel (und 2020/21 in Bonn).

Und mit Yago dos Santos und Bruno Caboclo (der allerdings 2021 schon mal ein paar Spiele für Limoges gemacht hatte) überraschen nun erstmals zwei brasilianische Nationalspieler aus dem Ulmer Kader in großem Maße in Europa.

Die dritte Ebene: DBB-Nationalspieler

Robin Benzing und Per Günther debütierten beide als Ulmer 2009 im DBB-Team (Foto: DBB)

Vom Ulmer Auge für Talente profitierten in der Vergangenheit aber auch schon früh deutsche Spieler. An erster Stelle sind dabei vier Nationalspieler zu nennen: Per Günther (2008-22 in Ulm, 65 Länderspiele), Robin Benzing (2009-11, 167), Konrad Wysocki (2006-08, 51) und David Krämer (2014-19, 14), die alle bei ratiopharm ulm ihre BBL-Karriere starteten.

Neben Krämer wurden aus der jüngeren Generation auch Göttingens Till Pape und Hamburgs Christoph Philipps in Ulm ausgebildet, im aktuellen Kader ist Center Nicolas Bretzel zu nennen. Es erfordere durchaus etwas Mut und Risiko, den Weg in dieser Form zu gehen, gibt Leibenath zu. Aber er weiß: „Das wird sich auszahlen.“ Im Gespräch kurz vor dem Start der Finalserie fügt er hinzu: „Und es kann sich auch im großen Maßstab auszahlen, wenn man mit einem Mal um den Titel spielt.“

Thorsten Leibenath als Trainer, David Krämer als Ulmer Nachwuchsspieler, heute ist der eine Sportdirektor, der andere der beste deutsche Scorer der Saison (Foto: Harry Langer).

Um auch in Zukunft Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf Bundesliga-Niveau zu bringen, betreibt der Club im „Orange Campus“ mit vielen Beteiligten ein intensives Jugend-Programm. „Der Campus gehört zu den großen Meilensteinen in unserer Club-Historie“, sagt Leibenath. „Dazu gehörten für mich auch die Arena-Eröffnung, die 27-Siege-Serie und unsere Finalteilnahmen.“

Ein weiterer ist nun hinzugekommen: die Finalserie 2023 gegen die Telekom Baskets Bonn. Leibenath blickt voraus: „Es wird guten Basketball geben.“ Und dies auch dank des Ulmer Auges für talentierte und hungrige Basketballer.